Besprechung zu Usamaru Furuyas „Der Selbstmordclub“
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Noch bis vor wenigen Jahren hat Herausgeber schreiber & leser verschiedene japanische Künstler verlegt – neben Jiro Taniguchi, Osamu Tezuka und Inio Asano auch Usamaru Furuya, den Schöpfer von Lychee Light Club. Wir hatten jüngst Gelegenheit, dessen Einzelband Der Selbstmordclub zu lesen und berichten hier von unseren Eindrücken.
Der rund 170 Seiten umfassende Titel ist hierzulande im Oktober 2006 unter dem shodoku-Label des eingangs genannten Verlags auf den Markt gekommen – wohl in einmaliger Auflage. Zum Neupreis von 12,95 € wurde eine Aufmachung als großformatige Klappenbroschur geboten, mittlerweile wird der Release nur noch gebraucht oder antiquarisch gehandelt.
Inhaltsbeschreibung
Am 31. Mai 2001 sprangen 54 Schülerinnen gemeinsam vor einen einfahrenden Zug der Chuo-Linie, um kollektiv Selbstmord zu begehen. Alle Mädchen waren sofort tot – alle bis auf Saya, die den Sturz auf die Gleise auf geradezu magische Weise unbeschadet überlebt hat. Trotz dieser eigentlich traumatischen Erfahrung besucht sie weiter eine Oberschule.
Dort geht sie einem auf den ersten Blick gewöhnlichen Alltag nach. Ihre beste Freundin Kyoko, die Saya schon seit Kindestagen an kennt, beobachtet allerdings eine Veränderung. Nachdem die Jugendliche zu Beginn von einem mysteriösen Mädchen namens Mitsuko zum Suizid(-versuch) verleitet wurde, ist es nun Saya, die andere unglückliche Seelen um sich schart …
JIESATSU CIRCLE © 2008 [2002] by Usamaru FURUYA / OHTA PUBLISHING CO.
Visualisierung
Sowohl die Geschichte, die ganz lose auf dem japanischen Film Suicide Club von Regisseur Shion Sono *WERBUNG basiert, als auch die Zeichnungen stammen von Usamaru Furuya. Dem Manga liegt eine typisch analoge Optik zugrunde, die sich durch eine feine Strichführung und starr gesetzte Kontraste auszeichnet. Rasterfolien verleihen der Bebilderung Struktur. Die Hintergründe sind mehr als zweckdienlich, aber dennoch ohne nennenswerte Highlights ausgestaltet.
Beim Lesefluss macht sich vor allem das dynamische Text-Bild-Verhältnis bemerkbar – mit Ausnahme einiger Forenbeiträge wird Der Selbstmordclub weitgehend von der Visualisierung getragen. Gewalthaltige sowie sexualisierte Inhalte sind im Verlauf der Handlung zu erwarten. Verlag schreiber & leser stellt einzelne Innenseiten zur Ansicht bereit. Für einen weiterführenden Einblick kann diese Online-Leseprobe zur japanischen Neuausgabe herangezogen werden.
Fazit
Inhaltlich offenbart Der Selbstmordclub kaum Neues. Die Erzählung rund um Saya beziehungsweise Mitsuko folgt einem durchaus bekannten Muster, das an dieser Stelle wenig Raum für Überraschungen lässt. Ähnlich wie Tomie – Es gibt kein Entkommen oder Ousama Game liegt der Geschichte eine sich repetierende Struktur zugrunde, die potenziell endlose Anschlussmöglichkeiten bereithält. Glücklicherweise handelt es sich hier um einen Einzelband, sodass die Geduld oder Aufmerksamkeit nicht überdehnt wird.
Mit Blick auf die Zeichnungen, die gelegentlich an Taiyo Matsumoto erinnern, mutet der Titel tendenziell als Special-Interest-Veröffentlichung an. Hier zeigt sich die zugleich die Garo-Vergangenheit von Mangaka, jenem Avantgarde-Magazin, das Künstler wie Yoshiharu Tsuge und Shigeru Mizuki verlegt hat.
Obwohl Der Selbstmordclub eine gewisse Tiefgründigkeit vermissen lässt, ist der Manga für das an Retro-Horror interessierte Publikum sicherlich lesenswert – zumindest in einmaliger Lektüre. Vor allem Fans von Junji Ito könnten hier gut beraten sein. Allerdings gilt es abzuwägen, inwiefern es einem die (stetig schwankenden) Gebrauchtpreise, die für den Release aufgerufen werden (können), wert sind.
Diese Besprechung wurde durch Jonas aus der Manga-Passion-Community ermöglicht, vielen Dank!