Besprechung der Light Novel zu „Chocolate Vampire“
Die Überraschung war groß als TOKYOPOP bei der letzten Programmankündigung eine weitere Light Novel ankündigte. Ebenso die Euphorie. So erhält erstmals nach vielen Jahren wieder ein Shoujo-Manga eine Light Novel in Deutschland. Inwiefern diese tatsächlich zu bejubeln ist, versuchen wir im Folgenden zu klären.
Besagte Light Novel gehört dabei zu Kyoko Kumagais Chocolate Vampire. Der zugrunde liegende Manga erreichte in Japan kürzlich eine Gesamtauflage von 1,7 Millionen Exemplaren – zurecht. Entsprechend adaptiere man das Franchise auch auf Drama-CDs und eben jene Light Novel beziehungsweise Light Novels. Bereits zwei Buchadaptionen sind auf Japanisch erschienen. Für den Text war die professionelle Autorin Nao Tsuzuki zuständig, Mangaka Kumagai fügte Illustrationen bei. Die deutsche Übersetzung stammt von Myrill Ihrens, den Manga übersetzt unterdessen Anne Klink. Redaktionell sind die Zuständigkeiten ebenfalls auf verschiedene Personen aufgeilt.
TOKYOPOP kündigte unterdessen die nun erschienene Novität als Einzelband an. Per se ist dies jedoch nicht als Indikator für ein Nichterscheinen der zweiten Light Novel zu werten. Denn die vorliegende Neuheit ist durchaus als in sich abgeschlossen zu betrachten. Daher erklärte der Verlag jüngst auch, dass diese ohne Kenntnis der Hauptreihe durchaus zu lesen möglich sei. Ob wir dieser Einschätzung folgen, besprechen wir im Fazit. Vorangestellt sind einige Worte hinsichtlich der Aufmachung jener Publikation zu äußern.
© CHOCOLATE VAMPIRE -KUROYURIKE NO HIMIZDU- by Nao TSUZUKI, Kyoko KUMAGAI ©2019 by Nao TSUZUKI, Kyoko KUMAGAI / SHOGAKUKAN. • Original cover design by Chie SATO +Bay Bridge Studio © TOKYOPOP GmbH, Hamburg 2020
Insgesamt umfasst die Light Novel mit dem Beititel Das Geheimnis der Familie Kuroyuri drei verschiedene Geschichten, die auf 160 Seiten abgehandelt werden. Farbseiten sind nicht enthalten. Ebenso wenig ist eine Cover-Veredelung zu erwarten. Der Preis von 12,99 Euro (D) erscheint daher relativ hoch. Allerdings ist anzumerken, dass es sich hierbei um einen Nischen-Titel handelt, den es zudem bislang auch nicht auf Englisch gibt. Insofern durchaus ein erwähnenswerter Luxus, den TOKYOPOP der deutschen Leserschaft anreicht. Wenngleich der Preis zugleich potenziell interessiertes Publikum abschrecken könnte.
Wie erwähnt umfasst der vorliegende Band drei Kapitel sowie einen einleitenden Prolog. Die Hauptgeschichte mit dem Titel Das Geheimnis der Familie Kuroyuri ist hierbei erneut in sechs Kapitel und einen Epilog untergliedert. Die Handlung orientiert sich dabei an den Verläufen der ersten ausschließlich in Japan erschienen Drama-CD, wie Kumagai jüngst verriet. Somit kommt auch das hiesige Publikum in den Genuss jener Geschichten. Zudem sind einige Szenen für die Roman-Adaption erweitert worden.
Mit ungefähr 120 Seiten dominiert die titelgebende Geschichte deutlich den Inhalt. Als Kind schloss die menschliche Chiyo mit dem jüngeren Vampir einen sogenannten Blutpakt. Dieser stellt beide Charaktere in eine Abhängigkeit voneinander. Setsu kann nur das Blut der Vertragspartnerin trinken, diese ihr Blut nur dem Jungen des Paktes darbieten. Die unschuldige Liebe erschien perfekt. Doch hasst Chiyo Vampire mittlerweile. Als Kind tötete ein Setsus Familie feindlicher Clan ihre Eltern.
Inzwischen herangewachsen, besuchen die beiden gemeinsam eine Schule, die Vampiren wie Menschen gleichermaßen zugänglich ist. Um Geld für ihre beiden Stiefgeschwister zu verdienen, arbeitet Chiyo zusätzlich zum Schulunterricht als Mitglied der Campus-Sicherheitstruppe. In das Visier dieser gerät schon bald eine mysteriöse Droge, die die Vampir-Schüler zu beeinflussen scheint. Auch Setsus Familie, die Kagarizukis, ist über diese Situation besorgt und möchte durchgreifen.
Setsus älterer Bruder, Rin, ist mit den Ermittlungen um die Herkunft der Substanz namens Spice als Lockvogel angesetzt. Wenige Zeit später intensivieren sich die Vorkommnisse, die Vorfälle gewalttätig gewordener Blutsauger bringen die Sicherheits-Kräfte um Chiyo allmählich in Bedrängnis. Schließlich entführen Unbekannte Setsus Bruder. Es ist naheliegend, dass der Täter in Verbindung zu den Rauschmittel-Delikten steht. Die Spur führt Richtung eines befeindeten Clans der Kagarizukis.
© CHOCOLATE VAMPIRE -KUROYURIKE NO HIMIZDU- by Nao TSUZUKI, Kyoko KUMAGAI ©2019 by Nao TSUZUKI, Kyoko KUMAGAI / SHOGAKUKAN.
Jene Geschichte thematisiert dabei neben der Rettung Rins auch das titelgebende Geheimnis der Familie Kuroyuri. Die beigefügten Kurzgeschichten Setsus Operation »Weihnachtsparty« und Raikas erste Liebe?! sollen dem Amüsement der Leserschaft dienen und sind als eine Art Bonus zu verstehen. Entsprechend ist deren Länge von um die 15 Seiten jeweils zu verstehen.
Stilistisch ist der Text durchaus mit Gefühl verfasst. Eine gewisse Grazie liegt diesem inne, obgleich die Handlung wenig inhaltliche Tiefe aufweist. Insgesamt erinnert die Hauptgeschichte auch sehr an bereits vergangene Geschehnisse des Mangas und sind an diesen womöglich zu stark angelehnt, sodass es gegebenenfalls zur Konfusion einiger Elemente innerhalb der Leserschaft kommt. Die zwei Zusatzgeschichten haben einen annehmbaren Unterhaltungsfaktor, sind jedoch sehr knapp gehalten.
Die veränderte Verantwortung der Übersetzung ist für Fans der Reihe durchaus wahrnehmbar. Denn so sprach man in der Hauptreihe von den Familien noch als Sippen, in der nun publizierten Light Novel änderte sich die Begrifflichkeit zu der des Clans. Zugegeben sind dies marginale Änderungen, weswegen hierauf kein Fokus zu legen ist. Der Vollständigkeit halber sei es dennoch angemerkt.
Vorliegende Light Novel enthält insgesamt zwölf Illustrationen der Schöpferin Kyoko Kumagai. Während sie den Manga mit weichen, aber durchaus sehr fein ausgearbeiteten Bildern visualisiert, erscheint der Stil besagter Illustrationen ungewohnt. So weichen diese stellenweise vom gewohnten Detailgrad ab. Die Linienführung erscheint rauer, ebenso trägt der relativ grobe Gebrauch von Rasterfolie zu diesem Gefühl bei. Besonders schade ist, dass der Band mit keinen Farbseiten aufwarten kann. Ebenso erwähnenswert: Das Cover-Design stammt ebenfalls aus der Feder der populären Mangaka.
Als Fazit ist daher zu notieren, dass die Light Novel durchaus ein Schritt in die richtige Richtung ist. Es ist erfreulich, dass deutschsprachigen Fans nun auch tendenziell nischigere Light Novels angereicht werden. Zwar ist für diese ein verhältnismäßig hoher Preis zu entrichten, doch ist eine Unterstützung jener Publikationen sicherlich löblich. Es ist zu hoffen, dass auch die Fortsetzung auf Deutsch erscheinen wird.
Selbstverständlich sollte die Light Novel nur bei Interesse erworben werden, so richtet sich diese maßgeblich an Fans der Manga-Reihe Chocolate Vampire. Zwar folgen wir der Einschätzung des Verlags, dass vorliegender Roman auch ohne Kenntnis dieser zu lesen möglich ist, doch möchten wir es nicht empfehlen. Den Charakteren fehlt es ohnehin zu Teilen an inhaltlicher Tiefe, eine begrenzte Kenntnis des Settings wirkt sich weiter limitierend aus. Für etwaig hübsche Illustrationen besteht ebenfalls kein Need sich das Buch zuzulegen, so verlegte TOKYOPOP bereits das offizielle Fanbook Rouge.
Wer das Franchise um Chiyo und Setsu in seiner Sammlung gerne vervollständigen möchte, ist mit der Light Novel sicherlich gut beraten. So offeriert diese lockeres Lesevergnügen, das wohlklingend formuliert ist. Mit 160 Seiten und relativ wenig Text eignet sich das Buch ideal für die junge Zielgruppe. Das erste Kapitel kannst du kostenlos auf Deutsch hier lesen. Der Prolog ist unterdessen nicht in der digitalen Leseprobe enthalten.
Abschließend bedankt sich unsere Redaktion bei TOKYOPOP für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.