Lang erwartet: „Kase-san“ 01 „& blaue Blumen“
Nachdem zuletzt im Dezember mit akili Vampeerz eine Supernatural-Girls-Love-Geschichte hierzulande debütierte, startete nun auch Kase-san. Dabei handelt es sich um die Neuauflage von dem 2013 als Einzelband erschienenen Ipomoea, der hierzulande aufgrund wirtschaftlicher Umstände zunächst nicht fortgeführt wurde. Nun, mehr als sieben Jahre später, erscheint die fünfteilige Reihe komplett auf Deutsch, verspricht das Berliner Label Egmont Manga der Leserschaft.
Die neue Ausgabe besticht sowohl durch ein größeres Format als auch durch ein qualitativeres Papier, das sich durch die gebotene Dicke und Reinheit der Farbe auszeichnet. Zudem ist das Cover- und Buchrückendesign an ausgewählten Stellen mit reflektierendem Spot-Lack veredelt. In dem Gesamtumfang von rund 160 Seiten ist eine doppelseitig bedruckte Hochglanz-Farbseite enthalten. Preislich ist, wie auch bei dem eingangs benannten Vampeerz, 10 Euro (D) veranschlagt. Digital ist der Titel zudem für 8,99 Euro zu erwerben.
Inhaltsbeschreibung und Erzählweise
Die zarte Geschichte ist in der dritten Stufe einer japanischen Oberschule, also der 12. Klassenstufe nach deutschen Normen, angesiedelt. Die blonde Yamada ist ein schüchternes, aber engagiertes Mädchen. Jeden Tag kümmert sie sich nach der Schule um die Bepflanzung im Hof der Bildungseinrichtung. Auch bei stechendem Sonnenschein ist sie draußen und gießt die Blumen oder zupft das gewachsene Unkraut.
Dabei wird sie regelmäßig von Kase beobachtet, einer jungenhaften Leichtathletin. Diese ist nicht nur das Ass ihres Klubs, sondern auch aufgrund ihres extrovertierten Auftretens sehr beliebt bei ihren Mitschülern aus der Stufe – bei den Jungen wie den Mädchen. Ein kurzer Blickaustausch zwischen den beiden Oberschülerinnen innerhalb der großen Umkleide nach dem Sport lässt bereits vermuten, dass sie ein besonderes Band verbinden könnte. Als Kase-san Yamada im Schulgarten anspricht und vorschlägt, sich innerhalb der bevorstehenden Schulferien einmal zu treffen, beginnt diese zu weinen …
Die Handlung des ersten Bandes erstreckt sich auf insgesamt fünf Kapitel, die in ihrer Erzählweise allerdings episodisch aufgebaut sind. Zu Beginn neuer Kapitel werden vorangegangene Geschehnisse beispielsweise noch einmal knapp zusammengefasst, um insbesondere der Leserschaft der Magazin-Ausgabe Anschluss an die Geschichte zu ermöglichen. Darüber hinaus wird die aufgeworfene Prämisse zu Beginn des neuen Abschnitts im weiteren Verlauf von diesem unmittelbar aufgelöst. Dennoch ist ein roter Faden innerhalb von Kase-san gegeben. Dies ist auf die initiale Veröffentlichung in Japan zurückzuführen, denn das Franchise entstand aus einem One-Shot heraus, der erst später schrittweise durch weitere Kapitel erweitert wurde und schließlich als eigenständige Reihe serialisiert wurde.
Perspektivisch wird der Manga ausschließlich aus Sicht von der schüchternen Yamada wiedergegeben. Wenngleich das Publikum um die Gedanken- und Gefühlslage von ihr weiß, verbleibt Kase-san als Figur nur bedingt zu fassen. Sicherlich ist dahingehend für die fortsetzenden Bände Potenzial zur inhaltlichen Anknüpfung gegeben. Dennoch erscheinen beide Charaktere in ihrem Handeln und ihrer Persönlichkeit sympathisch.
Zeichenstil
Mangaka Hiromi Takashima illustriert die erklärte Handlung absolut zweckdienlich. Kräftige Linien formen die Figuren im Vordergrund, während für die Hintergrundgestaltung vornehmlich Rasterfolie Verwendung findet. Wenige Graustufen verleihen der gebotenen Visualisierung zudem einen dimensionalen Charakter.
Einige Szenen weichen von dem sauberen Eindruck gelungen ab, ulkige Szenen heben sich dabei in ihrer Darstellung beispielsweise durch eine überspitze Mimik der Figuren ab. Dieser Stilwechsel ist stets im Einklang mit dem Inhalt der Geschichte. Die japanischen Soundwords sind glücklicherweise erhalten geblieben – entsprechende Übersetzungen in unmittelbarer Nähe ergänzen das Gesamtbild gelungen.
Das Großformat der deutschsprachigen Neuauflage unterstützt die vorliegende Bebilderung gut, die simple Panel-Aufteilung begünstigt den dynamischen Lesefluss darüber hinaus. Seit Anfang Februar steht eine kostenlose Leseprobe zur Verfügung. Diese ist mit weiteren Informationen zur japanischen Original-Veröffentlichung an dieser Stelle hinterlegt.
Fazit
Mit Kase-san ist sicherlich ein Fan-Liebling des Girls-Love-Segments auf den deutschsprachigen Markt zurückgekehrt. Obwohl es sich hierbei um eine Schul-Geschichte handelt, besticht diese durch die gemächliche Aufarbeitung der Thematik. Die zärtliche Annäherung beider Protagonistinnen ist dabei glaubhaft dargestellt. Der episodische Aufbau gefällt ebenso wie der Zeichenstil.
Dieser wird durch das Großformat der Neuausgabe effektiv hervorgehoben, das Papier bestärkt den positiven Gesamteindruck. Wenngleich 10 Euro (D) für ein Manga in dieser Größe mittlerweile als Standard gilt, sind vergleichsweise wenig Seiten geboten. Aufgrund der erklärten Qualität des Papiers sowie der enthaltenen Farbseite und der verwendeten Cover-Veredelung mit Spotlack relativiert sich dies allerdings. Unterdessen ist von der – mit einem Preis von 8,99 Euro fast ebenso teuren – eBook-Fassung abzuraten, da die erläuterten Vorzüge nicht gegeben sind. Sicherlich finden an dem Genre der sich liebenden Mädchen Interessierte einen guten Platz für die gedruckte Ausgabe.
Bei der Redaktion von Egmont Manga bedanken wir uns abschließend für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.