Ersteindruck zu „Ouroboros“
Herausgeber papertoons hat jüngst eine deutschsprachige Printausgabe von Ouroboros verlegt. Wir haben die ersten beiden Bände der ab 18 Jahren empfohlenen Boys-Love-Reihe gelesen und berichten hier von unseren Eindrücken.
Die insgesamt 80 Kapitel wurden in sechs Bänden mit je rund 240 Seiten zusammengefasst. Für die Aufmachung als Softcover-Großformat in Vollfarbe sind 16,00 € zu bezahlen. Eine E-Book-Fassung wird bislang nicht angeboten. Salix Thürkow (auch: Anemone Bauer) hat die Geschichte aus dem Koreanischen übersetzt.
Inhaltsbeschreibung
Polizist Woo Hyungs wurde über zehn Tage hinweg von seinem Schwager eingesperrt und vergewaltigt. Danach nimmt sein Leben eine Talfahrt: Erst zerbricht seine junge Ehe, dann wird er vom Dienst suspendiert. Aus dem Martyrium ist ein Trauma gewachsen, das seinen gesamten Alltag beeinträchtigt.
Als er durch eine Fernsehsendung von der sogenannten Konfrontationstherapie bei Hunde-Phobie erfährt, beschließt Woo Hyung, das Prinzip auf seinen eigenen Zustand zu übertragen. In einem Gay Club macht er sich auf die Suche nach entsprechenden Männerbekanntschaften – und gerät prompt in die Fänge des sadistisch veranlagten Heo Sujo.
© Songhyel / Haksan Publishing Co., Ltd.
Bei seinem besten, offen homosexuellen Freund Gang Boguk sorgt dieses frivole Verhalten für Empörung – nicht zuletzt, weil er romantische Gefühle für seinen älteren Kollegen hegt. Woo Hyung findet sich schließlich zwischen zwei Männern. Aber ob sein Trauma wirklich dadurch kuriert werden kann …?
Visualisierung
Sowohl die Handlung als auch die Zeichnungen stammen von Songhyel. Nachdem der Titel zuerst online als Webtoon erschienen ist, wurden die Panels für die vorliegende Printfassung neu arrangiert. Dem Lesefluss hat das nicht geschadet – allerdings sind im Hintergrund stellenweise recht markante Weißflächen erhalten geblieben.
Highlight sind die Charakterdesigns und die Koloration. Beides weicht vom „koreanischen Standard“ ab, wodurch Ouroboros mit einer eigenen Note zu bestechen weiß. Alle erotischen Szenen sind, wie in der Originalfassung, verdeckt: Die primären Geschlechtsmerkmale werden in Form von weißen Silhouetten dargestellt – „Lichtschwert-Zensur“.
Aufgrund der Altersempfehlung von ab 18 Jahren ist die Veröffentlichung standardmäßig eingeschweißt. Statt im Handel vor Ort kann daher nur über die Online-Leseprobe reingeblättert werden. Interessierte können zudem durch die Webfassung scrollen. International wird diese bei Lezhin auf Englisch angeboten.
Fazit
Ouroboros ist erfrischend zu lesen. Die Prämisse wirkt nicht verbraucht. Inhaltlich mischen sich psychologische, dramatische und erotische Elemente. Obwohl der Realitätsgehalt durchaus diskutabel erscheint, gefällt der bisherige Verlauf. Sowohl Woo Hyung als auch Heo Sujo und Gang Boguk wecken Interesse – durch ihr mitunter diffuses Wesen wird Spannung aufgebaut.
Die ersten beiden Bände konzentrieren sich primär darauf, das allgemeine Setting zu erläutern. Inwiefern neben der Traumabewältigung auch romantische Verwicklungen Thema werden, verbleibt unsererseits abzuwarten. Mit Blick auf die Visualisierung weiß die Reihe so weit zu gefallen. Dass kein unzensiertes Bildmaterial abgedruckt wurde, hat sicherlich triftige Gründe, ist aber schade.
Wer sich für Dark-Boys-Love interessiert, scheint mit dem Manhwa grundsätzlich gut beraten zu sein. Fans von Killing Stalking und The Beast Must Die finden hier – zumindest in Teilen – vergleichbaren Nachschub. In Sachen Aufmachung ist sich nicht zu beschweren, für 16,00 € wird die gewohnte Aufmachung als Softcover-Großformat in Vollfarbe geboten. Lediglich bei der Übersetzung beziehungsweise redaktionellen Bearbeitung sind mehrfach Unstimmigkeiten in Form von holprigen Formulierungen aufgefallen.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei papertoons für die Zurverfügungstellung entsprechender Belegexemplare.