Review zum Boys-Love-Einzelband „THEO“
Am 07. Juli sind die neuen TOKYOPOP-Novitäten erschienen, darunter auch der Einzelband THEO. Der Titel ist das erste Boys-Love-Werk von Mangaka Nachi Aono, die hierzulande einigen bereits durch ihre Girls-Love-Reihe Love you till you die bekannt ist. Was euch in dem Manga erwartet, erklären wir im Folgenden.
Der Einzelband zählt rund 185 Seiten an Inhalt – davon insgesamt vier Farbseiten, die auf mattes Papier gedruckt wurden. Die Pastellfarben des Motivs kommen sehr gut heraus. Die Coveraußenseite ist matt gehalten, beim Anfassen führt dies zu einem sehr angenehmen Gefühl. Preislich liegt der ab 15 Jahren empfohlene Titel bei 6,99 €, eine E-Book-Ausgabe gibt es aktuell nicht.
Inhaltsbeschreibung
Vor langer Zeit war die Menschheit von schweren Regenfällen geplagt. Um diesen entgegenzuwirken, beteten sie zu den Göttern. Die sogenannten Batsu erhörten ihren Wunsch und ließen das Nass verschwinden – aber brachten dafür Dürre. Auch dies war den Menschen nicht förderlich, weswegen die Batsu schließlich in den Norden des Landes verbannt wurden.
Noch immer werden diese Götter gefürchtet. Damit diese keinen Zorn gegenüber den Menschen hegen, hat sich eine besondere Tradition etabliert: Jeder Batsu bekommt einen menschlichen Diener zur Seite gestellt, der ihn bis zum Lebensende begleitet. Mit Theo kommt genau ein solcher Diener in den Haushalt von Rei, dessen Vater gerade erst verstorben ist.
Bei Rei handelt es sich allerdings um einen ganz besonderen Batsu. Während sein Vater eine solche Naturgottheit war, war seine Mutter menschlich. Er ist also mit den Eigenschaften beider „Spezies“ ausgestattet – und sieht dadurch auch beinahe selbst wie ein Mensch aus. In seiner Kind- und Jugendzeit verärgert dies seinen Vater sehr, doch Theo gewöhnt sich dadurch schnell an sein neues Leben.
Zu seinen Aufgaben in dem großen Haus gehören beispielsweise das Wäschewaschen und Kochen, aber auch das Einkaufen. Ansonsten ist er für jeden Wunsch von Rei offen. Im Laufe der Jahreszeiten entwickelt sich so die Beziehung zwischen den beiden Gleichaltrigen Stück für Stück. Auf der einen Seite wird die zaghafte Annäherung behandelt, auf der anderen Seite befasst sich die Geschichte mit Reis Vergangenheit und Schicksal.
In THEO ist die Erzählung in vier Kapitel sowie ein Bonus-Kapitel unterteilt. Dabei greift jeder Abschnitt eine andere Jahreszeit auf, die die beiden miteinander erleben und in der sie sich aneinander gewöhnen, sich annähern. Der Manga kombiniert hierfür sowohl Fantasy- als auch Drama-Elemente und versetzt sie mit einer Spur Romantik.
Protagonist und Diener Theo führt durch die Handlung, aus seiner Sicht werden die meisten Geschehnisse wiedergegeben. Neben der Gegenwart wird auch die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren näher beleuchtet. Dadurch ist dem Setting eine gewisse Tiefe verliehen. Der Schluss wirkt in seiner Wendung zwar überhastet, aber das gewählte Ende ist an sich gut.
Visualisierung
Der Zeichenstil von Nachi Aono gefällt insgesamt sehr gut. Durch dünne Linien werden die zwei attraktiven Figuren und ihre Umwelt abgebildet. Mit verschiedenen Graustufen und Rasterfolien wird den Zeichnungen eine gewisse Struktur verliehen. Letztere ist auch genutzt, um zum Beispiel Schatteneffekte einzufügen.
Im Hintergrund ist die Gestaltung eher minimalistisch – aber angenehm minimalistisch. Aufgrund des teilweise recht kleinteiligen Seitenaufbaus wirkt der Manga weder leer noch überfüllt. Das tut dem Lesefluss auf jeden Fall gut. Szenen, die in der Vergangenheit spielen, sind zudem schwarz umrandet und somit für die Leser:innen einfach zu erkennen.
Die körperlichen Annäherungen sind angenehm soft dargestellt, auch wenn es vereinzelt freie Haut zu sehen gibt. Diese Szenen fokussieren aber keine expliziten Körperregionen, sodass die zarte Gesamtatmosphäre den ganzen Band über hinweg erhalten bleibt. Die Altersempfehlung von 15 Jahren ist dahingehend also gerechtfertigt.
Herausgeber TOKYOPOP stellt allen Interessierten hier eine kostenlose Leseprobe auf Deutsch bereit. Diese beinhaltet das gesamte erste Kapitel sowie die vier eingangs erwähnten Farbseiten. Da der Manga im Handel nicht eingeschweißt ist, kann aber auch vor dem Kauf vor Ort ein Blick in das Innere geworfen werden.
Fazit
Dass das Boys-Love-Segment auch Wohlfühl-Manga ohne viel Sex zu bieten hat, beweist THEO. Der Einzelband von Nachi Aono gefällt uns trotz anfänglicher Skepsis überraschend gut – man sollte sich wirklich nicht von dem möglicherweise weniger ansprechenden Coverdesign täuschen lassen, sondern lieber einmal einen Blick in die zuvor verlinkte Leseprobe werfen.
Die Fantasy-Elemente sind eher gering gehalten, stattdessen steht die Dramatik der Geschichte im Vordergrund. Hinsichtlich des Storytellings gefällt, dass verschiedene Zeitebenen behandelt werden. Dadurch erhält der Manga trotz der stark limitierten Seitenzahl eine gewisse Tiefe. Sowohl Theo als auch Rei sind sehr sympathisch, ihre Beziehung ist wunderschön zärtlich. Jene Zärtlichkeit spiegelt sich auch in dem Zeichenstil wider.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.