„Astra Lost in Space“ – Besprechung zum Abschlussband
Bereits seit Juni des vergangenen Jahres begleiteten wir die deutschsprachige Veröffentlichung von Kenta Shinoharas Astra Lost in Space bei Egmont Manga. Nun wurde die Reihe mit dem fünften Band auch hierzulande beendet – im Rahmen einer finalen Besprechung erläutern wir unsere gesamtheitlichen Eindrücke zu dem Science-Fiction-Werk.
Der Abschlussband erschien hierzulande bereits Anfang Februar mit einem Gesamtumfang von rund 290 Seiten, davon eine auf Hochglanzpapier – doppelseitig mit zwei Motiven der Reihe bedruckt. Aufgrund der erhöhten Seitenanzahl ist der Preis des letzten Bandes auf 8,50 Euro (D) erhöht worden. Der gelbe Schriftzug des Titels auf dem Frontcover ist darüber hinaus mit einer Art metallischer Farbe als Umrandung veredelt.
Die folgende Zusammenfassung der Geschichte beinhaltet spoilernde Inhalte – weiterlesen erfolgt somit auf eigene Gefahr. Das abschließende Fazit unserer Rezension ist allerdings neutral und ohne Verweise auf die Geschehnisse innerhalb der Handlung verfasst. Dieses ist somit für alle Interessierten bedenkenlos zu lesen – ohne Sorge um Spoiler.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem die neunköpfige Truppe den Planeten Shummoor verlassen hat, erreichte diese mit Icriss zuletzt den vierten Zwischenstopp der abenteuerreichen Reise durch das weite All. Dieser Planet gestaltete sich bereits in Bezug auf die Planung der Landung aufgrund seiner klimatischen Bedingungen als kompliziert. Denn während eine Seite von diesem Planeten stets der Sonne zugewandt ist, ist die gegenüberliegende Seite dieser immer abgewandt. Nur eine schmale Zone dazwischen schien für das geplante Landemanöver mit dem Raumschiff Astra geeignet.
Trotz den versierten Steuerungsfähigkeiten Zacks war es nicht möglich, unbeschadet auf der Oberfläche des Planeten zu laden. Ein riesiges Lebewesen beschädigte das große Raumschiff beim Landeanflug schwer. Gerade so war es möglich, in die bewohnbare Zone vorzudringen. Die Jugendlichen waren ratlos, denn eine Reparatur war ebenso wenig möglich wie das Absenden eines Notrufs.
Beim Erkunden der Umgebung stießen die Schüler per Zufall auf eine exakte Kopie ihres Raumgefährts. Obwohl dieses zunächst verlassen wirkt, fanden sie im Inneren eine im Kyroschlaf befindliche Frau. Aus der Art von Kältestarre aufgetaut berichtete diese davon, dass ihr Name Polina sei und weist sich als Crewmitglied der Ark 6 aus. Vor einigen Jahren verfolgte sie gemeinsam mit ihrem Team die Mission, einen neuen Planeten für die Menschheit ausfindig zu machen. Tiefergreifende Gespräche und der Austausch offenbaren allerdings schnell, dass beide Parteien zwar der Gattung Mensch zuzuordnen sind, jedoch nicht dasselbe Geschichtswissen teilen …
Mit der unmittelbar bevorstehenden Ankunft auf Galem, der letzten Zwischenstation zur ersehnten Heimat, wird dem noch nicht identifizierten Attentäter unter der Crew die letzte Möglichkeit gegeben, seinen Tötungsbefehl zu vollführen. Das Band der Freund- und Kameradschaft wird im fünften Band auf eine letzte Probe gestellt, die insbesondere dem armen Kapitän Kanata etwas Wertvolles abverlangt.
Zeichenstil
Der finale Band brilliert insbesondere durch großformatige Darstellungen, die bis zu einer Doppelseite einnehmen und somit eine wirkungsvolle Imposanz ausstrahlen. Darüber hinaus stechen die detaillierten wie abwechslungsreichen Hintergründe in dem vorliegenden Abschlussband besonders hervor; beispielsweise findet eine reale Luftaufnahme Verwendung.
Neben technischen Details stellt der sichtlich versierte Zeichner auch architektonische Bauwerke sowie geo- und biologische Bildelemente ansprechend dar. Verschiedene Graustufen und Kontrastsetzungen bereichern das Bild zusätzlich. Durch die japanischen Soundwords samt deutscher Übersetzung ist die Optik mehr als zufriedenstellend.
Ein letztes Mal innerhalb unserer Reihe an Besprechungen zu Astra Lost in Space ist auf die außergewöhnliche Seitengestaltung hinzuweisen: Die ordentlich strukturierten Panels einer Seite sind jeweils von einem dicken weißen Rand umzogen. Lediglich die Kapitelanfänge werden über schwarz hinterlegte Tafeln an der Oberseite, über den erklärten weißen Rand hinweg, ausgewiesen. Dies führt dazu, dass ein genauer Blick auf die Buchoberseite das zielgenaue Auffinden der einzelnen Abschnitte der Geschichte ermöglicht. Die somit geschaffene Optik erinnert, von oben betrachtet, an gewöhnliche Taschenbücher – durchaus ein interessantes Design, das einen sauberen wie aufgeräumten Ausdruck im Regal hinterlässt und von anderen Manga-Produktionen bislang weitgehend unbekannt ist.
Storytelling
Das Konzept von Freundschaft ist insbesondere im Abschlussband ein zentrales Leitmotiv, das insbesondere bei der Identifizierung des Attentäters abschließende Reflexion findet. Zu diesem Zwecke blickt die Mannschaft auf die spektakulärsten Ereignisse der mehrmonatigen Reise zurück – jedes Team-Mitglied ist, auch für die Leserschaft, ein unverzichtbarer Teil der Geschichte geworden. Perspektivisch stehen in diesem Band somit alle bekannten Figuren im Fokus der Erzählung, wenngleich Kanata als Kapitän eine besondere Bedeutung zukommt.
Auf einigen Seiten zwischen den Kapiteln berichtet Autor Kenta Shinohara von seinen initialen Gedanken-Konstrukten bezüglich seiner Arbeit nach dem 32 Bände umfassenden SKET Dance. In diesem Zuge erläutert der Künstler auch Details zu verworfenen Figuren, stellt diese zudem mit einigen Skizzen vor. Die Frage, wie der Manga wohl gewesen wäre, wenn eben jene Charaktere ebenfalls Teil der Handlung gewesen werden, beschäftigt uns ehrlicherweise noch immer.
Lobend ist außerdem die herrlich an die Atmosphäre des Titels angeglichene Übersetzung durch Gandalf Bartholomäus hervorzuheben.
Fazit
Während der Auftakt zunächst nur bedingten Raum für Begeisterung zuließ, gelang es der Sci-Fi-Reihe schließlich im Verlauf der weiteren Bände schnell, eine gewisse Euphorie für das Werk zu wecken. Die Spannungskurve der Handlung steigt beinahe bis zuletzt stetig an, begleitet von untergeordneten Nebenhandlungen, die ein emotionales Band zwischen Leserschaft und Figur zu installieren wussten. Zudem gefällt die Zusammenführung aus gegenwärtigen und vergangenen Geschehnissen auf inhaltlicher Ebene.
Des Weiteren ist zuzusichern, dass die ursprüngliche Befürchtung nach einem überstürzten Ende sich im Wesentlichen – glücklicherweise – nicht bewahrheitet hat. Der Manga schließt stimmig mit einem Epilog innerhalb des letzten Kapitels ab. Der besonders reiche Gesamtumfang des fünften Taschenbuchs von rund 290 Seiten ist dagegen als unbedingt notwendig zu betrachten, der geringfügig erhöhte Kaufpreis der deutschsprachigen Ausgabe ist für den gebotenen Mehrwert auf jeden Fall als angemessen zu beurteilen.
Wie im entsprechenden Absatz erklärt, entzückt die Bebilderung. Insbesondere der Abschlussband zeigt auf beeindruckende Weise die gestalterischen Fähigkeiten Kenta Shinoharas. Während dem Lesen sind zwei kleinere Fehler aufgefallen; die intendierten Ausdrücke sind allerdings problemlos zu erkennen und stellen somit keine unüberwindbare Hürde dar. Bei der gewaltigen Menge an Text scheint diese geringfügige Anzahl an Unrichtigkeiten allerdings verkraftbar.
Obwohl Astra – Lost in Space nun auch hierzulande als beendet gilt, gibt es bereits jetzt die Möglichkeit, etwas Neues von dem Autoren und Zeichner zu lesen. Vor wenigen Wochen starte mit Witch Watch eine neue Arbeit des Künstlers. Diese ist im wöchentlichen Rhythmus kostenfrei über Shueishas MANGA Plus-Service zu lesen – allerdings nur auf Englisch und Spanisch. Über weitere Details informierten wir bereits zum Debüt des Titels in der Weekly Shounen Jump am Sonntag, den 07. Februar.
Besonderen Dank spricht unsere Redaktion zudem dem Team von Egmont Manga aus – für die unverbindliche und stets freundliche Unterstützung durch das Zusenden von Rezensionsexemplaren, die unsere fünf begleitenden Besprechungen für unsere Leserschaft ermöglichten.