Interview mit Panini Manga: Corona, Light Novels und vieles mehr
Nachdem wir bereits einige Verlage im Interview hatten, kommt nun auch ein Interview mit Panini Manga, bei dem diese uns Rede und Antwort stehen.
Nachfolgend werden wir uns mit MP abkürzen. Viel Spaß mit dem Interview!
MP: Hallo und vielen Dank, dass ihr euch Zeit für das Interview mit uns nehmt
Steffen: Gerne.
MP: Viele Fans bemängeln sowohl die Papierqualität als auch den wenig ökologischen Kunststoff-Umschlag bei euren Ultimativen Editionen. Wieso hat man sich für solch eine Variante entschieden?
Steffen: Klagen über die Papierqualität hören wir eher selten – wäre auch seltsam, da wir in der Regel dasselbe Papier wie andere Verlage nutzen. Allerdings hatten wir in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme mit der Bindung (vielleicht ist das ja gemeint). Das lag primär daran, dass wir versucht haben, auf einen ökologisch nachhaltigeren Klebstoff auszuweichen, der letztlich aber nicht so gut funktioniert hat. Wie versuchen hier mit den Druckereien die Qualität zu verbessern.
Was die Deluxe-Veredelung von Bänden angeht, ist das ökologisch immer problematisch, ob man nun mit Sonderfarben und Lacken arbeitet oder mit Schutzumschlägen. Wir haben uns für die Schutzumschläge entschieden, weil es eine derartige Ausfertigung von Manga-Bänden bislang nicht gab und sie bei den Fans im Test sehr gut ankamen. Das Ganze dient außerdem dem Schutz der Comics für eine möglichst lange Lebensdauer – sie sind Bestandteil des Buches und werden zusammen mit dem Buch gesammelt, was die Ökobilanz deutlich verbessert gegenüber einem Wegwerfprodukt.
MP: In vielen regulären Buchhandlungen wie Thalia stehen teilweise immer noch keine Manga des Panini-Verlags im Regal – woran liegt es, dass viele Bahnhöfe, aber nicht jede Thalia-Filiale beliefert wird?
Steffen: Wir beliefern alle Verkaufsstellen, die die Comics ordern, wir können aber niemanden zwingen, unsere Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Und zumindest einige unserer Mangas, wie Pokémon, Highschool DXD, Berserk und Neustarts wie Gigant oder Jagaaan finden sich wirklich nach unseren Bestell-Listen in jeder Thalia-Filiale, die Mangas hat.
MP: Die Preise eurer Manga sind zumeist ein wenig teurer als vergleichbare Werke von anderen Verlagen – warum?
Steffen: Ich habe, nur um sicher zu gehen, die Preise der Kollegen der anderen Verlage gerade noch mal gecheckt und kann das nicht bestätigen. Vergleichbare Mangas liegen im ähnlichen Preissegment und variieren alle um einen Mittelwert. Gewisse Abweichungen sind kalkulatorisch normal, da das von Auflage und Lizenz abhängig ist. Tatsächlich waren unsere Mangas aber vor einigen Jahren wirklich etwas teurer als die der anderen Verlage. Das hat sich allerdings inzwischen geändert, da dort die Preise mehrfach erhöht wurden, während wir ziemlich stabil blieben. Vielleicht hat sich diese veraltete Preisvorstellung aber in den Köpfen festgesetzt.
MP: Einige Reihen bei Panini Manga wurden abgebrochen. Warum entscheidet man sich für diesen drastischen Schritt? Hat man Bange, ob dieser Schritt das zukünftige Vertrauen der Kundschaft senken könnte?
Steffen: Einen Titel einzustellen ist immer das letzte Mittel. Eine Einstellung findet nur dann statt, wenn ein Comic kalkulatorisch nicht mehr haltbar ist, also wenn die Fans die Bände nicht mehr ausreichend kaufen. Dabei versuchen wir selbst Serien, die keinen Gewinn mehr abwerfen, als Fan-Service noch zu Ende zu bringen oder versuchen durch ein geändertes Konzept, wie zum Beispiel Ausgaben mit Doppelfolgen, ein vorzeitiges Ende zu vermeiden. Wird eine Serie aber aufgrund mangelnder Verkäufe zu defizitär oder ist ein Ende bei einer defizitären Serie nicht absehbar, muss man die Notbremse ziehen – letztlich muss man als Verlag ja von den Verkäufen leben. Was das Vertrauen der Käufer angeht, kann man sagen: Als Verlag tut man alles, um eine Reihe zum Erfolg zu führen – es ergibt überhaupt keinen Sinn, eine Serie zu machen, ohne sie fortführen zu wollen. Klar, wäre es schön, wenn dann jede Reihe auch ein Erfolg werden würde, aber da man Erfolg nicht erzwingen kann, muss man Dinge versuchen, die dann unter Umständen eben nicht klappen. Die Fans entscheiden am Ende durch ihre Käufe, ob Serien laufen oder nicht – und wenn sie nicht in eine Serie einsteigen, weil sie befürchten, sie könnte eingestellt werden, kann man als Verlag mit der Zeit auch immer weniger Versuche starten – das sind leider die Gesetzte des Marktes, denen auch wir uns unterwerfen müssen, selbst wenn wir als Fans – und das sind wir hier alle – gerne jede Serie bis zum Finale beibehalten würden.
MP: Oftmals publizieren das italienische oder spanische Haus Panini die gleichen Titel wie auch ihr in Deutschland, so zum Beispiel Banana Fish. Wer ist für die Auswahl der Lizenzen verantwortlich und anhand welcher Kriterien sucht ihr diese aus?
Steffen: Wir versuchen, wann immer es möglich ist, Lizenzen für mehrere Panini-Länder zu erhalten, weil das veröffentlichungstechnische Vorteile mit sich bringt. Aber diese Abschlüsse funktionieren nicht immer. Es hat also in der Regel keine inhaltlichen Gründe, ob etwas in mehreren Ländern erscheint, sondern ist von den Lizenzen abhängig. Anders herum betrachtet, ist aber nicht jede internationale Lizenz auch für eine VÖ in Deutschland geeignet: Alle Märkte funktionieren unterschiedlich – was in Frankreich oder Italien funktioniert, funktioniert nicht zwangsweise hier und andersherum. Und man braucht manchmal einen speziellen Aufhänger, der auch nicht in allen Ländern gleich ist: Bei Banana Fish, zum Beispiel, hatten wir schon länger überlegt, ob wir den Manga nicht in einer neuen Edition veröffentlichen sollen. Aber erst durch den Anime ist hier die Nachfrage wieder so gestiegen, weswegen wir uns entschieden haben, das einfach für unseren Markt zu probieren.
MP: Bei Banana Fish lagen nun bereits zweimal Extras dem Manga bei. Kann man davon ausgehen, dass ihr eure Reihen allgemein stärker mit Extras unterstützen möchtet?
Steffen: Da das von den Lizenzen her schwierig ist, wird es wohl eher eine Ausnahme bleiben. Wenn es sich aber anbietet und durchführen lässt, machen wir das ganz gerne.
MP: Bald startet bei euch das Spin-off zu Spice & Wolf – werden die vergriffenen Bände der Hauptreihe nochmal nachgedruckt bzw. wie steht ihr allgemein zu Nachdrucken und wie kommuniziert ihr diese gegenüber der Leserschaft?
Steffen: Wir drucken dann nach, wenn es sich wirtschaftlich rechnen lässt. Eine Frage dabei ist: Wie lange hat es gedauert, bis die Erstauflage ausverkauft war – daran kann man das Faninteresse ganz gut ablesen. Oft lassen sich Nachdrucke aber nur in Sammlereditionen realisieren, da nur noch wenige Fans an einer „normalen“ Neuauflage interessiert sind und einen Mehrwert fordern. Wir achten aber auch darauf, bei Reihen, die seit langem erfolgreich sind und regelmäßig nachgefragt werden, diese vollständig lieferbar zu halten. Speziell bei den Pokémon-Reihen drucken wir seit Jahren regelmäßig nach und es ist kein Ende in Sicht. Auch Spice & Wolf gehört zu diesen permanent vorgehaltenen Reihen – wenn das etwas vergriffen ist, ist das nur temporär, bis das Lager wieder Nachschub hat (das kann produktionsbedingt auch mal bis zu 3 Monate dauern) – es gibt hier also keine wirklich vergriffenen Bände.
MP: Aktuell ein beliebtes Thema: Light Novel. Wie steht ihr dazu? Könntet ihr euch ebenfalls vorstellen, solche in das Programm aufzunehmen?
Steffen: Wenn sich ein Thema anbietet: klar. Bislang haben wir aber noch nichts in Planung.
MP: Warum veröffentlicht ihr die Reihe Berserk mehrmals, obwohl diese noch gar nicht abgeschlossen ist?
Steffen: Wir haben bei Berserk die Erstveröffentlichung, die – unseres Wissens nach aktuell als einzige Ausgabe aller deutschen Verlage – am Prinzip der japanischen Vorlage mit Schutzumschlag festhält. Diese läuft jetzt seit knapp 20 Jahren nach dem Prinzip: Kommt ein Band in Japan, kommt er bei uns. Neue Bände haben inzwischen in eine Auflagenhöhe, die die bisherigen Käufer versorgt und einen Puffer enthält, so dass ein neuer Band etwa zwei Jahre verfügbar ist. Als das Interesse an der Serie um 2006 herum deutlich anzog, haben wir die günstigen „2 in 1“-Bände der „Max“-Reihe gebracht, die wir stetig nachdrucken und dauerhaft lieferbar halten, um alle Interessierten mit Material versorgen zu können. Es war uns aber auch ein Anliegen, diese Reihe noch in einer hochwertigeren Ausgabe zu verlegen, also der „Ultimativen Edition“, die wir 2019 gestartet haben. Der Fan hat somit aktuell drei Möglichkeiten, sich auszusuchen, welche Ausgabe für ihn am besten passt.
Und da wir es vorhin von den Preisen hatten: Als Berserk gestartet ist gab es den Euro noch nicht und der Preis lag damals bei 14,95 DM. Das sind umgerechnet 7,65 €. Wenn heute, 20 Jahre später, ein neuer Band kommt, kostet er 7,99 € … unter Berücksichtigung der natürlichen Inflation und angesichts allgemeiner Preissteigerungen, hätten wir da eigentlich auch mal Lob verdient.
MP: Früher und auch teilweise jetzt noch publiziert ihr teils die wohl freizügigsten Manga in Deutschland. Darf man in Zukunft auf mehr hoffen? Könntet ihr euch beispielsweise auch explizite Hentai-Inhalte vorstellen?
Steffen: Nein – explizite Hentai-Comics werden wir nicht machen, aber so lange sich die Darstellungen im erotischen Bereich bewegen, haben wir da keine Berührungsängste.
MP: Andere Verlage zeigen sich recht offen und transparent, sei es auf Social Media oder anderen Plattformen. Hat Panini Manga Interesse, sich dort anzuschließen? Aktuell bekommt man das Gefühl, dass sich Panini Manga vor ihrer Leserschaft verschließt.
Steffen: Nein, wir verschließen uns nicht. Es gibt eine eigene Panini-Manga FB-Seite, auf der es Infos gibt und wo man auch Fragen posten kann, einen Instagram-Account gibt es auch. Weggefallen ist allerdings die Option über das Panini Forum. Das haben wir aus diversen Gründen vor einiger Zeit generell geschlossen, das betrifft aber nicht nur oder speziell die Mangas. Derzeit überlegen wir noch einer anderen Lösung herum, das ist aber noch nicht spruchreif.
MP: Da die letzten Monate sehr von Corona in Mitleidenschaft gezogen wurden: Wie seid ihr als Verlag damit umgegangen? Hatte es Konsequenzen für eure Verkäufe?
Steffen: Natürlich hat es Konsequenzen, da die Shops einige Zeit nicht verkaufen konnten. Aber wir konnten unsere Arbeit fortsetzen und erleben nun, dass die Fans das Verpasste nachkaufen. Wie sich das Ganze langfristig auswirkt, lässt sich derzeit aber noch nicht abschätzen.
MP: Vielen Dank für das Interview!
Steffen: Gerne