Vorstellung: „Die Natur einer reinen Seele“ – Band 01
Im April letzten Jahres feierte Mangaka Syaku mit Im Fluss der Zeit ihr Deutschland-Debüt bei TOKYOPOP. Nun legt der Hamburger Herausgeber mit einem weiteren Boys-Love-Zweiteiler namens Die Natur einer reinen Seele nach. Wir haben uns dessen Auftakt natürlich genauer angeschaut.
Der erste Band ist offiziell zum 10. November erschienen und sollte mittlerweile überall im Handel erhältlich sein. In dem Gesamtumfang der über 190 Seiten ist zu Beginn ein farbiges Ausklappposter enthalten. Ob dieses auf die Erstauflage limitiert ist, ist unbekannt. Bei dem Coverdesign der deutschsprachigen Ausgabe wurde auf den TOKYOPOP-Balken am Rand bewusst verzichtet – beide Bände ergeben nebeneinandergelegt ein Bild, auf dem sich die zwei Protagonisten gegenüber sitzen. Als Preis sind 7,99 € angesetzt, eine E-Book-Ausgabe gibt es aktuell nicht.
Inhaltsbeschreibung
Irgendwo in den Bergen steht das Haus von Yashios Familie. Seine Eltern sind, wie schon sein Großvater, begeisterte Bergsteiger und arbeiten als Ärzte für Wanderer in einer entfernt gelegenen Klinik. Der 17-jährige Schüler führt daher ein unaufgeregtes Einsiedlerleben inmitten der ansonsten unberührten Natur. Was für andere wie ein Traum klingen mag, ist Yashio einfach nur lästig.
Da er selbst nur wenig Interesse an dem ihn und das Haus umgebenden Wald hat, verläuft er sich ständig. Gerade als er mal wieder herumirrt trifft Yashio auf den mysteriösen Toki, einen Mann mit langen silbernen Haaren. Dieser weist den Jugendlichen darauf hin, dass er „unrein“ sei. Er meint, dass Yashio nicht im Einklang mit seiner Umwelt, der Natur, stehe.
Weil ihm Yashios mittlerweile verstorbener Großvater in der Vergangenheit sehr geholfen habe, erklärt sich Toki bereit, dem Oberschüler bei der Reinigung seiner auf ihm lastenden Unreinheit zu helfen. Als ein sogenanntes Mononoke, ein Geisterwesen aus der japanischen Folklore, habe er das nötige Wissen dazu. Währenddessen möchte sich Toki allerdings in dem ansonsten leerstehenden Haus einquartieren.
Yashio lässt ihn gewähren. Mit dem gemeinsamen Miteinander stellt sich schnell eine Art Alltag bei den beiden ein. Toki lehrt den Jungen, den Wald und seine „Kinder“ schätzen zu lernen – und schon bald bemerkt dieser, dass er tatsächlich einen Orientierungssinn entwickelt. Er beginnt sozusagen, den Wald trotz lauter Bäume zu sehen. Dennoch bleibt ihm so manches Geheimnis, wie das um einen gestaltwandelnden Wolf in seiner Nähe, noch verborgen.
Während sich die zwei also langsam aber sicher aneinander gewöhnen, verfolgt das rätselumwobene Mononoke Toki noch ein anderes Ziel …
Visualisierung
Wer bereits das eingangs erwähnte Im Fluss der Zeit gelesen hat, erkennt den Zeichenstil von Mangaka Syaku sehr wahrscheinlich auf den ersten Blick wieder. Das Charakterdesign, insbesondere die etwas kantige Gestaltung der Augenpartie und die etwas zotteligen Haare, sind hierbei klar die zentralen Erkennungsmerkmale. Die Illustrationen setzen sich damit ein wenig vom allzu gewohnten Standard ab und sind so etwas Besonderes.
Trotz dieser Eigenart ist die Bebilderung aber noch immer sehr massentauglich, die meisten Leser:innen dürften dank der Zeichnungen schnell in die Geschichte finden. Die Linienführung ist sehr gerade, sehr bestimmt. Dagegen sind die naturbezogenen Designs, zum Beispiel verschiedene Pflanzen im Hintergrund, etwas filigraner ausgearbeitet. Mit einzelnen schwarzen Flächen ist den Seiten zudem ein angenehmer Kontrast verliehen, welcher das Ganze trotz des hohen Maßes an Idylle nicht langweilig wirken lässt.
Da der Manga im Handel eingeschweißt ist, kann vor dem Kauf in der Regel nicht durchgeblättert werden. Um euch dennoch einen Blick ins Buchinnere zu gewähren, stellt TOKYOPOP hier eine kostenlose Leseprobe bereit. Diese umfasst mit den rund 30 Seiten das gesamte erste Kapitel. Das Motiv des eingangs erwähnten Ausklappposters ist dagegen ausschließlich in der japanischen Preview zu sehen.
Fazit
Der erste Band von Die Natur einer reinen Seele zeigt bereits, dass es sich bei dem Werk um keinen Boys-Love-Titel der abgedroschenen Sorte handelt. Durch das erfrischend andere Setting und das mysteriöse Mononoke Toki als Protagonisten versteht es der Manga, eine gewisse Neugier zu erzeugen und motiviert so effektiv zum Weiterlesen. Gleichzeitig ist die Geschichte nicht actiongeladen, sie ist viel eher – und da spielt die Natur-Thematik sicherlich mit rein – idyllisch.
Leider wird die Reihe bereits mit dem nächsten Band enden. Ob der Handlung damit genügend Raum zur weiteren Entfaltung bleibt, zeigt sich hierzulande Mitte Januar 2022, wenn TOKYOPOP den Abschlussband veröffentlicht. Wir sind in Anbetracht der beschleunigten Erzählweise zum Ende des Auftakts aber durchaus optimistisch, dass der verbleibende Umfang ausreicht.
Ein Sticker auf der Außenseite des eingeschweißten Mangas weist darauf hin, dass der Titel ab 18 Jahren zum Lesen empfohlen wird. Diese Empfehlung bezieht sich dabei aber nur auf den zweiten Band – bislang ist Die Natur einer reinen Seele weder inhaltlich noch optisch als jugendgefährdend einzuordnen. Wie explizit das Folgende wird, ist abzuwarten.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.