Review zu „Dao – Der Weg“ | Titel beim „Gratis Kids Comic Tag“ 2024
Nach mehreren Monaten beziehungsweise Jahren der Verschiebungen hat Herausgeber Chinabooks Dao – Der Weg nun, passend zum bevorstehenden Gratis Kids Comic Tag 2024, in den deutschsprachigen Handel gebracht. Wir haben uns das Werk der Tuschekünstlerin Cai mogu de Sima gonggong etwas genauer angeschaut und berichten im Folgenden von unseren Leseeindrücken.
Offizieller Release-Termin war der 30. April. Für das vollfarbig gedruckte Softcover im Sonderformat von 26 × 18,6 cm sind 24,90 € zu bezahlen. Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um eine zweisprachige Fassung – unter dem ins Deutsche übersetzen Text ist jeweils das chinesische Original abgedruckt. Interessierte finden den Einzelband unter der ISBN 978-3-03887-014-2.
Inhaltsbeschreibung
In den letzten Jahren der Qing-Dynastie (1644 bis 1912) leidet das chinesische Volk unter Hunger und Tyrannei. Der korrupte Beamtenapparat beutet die Bevölkerung gnadenlos aus, während lokale Herrscher wohlgenährt auf ihren gut gefüllten Kornspeichern sitzen. Not und Elend bestimmen den Alltag der einfachen Menschen.
Einzig Sagen und Legenden kursieren im Überfluss. Manche berichten den Kindern von einem mysteriösen Geisterwesen. Das sogenannte Feuerwiesel tauche stets wie ein Spuk auf, nur um kurz darauf ebenso unbemerkt wieder zu verschwinden. Andere behaupten, es erscheine in der Gestalt eines kleinen Lümmels. Das Wiesel schleiche nur allzu gern um die Häuser der Menschen, um unartige Kinder zu entführen. Dao – Der Weg umfasst eine Handvoll Episoden aus jener unsteten Zeit …
© 2024 by 采蘑菇的司马公公 Cai mogu de Sima gonggong / 广州漫友文化科技发展有限公司 Guangzhou Comicfans Culture Technology Development Co., Ltd., All Rights reserved.
Visualisierung
Hinter der Autorin und Zeichnerin Cai mogu de Sima gonggong (wörtlich: das Pilze sammelnde Grossväterchen Sima) verbirgt sich eine junge Frau, die unter anderem schon beim „China Animation & Comic Competition“ mit dem Golden Dragon Award in der Kategorie „bestes Bilderbuch“ sowie einer silbernen Medaille der Stadt Qingdao und dem Award für das wertvollste Urheberrecht geehrt wurde.
Dem übernatürlichen Szenario dienen Tuschezeichnungen als Basis. Vereinzelte Farbakzente verleihen der düster-verwaschenen Optik einen Hauch von Lebendigkeit. Gleichzeitig hebt dieser traditionell angelegte Stil den fernöstlichen Kern der Erzählung hervor. Groteske Figuren und Monster runden die eigentümliche Darstellung ab.
3 Bilder
Zum Schutz vor Beschädigungen ist der Titel standardmäßig eingeschweißt. Oben sind ausgewählte Innenseiten zu sehen, ein paar weitere finden sich im verlagseigenen Webshop. Im Rahmen des am 11. Mai stattfindenden Gratis Kids Comic Tag 2024 wird darüber hinaus eine kostenlose Print-Leseprobe verteilt.
Fazit
Bei Dao – Der Weg handelt es sich um einen episodisch abgefassten Fantasy-Titel, der sich lose auf chinesische Folklore stützt. Inhaltlich sind die einzelnen Geschichten wenig originell, das Ganze plätschert eher vor sich hin. Viel spannender gestaltet sich die Bebilderung. Künstlerin Cai mogu de Sima gonggong entzückt mit dezent kolorierten Tuschezeichnungen, die Tradition und Moderne effektiv zusammenführen. Der typisch fernöstlich anmutende Stil prägt das Setting entscheidend.
Hinsichtlich der produktionstechnischen Verarbeitung bietet Verlag Chinabooks für den Preis von 24,90 € eine angemessene Gegenleistung: Die knapp über 220 Seiten sind auf merklich qualitatives Papier gedruckt. Zusätzlich wartet der vollfarbige Release mit dem Sonderformat von 26 × 18,6 cm auf. In Sachen Übersetzung und redaktioneller Bearbeitung gefällt besonders gut, dass einzelne Passagen – wohl im Einklang mit der Originalfassung – gereimt abgefasst sind.
Unserem Empfinden nach handelt es sich bei Dao – Der Weg um eine Special-Interest-Produktion, die sich vor allem an einen ausgewählten Liebhaberkreis richtet. Wer sich für Manhua oder allgemein Comics abseits des Mainstreams interessiert, mag hier mit Blick auf die Optik gut beraten sein. Darüber hinaus fehlt es dem Einzelband aber an Raffinesse und Nachklang. Insofern – aus unserer Sicht – kein Must-read.
Für das unverbindliche Bereitstellen eines Belegexemplares bedanken wir uns herzlich bei Chinabooks.