Manga-Wunsch #8: Wondance
Man sollte meinen das hier würde mir langsam langweilig, aber es macht eine Menge Spaß etlichen Manga eine Bühne zu bieten. Ob ich das in einem halben Jahr auch noch sagen kann? Wer weiß. Nächste Woche kommt dann mal ein Shoujo oder Josei dran, vielleicht auch GL, mal schauen.
Was ist eigentlich Wondance?
Wie man am Namen vielleicht schon erahnen kann, haben wir es hier mit einem Manga zu tun, in dem sich alles um Tanzen dreht. Der Autor coffee setzt dabei sein Hobby in seinem Beruf um. Es existiert sogar Werbematerial, in welchem coffee selbst tanzt. Wondance ist nach Noboru Kotera-san bereits der zweite Manga coffees, der sich mit einem sportlichen Thema beschäftigt. Zeitlich erschien zwischen den beiden Titeln Sittaka Brillia, eine Romanze. Wondance vereint nun nicht unerfolgreich seit Januar 2019 in der Monthly Afternoon Sport und Romantik, steht dabei aber leider immer etwas im Schatten des aufgehenden Sterns von Blue Period, da auch Wondance das Konzept des Ikigai ergründet:
Kaboku Kotani stottert. Er stottert teilweise so extrem, dass er kein Wort herausbekommt. Er stottert aber nicht aufgrund einer motorischen Fehlfunktion, sondern aufgrund einer mentalen Blockade. Gleichzeitig verbindet der Oberschüler mit dem Tanzen eine traumatische Erinnerung aus früheren Schuljahren, ihm liegt also nichts ferner, als damit zu beginnen. Dies ändert sich schlagartig, als er zufällig seine Mitschülerin Hikari Wanda beim Tanzen beobachtet. Ihr Tanz zieht ihn sofort in den Bann, denn auf Kaboku, der darauf bedacht ist, sich anzupassen und nicht aufzufallen, wirkt er frei. Eine Sprache ohne Worte, in der er sich ausdrücken kann, ohne Reden zu müssen. Kaboku sucht daraufhin das Gespräch mit ihr und die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. Als logische Konsequenz beschließen beide, dem Tanzklub ihrer Schule beizutreten, um dem Gefühl von absoluter Freiheit näherzukommen.
Warum möchte ich Wondance?
Oft, wenn ich über potenzielle „Manga-Wunsch“-Artikel nachdenke, stehe ich vor dem Problem, dass die Zeichnungen ein Hauptargument sind, was den Titel besonders macht, ich diese aber nicht so ohne weiteres einfach zeigen kann. Dasselbe Problem ergibt sich auch hier, denn ich kann die Zeichnungen noch so treffend umschreiben, es wird tatsächliche visuelle Eindrücke nicht ersetzen können. Dabei ist es gerade bei einem Manga mit dem Thema Tanz sehr wichtig, wie gut der Autor darin ist, die Bewegungen dynamisch und „echt“ wirken zu lassen. Gerade das ist aber die Stärke coffees. Seine jahrelange Erfahrung als Tänzer und die Fähigkeit, diese Erfahrung aufs Papier zu bringen, sorgen für unfassbar ausdrucksstarke Szenen, denen einfach zu folgen ist. coffee vermeidet es, Panel zu überladen, und setzt dann, wenn getanzt wird, häufig auf kräftige Kontraste und eher dunkle Grautöne sowie viel Schwarz, um den Eindruck des Eintritts in die sog. „Zone“ zu verdeutlichen. Ich weiß, ich lobe Zeichnungen sehr oft, aber es gibt nun einmal unheimlich viele talentierte KünstlerInnen in der Welt des Manga, die in ihrem Stil einzigartig und z. T. auch perfekt auf ihre Sparte abgestimmt sind. Ich habe jedenfalls noch nichts Vergleichbares gesehen, das in mir einen so dringenden Wunsch nach einer Animeadaption ausgelöst hat.
Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zur literarischen Leistung verlieren. Wir haben es hier nicht mit einem Meisterwerk der Schreibkunst zu tun, die Narrative und Themen sind relativ schlicht und offensichtlich. Wie in der ersten Hälfte bereits angedeutet, geht es um Freiheit, das Finden einer Leidenschaft/Bestimmung, das Ausleben der Leidenschaft und eine aufblühende Romanze. Es gibt keine krassen Wendungen, tiefergehende Symbolik oder epische Erzählungen, der Titel lebt von seiner Authentizität und der Intensität der Tanzszenen. In Wondance unterstützt das Visuelle nicht das Geschriebene, sondern das Geschriebene bildet einen Rahmen für das Visuelle. Das soll keineswegs heißen, dass Wondance schlecht geschrieben ist! Es ist simpel, aber simpel ist nicht gleichbedeutend mit schlecht! Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass ich die Tänze von Kaboku und Hikari auch irgendwann in einer deutschen Ausgabe bestaunen kann.