Interview mit sora – Mangaka hinter „Lieb mich noch, bevor du stirbst“
Im Rahmen ihres Deutschlandbesuchs konnten wir ein Interview mit der für Lieb mich noch, bevor du stirbst (jap.: Tsuiraku JK to Haijin Kyoushi) bekannten Mangaka sora führen. Dabei waren unter anderem ihre Anfänge sowie Inspirationen und auch Mein neues Leben als Hexe in einer fremden Welt (jap.: Tensei Majo wa Horobi wo Tsugeru) Thema.
Wir möchten uns sowohl bei altraverse für die Gelegenheit als auch bei dem japanischen Verlag Hakusensha, der das Interview genehmigt hat, herzlich bedanken. Unser großer Dank für die Beantwortung der Fragen und die damit verbundene Zeit gilt zudem Mangaka sora selbst. Nachfolgend werden wir uns mit MP abkürzen.
*Anmerkung der Redaktion: Das Interview hat im März stattgefunden.
MP: Hallo sora-sensei und vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für uns nehmen.
MP: Zunächst würden wir gerne mit Ihnen über Ihren Werdegang reden. Wollten Sie schon immer Mangaka werden und wie kamen Sie dazu, als Mangaka zu arbeiten?
sora: Das begann schon in der Grundschule. Bereits als ich in die zweite Klasse ging, hatte ich den Traum, eines Tages Mangaka zu werden.
Als ich an der Uni war, verfolgte ich andere Sachen, die nichts mit dem Arbeiten als Mangaka zu tun hatten. Aber während ich auf Jobsuche war und ein Praktikum machte, habe ich gemerkt, dass ich darauf keine Lust habe. Es hat mir keinen Spaß gemacht, daraufhin habe ich mich mit einem Werk bei der Hana to Yume* beworben.
*Anm. d. Red.: Manga-Magazin aus Japan, in dem auch Lieb mich noch, bevor du stirbst kapitelweise erscheint.
MP: Schön, dass es geklappt hat.
MP: Wo beziehungsweise wie haben Sie zeichnen gelernt? Haben Sie im Laufe Ihrer Karriere eine Assistentinnen-Tätigkeit ausgeführt, über die Sie uns vielleicht mehr erzählen könnten?
sora: Das Zeichnen habe ich mir komplett selbst beigebracht. Es gab Manga-Künstler, die ich sehr respektierte und an deren Werken ich in Notizheftern – 300, 400, 500, 600 Seiten – einfach geübt und mich orientiert habe. Daran saß ich die ganze Zeit, und so ist es dazu gekommen.
MP: Haben Sie selbst Vorbilder, die Sie inspirieren und zu denen Sie aufschauen? Gerade auch in Bezug zu anderen Mangaka interessiert uns, welche Geschichten Sie möglicherweise gerne lesen, falls Sie überhaupt Zeit zum Lesen finden. *lach*
sora: Als Vorbild ist es Ryoko Fukuyama-sensei, die beim gleichen Magazin ist. Mein Traum war es, im selben Magazin wie sie zu veröffentlichen, weshalb ich mein Manuskript ebenfalls bei der Hana to Yume abgegeben habe.
Und natürlich liebe ich auch die Werke von Fukuyama-sensei. Ich habe ihre Werke natürlich auch zum Üben verwendet.
MP: Bei Lieb mich noch, bevor du stirbst arbeiten Sie sowohl an der Geschichte als auch an den Zeichnungen. Was macht Ihnen mehr Spaß: das Ausdenken der Handlung oder das Zeichnen von dieser?
sora: Es macht mir natürlich auch Spaß, mir die Geschichte auszudenken, aber da ich bereits seit meiner Kindheit zeichne, macht es mir ein bisschen mehr Spaß, die Geschehnisse zu illustrieren.
MP: Bleiben wir direkt bei Lieb mich noch, bevor du stirbst. Jin ist wirklich ein eigenwilliger Lehrer, wie wohl sein Unterricht abläuft und ob die Schüler und Schülerinnen dem Stoff gut folgen können? Wie sind Sie auf den Charakter gekommen und gab es gewisse Vorbilder für die Figur?
sora: Ich hoffe, dass sie gut von ihm lernen können. *lach*
Jin hatte keine wirkliche Vorlage in dem Sinne. Dadurch, dass Mikoto so ernst war, wollte ich mit ihm einen Gegenpol erzeugen. Das war Jin, der mit seinem Humor das Ganze auflockert. Um einen weiteren Gegenpol zu erzeugen, der auch etwas für Kontrast sorgt, wurde er entsprechend ein Lehrer.
MP: Das ist Ihnen definitiv gelungen.
MP: Worauf achten Sie besonders, wenn Sie die Zeichnungen von Lieb mich noch, bevor du stirbst anfertigen? Gibt es etwas, das Ihnen besonders wichtig ist, darzustellen? Und was fällt Ihnen eher schwer?
sora: Da das Thema sehr dunkel und ernst ist, versuche ich nicht zu ernst und zu dunkel zu werden.
Es ist schwierig, die Balance zwischen dem Ernsten und dem Lockeren, Fluffigen zu halten.
MP: Es gelingt Ihnen gut.
MP: Wie entwickeln Sie den weiteren Storyverlauf beziehungsweise woher beziehen Sie Ihre Inspirationen dafür? Fließen auch Ihre eigenen Erfahrungen aus der Schulzeit mit ein?
sora: Den Storyverlauf baue ich episodenweise auf und hangele mich so durch die Geschichte. Eigene Erfahrungen sind im groben Verlauf nicht enthalten, aber kleinere Details schmücke ich durchaus mit eigenen Erfahrungen aus.
MP: In Lieb mich noch, bevor du stirbst unterhalten sich die Figuren oft über das Sterben und Selbstmord, aber die Handlung wird dann oft durch Gags in eine humoristische Richtung gelenkt. Wie kommen Sie auf diese Gags und Sprüche, um die Stimmung zu drehen? Gibt es dabei etwas, worauf Sie Wert legen, insbesondere vor dem Hintergrund der sensiblen Thematik des Wunsches zu sterben?
sora: Ich schaue sehr viel Comedy an, was beim Zeichnen gerne einfach im Hintergrund läuft. So sauge ich es zum Lernen auf und entsprechend kommt es so rüber.
MP: Bei uns sind bisher 17 Bände von Lieb mich noch, bevor du stirbst auf Deutsch erschienen. Würden Sie uns verraten, welche Szene bis zu diesem Stand Ihre liebste ist und warum?
sora: Das ist die Szene von Jins Vergangenheit, in der er und Mikoto sich zum ersten Mal im Wald treffen. Diese Szene hatte ich bereits von Anfang an im Kopf. Als ich sie endlich zeichnen konnte und sie mir so gelungen ist, wie ich sie mir vorgestellt hatte, war ich wirklich froh.
MP: In Japan zählt Lieb mich noch, bevor du stirbst mittlerweile 18 Bände – wirklich eine herausragende Zahl. Wissen Sie bereits, wie viele weitere Bände Sie für die Geschichte rund um Jin und Mikoto anstreben? Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie Sie die Geschichte der beiden eines Tages enden lassen wollen oder ist das etwas, das Sie erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden werden?
sora: Es kommen noch zwei Bände heraus, dann ist die Serie vorbei. Eigentlich sind es drei Kapitel, die noch erscheinen werden.
Der Höhepunkt stand bereits von Anfang an fest.
MP: Mit Dem Himmel zu fern, Mein neues Leben als Hexe in einer fremden Welt und Lieb mich noch, bevor du stirbst arbeiten Sie aktuell an mehreren Projekten. Wie schaffen Sie es, sich auf mehrere Projekte parallel zu konzentrieren? Haben Sie dafür einen bestimmten Arbeitsablauf?
sora: Ich zeichne das alles einfach, in dem ich mein Leben aufs Spiel setze.
MP: In Mein neues Leben als Hexe in einer fremden Welt zeichnen Sie, wie Sie selbst im Nachwort berichten, zum ersten Mal eine fantasievolle Welt. Inwiefern unterscheidet sich das Zeichnen dieses Werkes von Lieb mich noch, bevor du stirbst?
sora: Da Mein neues Leben als Hexe in einer fremden Welt Fantasy ist, ist das Werk deutlich dynamischer, es benötigt andere Posen und es kommen Drachen vor, was alles sehr herausfordernd ist. Es ist einfach anders schwer als Lieb mich noch, bevor du stirbst, weil beim Zeichnen andere Schwerpunkte zu beachten sind.
MP: Gibt es ein Thema, das Sie in Zukunft unbedingt einmal in Manga-Form bearbeiten möchten?
sora: Da ich gerade einen Slice-of-Life- und Fantasy-Manga habe, würde ich in Zukunft gerne einen Slice-of-Life-Manga machen, der Fantasy beinhaltet.
MP: Auf das Werk sind wir bereits jetzt gespannt!
MP: Haben Sie zum Abschluss vielleicht noch ein paar Worte an Ihre deutschsprachigen Fans?
sora: Die deutsche Kultur ist so viel anders als die japanische. Trotzdem vielen, vielen Dank, dass ihr meine Werke lest und Spaß daran habt. Wirklich vielen Dank!
MP: Vielen Dank für das Interview, sora-sensei.