Review zu „Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen“ Band 06
Mit Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen verlegt TOKYOPOP seit Juni 2022 einen ab 18 Jahren empfohlenen Smut-Titel, der stellenweise durchaus explizit ist. Nachdem wir schon die ersten fünf Bände besprochen haben, rücken wir nun Band 06 in den Mittelpunkt.
Der sechste Band ist bereits im Oktober 2023 auf den deutschsprachigen Markt gekommen. Für 7,99 € wird ein Gesamtumfang von fast 170 Seiten geboten, gefasst als Softcover im Standard-Taschenbuchformat. Farbseiten oder andere etwaige Extras sind nicht zu erwarten. Zum Preis von 5,99 € ist alternativ auch eine E-Book-Fassung erhältlich.
Inhaltsbeschreibung
Seit ihrer frühen Kindheit ist Momo in den erfolgreichen wie überaus beliebten Natsuki verliebt. Seit dieser in der Vergangenheit einmal (scheinbar) beiläufig erwähnt hat, dass er elegante Frauen mag, arbeitet sie hart an sich, um dieser Vorstellung gerecht zu werden. Momo ist stets bemüht, sich von der besten Seite als junge Lady zu präsentieren. Wegen ihrer schlechten Noten gelingt ihr das allerdings nur bedingt.
Glücklicherweise bekommt sie „Nachhilfestunden“ von Natsuki. Dabei hat sich der Frauenschwarm für die „Lernsessions“ eine besondere Unterrichtsmethode überlegt: Für jeden Fehler bekommt Momo einen Klaps auf den Hintern. Die Studentin war von dieser Idee zwar zuerst irritiert, hat aber schließlich zugestimmt. Zu ihrer Überraschung empfindet sie Natsukis beherzte Berührungen jedoch ganz und gar nicht als unangenehm – sie erfreut sich sogar an der außergewöhnlichen Behandlung.
Gleichzeitig treibt Momo dieses wenig damenhafte Verhalten regelmäßig die Schamesröte ins Gesicht. In ihrer Naivität ahnt sie nicht, dass Natsuki selbst ebenfalls großen Spaß an den gemeinsamen „Nachhilfestunden“ hat. Inzwischen sind die beiden offiziell ein Paar. Die erotischen Spielereien setzen sich unvermindert fort und gipfeln schließlich in ihrem ersten Mal.
In der Tschechischen Republik, wo sie sich gerade auf Europareise befinden, nutzt Natsuki die Gelegenheit, Momo nach Belieben seiner Lust und seinen ganz eigenen, teils in den Sadismus tendierenden Vorlieben zu unterwerfen. Der nächste Schritt seines von langer Hand ausgeklügelten Plans sieht daran anschließend eine offizielle Verlobung vor, doch Natsukis jüngerer Bruder Akito ist von diesem Vorhaben alles andere als begeistert …
Zeichenstil
Die von Mangaka Monaka Morinaka gezogenen Außenlinien sind sauber und schwungvoll. Während die Figuren beziehungsweise ihre Kleidung primär mit Rasterfolien ausgestaltet sind, bestechen andere Panels sowie ausgewählte Hintergründe mit aufwändigen Zeichnungen. Besondere Aufmerksamkeit kommt in diesem Zuge der Architektur der gezeigten Prachtbauten und ihrer Einrichtung zu.
Auf den ersten Blick erscheint der Seitenaufbau von Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen recht kleinteilig und gestaucht, den Lesefluss beeinträchtigt das allerdings nicht. Durch breite schwarze Ränder, die anzeigen, dass die jeweilige Szene in der Vergangenheit spielt, wird innerhalb der Erzählung eine zusätzliche, visuelle Orientierung geschaffen.
Wie in den vorangegangenen Reviews angemerkt, sieht Protagonistin Momo unserem Empfinden nach etwas jung aus, der Handlung nach ist sie 20 Jahre alt. Außerdem fallen beim Charakterdesign ihre weit auseinanderstehenden, großen Augen auf – das erinnert entfernt an den Stil von Clannad. Die Gestaltung ist dahingehend nicht unbedingt realistisch gehalten, verfügt aber zumindest über einen gewissen Wiedererkennungswert.
Um diesen Inhalt sehen zu können, musst du der Verwendung von Cookies für YouTube zustimmen.
Im Vergleich zu den vorangegangenen Teilen ist der sechste Band am explizitesten, allgemein zeichnet sich bislang eine konstante Steigerung der enthaltenen Erotik ab. Momos Oberkörper ist (wieder) mehrfach entblößt, überdeckt oder anderweitig „zensiert“ ist nur selten etwas – lediglich der Intimbereich der zwei Hauptfiguren ist, wie von japanischen Produktionen gewöhnt, weniger offenherzig in der Darstellung. Mittels Mimik wird Momos Libido effektiv unterstrichen. In Sachen Smut ist eine reiche Vielfalt geboten, die auch entsprechend abgebildet wird.
Wegen der Altersempfehlung von ab 18 Jahren ist der Release standardmäßig eingeschweißt. Üblicherweise ist es deswegen nicht möglich, im Handel vor Ort reinzublättern. TOKYOPOP stellt jedoch eine kostenlose Online-Leseprobe bereit. Etwas mehr als diese rund zehn Seiten gibt es darüber hinaus in der Preview zur japanischen Originalausgabe zu sehen.
Fazit
Der sechste Band setzt den bisherigen Kurs weiter fort. Während gut gefällt, dass jene Geschehnisse, die bei dieser ab 18 Jahren empfohlenen Geschichte ganz offenkundig im Mittelpunkt stehen, nicht ins Unendliche hinausgezögert werden beziehungsweise einer kontinuierlichen Entwicklung unterliegen, ist der Plot bei rationaler Prüfung oberflächlich und reichlich dünn.
Beide Hauptfiguren sind wahrlich keine Sympathieträger – Momo ist weltfremd-naiv, Natsuki ein geradezu obsessiver Sadist. Glücklicherweise handelt es sich bei Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen um Fiktion, andernfalls wäre die Erzählung, die aus unserer Sicht zwingend frei von Ernst und Realität zu betrachten ist, erschreckend unheimlich.
In dem Sinne ist der Manga auch kaum als Romance zu verstehen, die Erotik, die nicht deutlicher an einen Softporno erinnern könnte, ist klar das Zentrum der Handlung – und sicherlich der Hauptgrund zur Lektüre. Band 06 rückt neben reichlich Sex auch (wieder) das Hinternversohlen stärker in den Fokus. Wer sich für Ecchi- und Hentai-Inhalte begeistert, findet mit dem vorliegenden Werk eine der explizitesten Reihen, die aktuell auf dem deutschsprachigen Markt verfügbar sind. Gleichwohl ist hinzunehmen, dass die primären Geschlechtsorgane, eben wie in der japanischen Originalausgabe, unsichtbar sind.
Diesbezüglich gilt es gegebenenfalls, die eigene Fantasie zur Vervollständigung der Szenen heranzuziehen – eine solide Basis für laszive Gedankenspiele scheint jedenfalls gegeben. Gelegentliche Holperer in der Übersetzung beziehungsweise bei der redaktionellen Bearbeitung, die über bekannte Schwierigkeiten beim deutschsprachigen Dirty Talk hinausgehen, sind dabei leider hinzunehmen. Mehrmals liest sich der Text ungewollt steif.
Dem an Smut interessierten Publikum lässt sich, sofern moralische Bewertungen ausgeblendet werden können, Die werte Lady lässt sich gern den Hintern versohlen insgesamt dennoch empfehlen – unter der Voraussetzung, dass die Zeichnungen den eigenen Geschmack zumindest grundlegend treffen. Fans unschuldiger Liebesgeschichten dürften hier dagegen weniger gut beraten sein.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel mit einem Belegexemplar unterstützt.