Manga-Wunsch #11: Ani no yome to kurashite imasu.
Was entsteht, wenn eine Girls-Love-Autorin in einem Seinen-Magazin eine Geschichte über zwei junge Frauen veröffentlicht? Dabei entsteht der heute vorgestellte Manga Ani no yome kurashite imasu..
Was ist eigentlich Ani no yome to kurashite imasu.?
Ani no yome to kurashite imasu. (im Folgenden auch als „Ani no yome“ bezeichnet) von Autorin Kuzushiro läuft seit Anfang Dezember 2015 im Young-Gangan-Magazin Seite an Seite mit Titeln wie Is it Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon (jap.: Dungeon ni deai wo motomeru no wa machigatteiru darou ka), Murcièlago, More than a Doll (jap.: Sono bisque doll wa koi wo suru) oder auch Sekirei. Die Autorin ist definitiv kein unbeschriebenes Blatt: Ihr Girls-Love-Manga Inugami-san to Nekoyama-san erhielt im Jahr 2014 sogar eine Animeadaption in zwölf dreiminütigen Folgen. Young Gangan bietet schon seit jeher Platz für außergewöhnliche Geschichten, denen Ani no yome to kurashite imasu. in nichts nachsteht. Wenn auch vielleicht nicht so abgefahren, ecchi oder inhärent-nicht-jugendfrei wie andere Titel, hat die Geschichte um zwei trauernde Schwestern doch einiges zu bieten:
Waise Shino verliert Jahre nach dem Tod ihrer Eltern auch ihren Bruder. Shino und die Witwe ihres Bruders, Nozomi, beschließen, trotzdem weiterhin zusammenzuleben. Die beiden jungen Frauen kämpfen Tag für Tag mit ihrer Trauer und können sich dabei auch auf die Unterstützung ihres Umfelds verlassen. Zwar fällt es den Zweien schwer, mit dem Verlust ihres Familienmitglieds klarzukommen, aber das Leben geht weiter und so bekommen wir einen Einblick in den Alltag zweier gebrochener Menschen, ihr Leid, ihre Freude und ihre Angst, noch einen geliebten Menschen zu verlieren. Denn nicht nur der Tod kann zwei Menschen trennen …
Ani no yome kurashite imasu. © 2015 Kuzushiro / SQUARE ENIX CO., LTD. by SQUARE ENIX CO., LTD.
Warum möchte ich Ani no yome to kurashite imasu.?
Wen die Beschreibung ein wenig an Meine unerwiderte Liebe von tMnR, welcher momentan bei altraverse veröffentlicht wird, erinnert, der liegt mit seinem Eindruck nicht unbedingt daneben. Beide Manga erzählen eine Geschichte von zwei jungen Frauen, ihrer Beziehung zueinander und dem Schmerz, den sie durchleben. Ani no yome to kurashite imasu. ist aber, wenn überhaupt, in erster Linie keine Liebesgeschichte, sondern eine „Geschichte aus dem Leben“ – Slice of Life eben. Wo Meine unerwiderte Liebe hauptsächlich extrem melancholisch daher kommt, so zeichnet Ani no yome ein deutlich ausgewogeneres Bild vom Leben. Die beiden Protagonistinnen geben sich alle Mühe, den Alltag zu bewältigen und sich gegenseitig nicht zur Last zu fallen bzw. für die jeweils andere eine Stütze zu ein, aber das ist nicht immer möglich.
Gerade der Wechsel zwischen unbeschwerten Momenten und solchen, an denen die Erinnerungen auf Shino und Nozomi einhageln, ist einer der großartigsten Aspekte des Werkes. Bei so einigen Szenen sollte kaum ein Auge trocken bleiben. Die Autorin transportiert die emotional instabile Situation innerhalb des Titels auch durch ihre Zeichnungen. Plötzliche Blicke ins Leere, leere Blicke – verzeiht mir bitte den Scherz – oder auch Aussparung der Augen durch Schatten kontrastieren u. a. die weiche Linienführung und das recht häufige Erröten der Charaktere, was ein Gefühl der Unsicherheit beim Leser hervorruft. Die Welt der Trauernden wirkt immer so, als könnte sie im nächsten Moment zerbrechen. Wer sich selbst ein Bild von dieser schönen Geschichte machen möchte, der kann hier das erste Kapitel kostenlos auf Japanisch lesen.