Mushishi ist ein recht außergewöhnliches Werk, dass durch Manga Cult seinen Weg endlich nach Deutschland gefunden hat. Warum es so besonders ist, soll diese Rezension nachfolgend klären.
Zunächst sticht die hochwertige Aufmachung als Perfect Edition auf über 200 Seiten ins Auge. Jeder der großformatigen Bände hat ein Cover in Naturpapier-Haptik sowie mehrere Farbseiten. Dieser Luxus ist allerdings mit 15 Euro zu bezahlen. Auch aufgrund des Nischen-Daseins des Titels, erscheint dieser vergleichsweise teurer.
Für die englischsprachigen Fans ist dies allerdings ein feuchter Traum, so ist die Reihe dort bereits seit einigen Jahren vergriffen und nur mit äußerst hohem, finanziellem Aufwand zu erwerben. Die deutsche Ausgabe ist somit deutlich günstiger, zudem neuwertig und gestalterisch ansprechend.
In Japan ist der von Yuki Urushibara geschriebene und gezeichnete Manga bereits seit 2008 in zehn Bänden abgeschlossen. Er ist weiterhin mehrfach ausgezeichnet. Auf Deutsch sind unterdessen bereits zwei Bücher erscheinen. Der dritte Band erscheint bei Manga Cult voraussichtlich am 1. Oktober.
In der Welt wimmelt es nur so von den Wesen namens Mushi. Diese sind eine Spezies, die weder Mensch noch Tier, weder Pflanze oder Pilz entspricht. Am ehesten könnte man Mushi wohl als eine Art Yokai verstehen. Deren Existenz wirkt auf Menschen in der Umgebung ein.
Folglich können sich Symptome bilden, die das Sehen oder das Gehör und somit auch das Leben und dessen Qualität beeinträchtigen beziehungsweise einschränken. Ein Mann, der solchen Problemen Abhilfe schaffen kann, ist Ginko, ein reisender Mushishi. So nennt man Menschen, die die Mushi und ihre Auswirkungen studieren. Er scheint über großes Wissen bezüglich dieser Existenzen zu verfügen, das er immer wieder unter Beweis stellt. Ob er jedoch allen Opfern von Mushis helfen kann?
Dies beantwortet der Auftakt natürlich noch nicht abschließend, doch offerieren die ersten fünf Kapitel einen Blick auf das potenziell Kommende. Jeder Teil des Buches ist dabei von episodischer Natur und prinzipiell in sich abgeschlossen. Lediglich der Protagonist verbindet die Geschichten.
Bei der Story hat man den Eindruck, dass sowohl Ginko als auch dessen Begegnungen sich ständig entwickeln und etwas fürs Leben dazulernen. Aber auch die Einstellung gegenüber der Mushi scheint sich zu wandeln. Respekt für diese Spezies etabliert sich. Offen bleibt allerdings die Frage, welchen Nutzen Ginko aus seiner Hilfe zieht, welche eigenen Ziele er verfolgt. Die verbleibenden Bände könnten diese Frage durchaus thematisieren und dem Manga somit mehr Tiefe verleihen.
Der erste Band verzaubert bereits ab der ersten Seite mit seinem außergewöhnlichen Zeichenstil und fesselt den Leser direkt. Die Illustrationen von Yuki Urushibara sind sehr naturalistisch gehalten und gliedern sich gut in das Geschehen der Handlung ein. Aber nicht nur die Natur kann die Mangaka gelernt zu Papier bringen, sondern auch die Menschen sind teils sehr detailreich umgesetzt. Dennoch erkennt man die Zeichnungen der Reihe als solche deutlich, da diese damals noch mit Stift und Papier erfolgten.
Zugleich vermitteln sie eine innere Ruhe, die einlädt, einen Moment länger die Visualisierung zu betrachten und zu loben. Teilweise verfällt man dabei in einen Modus, der das Weiterblättern erschwert. Stetig reflektieren sich innerlich diverse Eindrücke zu der aufgezeigten Welt, die so fantastisch wie faszinierend scheint. Es ist zudem möglich, diese Beschreibungen anhand der offiziellen, deutschsprachigen Leseprobe zu überprüfen.
Das Ganze startet recht plötzlich und das erste Kapitel verläuft für meinen Geschmack noch recht trocken und weniger fangend. Mit der nächsten Erzählung nimmt der Manga jedoch an Fahrt auf und Mushishi fesselt mit teils sowohl düsteren als auch spannenden und gruseligen Geschichten, die aber auch zum Nachdenken anregen und zum Wertschätzen einladen.
Alles in allem überzeugt Mushishi also. Sowohl von Qualität als auch Inhalt. Für einige Interessierte aus der Leserschaft kann der Preis zwar etwas hoch erscheinen, jedoch muss unbedingt angemerkt werden, dass diese Edition eindeutig die Liebhaber des Franchises erreichen soll und leider ein Titel ist, der sich komplett unter dem Radar bewegt. Entsprechend ist ein höherer Preis zu entrichten.
Dennoch: Wenn man sich auf das Werk einlässt, kann es sicherlich gefallen. Möglicherweise intensivieren die nächsten Bände von Mushishi diesen Eindruck zusätzlich. Zumindest der hier besprochene Auftakt legt hiermit einen guten Grundstein für einen erfolgreichen, aber sicherlich auch sehr gewöhnungsbedürftigen und besonderen Manga.
