Interview Yuki Fumino – die Mangaka von „I Hear The Sunspot“
Bald erscheint der dritte Band von Yuki Fuminos I Hear The Sunspot – Limit (jap.: Hidamari ga Kikoeru - Limit) auf Deutsch. Anlässlich dessen hat sich die Mangaka Zeit für ein Interview mit uns genommen und einige Fragen beantwortet.
Wir möchten uns an dieser Stelle sowohl bei der Redaktion von Carlsen Manga, die das Interview für uns organisiert hat, als auch bei dem japanischen Verlag France Shoin, der das Interview genehmigt hat, bedanken. Für die aufgebrachte Zeit zur Beantwortung unserer Fragen gilt natürlich auch Fumino-sensei selbst besonderer Dank. Nachfolgend werden wir Fumino-sensei mit Fumino und uns selbst mit MP abkürzen.
MP: Hallo, Fumino-sensei und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit zur Beantwortung unserer Fragen nehmen.
Erzählen Sie uns doch bitte, wie Sie dazu gekommen sind, Mangaka zu sein und ob dies ihr Traumberuf war.
Fumino: Die Redaktion der Zeitschrift Canna hat mich gefragt, ob ich für sie zeichnen möchte. Da ich schon in meiner Kindheit gerne gezeichnet und Manga gelesen habe, wollte ich das schon früh zum Beruf machen. Doch ehrlich gesagt habe ich nicht daran gedacht, dass das mal klappt – und selbst heute kann ich noch nicht daran glauben.
MP: Ihr Werk trägt den Titel I Hear The Sunspot, würden Sie uns bitte erklären, wie Sie auf den Titel gekommen sind?
Fumino: Während ich über den Titel nachgedacht habe, bin ich eingeschlafen. Am nächsten Morgen weckten mich die hellen Strahlen der Morgensonne auf. In diesem Moment fiel mir der Titel ein.
MP: Im Nachwort des ersten Bandes haben Sie erklärt, dass Sie erst später realisiert haben, dass die Geschichte in einem Boys-Love-Magazin abgedruckt wird. Hat dies im Nachhinein eine besondere Herausforderungen für Sie dargestellt?
Fumino: Das wurde leider missverstanden. Mir war bekannt, dass mein Manga ein Boys-Love ist – und so wollte ich das auch. Ich hatte also kein Problem damit.
In meinem Nachwort geht es darum, dass ich viel nachgedacht habe. Ich fragte mich nämlich, ob meine Definition für Boys-Love von der anderer Personen abweicht.
MP: Kamen Sie bereits vor Ihrer Arbeit an I Hear The Sunspot in Kontakt mit dem Boys-Love-Genre – privat wie auch arbeitstechnisch?
Fumino: Das Boys-Love-Genre an sich lernte ich erst kennen, als ich etwa die Mittelschule besucht habe. Doch bereits in der Kindergartenzeit habe ich Manga mit Liebesgeschichten zwischen Männern gelesen. Der Kontakt damit war also schon sehr früh da.
MP: Die Geschichte stellt unter anderem einen schwerhörigen Studenten namens Kohei und die damit verbundenen Probleme in den Fokus. Erinnern Sie sich noch, wie Sie in Kontakt mit diesem Thema gekommen sind und was hat Sie dazu bewegt, daraus einen Manga zu machen?
Fumino: In einer Firma habe ich eigentlich in der Personalabteilung mit körperlich eingeschränkten Menschen gearbeitet. Dort habe ich einige Schwerhörige kennengelernt, die mir auch Gebärdensprache beigebracht haben. Dieser Manga war für mich zum ersten Mal mit einer Geschichte aus dem wahren Leben verbunden. Deswegen dachte ich, dass mir das Zeichnen eines bekannten Themas leichter fallen würde. So habe ich meine persönlichen Erfahrungen praktisch genutzt.
MP: Wie genau sieht Ihre Recherche für diese Geschichte aus?
Fumino: Wie ich bereits gesagt habe, waren es meistens Dinge, die ich auf der Arbeit gelernt oder gefunden habe. Wenn ich aber nicht mehr weiterwusste, habe ich die körperlich eingeschränkten Menschen gefragt, die ich damals kennengelernt habe.
MP: Wie sieht ein typischer Arbeitstag beziehungsweise eine typische Arbeitswoche bei Ihnen aus?
Fumino: Da ich etwa um 5 Uhr aufstehe, schlafe ich kurz tagsüber, wenn ich müde bin. Ansonsten bin ich nur mit der Manga-Produktion beschäftigt. Zwischenzeitlich esse ich etwas, was für mich dann eine Pause bedeutet.
MP: Arbeiten Sie beim Zeichnen alleine oder erhalten Sie Unterstützung durch Assistent:innen? Wenn ja, welche Aufgaben geben Sie dabei ab?
Fumino: Im Grunde genommen arbeite ich allein. Wenn ich aber eine Hilfskraft habe, gebe ich die Arbeit mit der Rasterfolie ab. Da ich komplett digital zeichne, tausche ich bei der Arbeit mit der Hilfskraft nur Daten aus.
MP: Aktuell arbeiten Sie mit Hidamari ga Kikoeru: Shunkashuutou an einer Fortsetzung der Geschichte. Wissen Sie bereits, welcher Umfang geplant ist? Können Sie bereits abschätzen, ob diese Erzählung möglicherweise schon den Abschluss des Franchise darstellen wird oder dürfen wir uns auf noch mehr Manga um Taichi und Kohei freuen?
Fumino: Was ich zeichnen möchte, steht zwar schon fest, aber ich weiß nicht so genau, wie lange die Story noch weitergeht. Sie soll auf jeden Fall länger als die Limit-Reihe werden.
MP: Möchten Sie Ihren deutschsprachigen Fans abschließend noch etwas mitteilen?
Fumino: Danke, dass ihr bis zum Ende gelesen habt! Dass die Übersetzung erscheint und gelesen wird, ist für mich wie eine Art Unterhaltung mit den Lesern in ihrer eigenen Sprache. Darüber freue ich mich sehr.
Wenn wir uns durch mein Werk besser miteinander verstehen können, würde mich das sehr freuen. Vor allem mit den Menschen, die ich im Alltag sonst nie kennengelernt hätte. Wenn den Lesern mein Werk gut gefällt, würde ich mich sogar noch mehr freuen und auch eure anhaltende Unterstützung würde mich sehr glücklich machen!
MP: Vielen Dank für das Interview, Fumino-sensei!