Heiß: My Boyfriend in Orange, Band 02 – Review
Nachdem uns der Auftaktband des Shojo-Mangas My Boyfriend in Orange von Non Tamashima nur sehr bedingt zu gefallen wusste, haben wir der Fortsetzung der Reihe eine zweite Chance gewährt. Unsere daraus gewonnenen Erkenntnisse legen wir nachfolgend vor.
Seit Anfang Oktober ist der zweite Band des Feuerwehrmann-Werks auch in Deutschland erhältlich. Verlag TOKYOPOP publiziert den Titel mit einem Gesamtumfang von etwa 160 Seiten zu einem Standard-Preis von 6,99 Euro (D). Dem ersten Band des Geschehens lag zudem eine kostenfreie ShoCo Card bei. Diese ist auf die entsprechende Erstauflage limitiert. Eine an den Ecken abgerundete Postkarte zu der Geschichte ist im Webshop des erwähnten Publishers sowie in teilnehmenden Buch- und Comichändlern ebenfalls verfügbar.
Da es sich im weiteren Verlauf um die Rezension eines fortsetzenden Bandes handelt, ist vor einer moderaten Anzahl an potenziell spoilernden Inhalten zu warnen. Wir sind stets bemüht, das angenommene Erkenntnisinteresse mit dem Wunsch der Vermeidung von Spoilern zusammenzuführen. Aufgrund dessen fällt der Abschnitt der Inhaltsbeschreibung wohlmöglich kürzer als gewohnt aus.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem Protagonistin Moe das letzte Mal aufgrund familiärer Umstände von der der Stadt in die beschauliche Ortschaft gezogen ist, traf sie auf den jungen, aber gut gebauten Feuerwehrmann Kyosuke. Nachdem dieser das unbeholfene Mädchen mehrmals aus verschiedenen Bredouillen befreite, kamen sich die beiden schrittweise näher. An diesem Punkt setzt die Handlung des zweiten Bandes nun an.
Auf einem von der örtlichen Feuerwehr-Station veranstalteten Grillfest sehen sich die beiden Protagonisten wieder. Durch einen Zwischenfall werden Moes Gefühle für ihren Retter in Orange erneut bestätigt. Sie beschließt im Folgenden, diesen bei einem landesweiten Wettbewerb zu unterstützen nachdem sie die lokale Qualifizierungs-Veranstaltung aufgrund schulischer Verpflichtungen nicht wahrnehmen konnte.
© Non Tamashima / Kodansha Ltd.
Besagtes Turnier findet allerdings in der entfernten Stadt Gekko auf der Insel Shikoku statt. Da sie ihre Mutter finanziell nicht belasten möchte, fasst Moe den Entschluss, in den Sommerferien für ihren Wunsch zu arbeiten. Erst kurz zuvor traf sie beim Lernen in einem Restaurantbetrieb auf einen dort jobbenden Mitschüler, der ihr dort eine Stelle verschafft. Doch scheint der attraktive Schüler mit seinen hellen Haaren nicht nur an personeller Unterstützung in seiner Tätigkeiten interessiert zu sein …
Der vorliegende Band führt die zuvor begonnene Geschichte stimmig fort und führt nun bekannte Shoujo-Elemente in das Geschehen. Zwar wäre zu kritisieren, dass diese relativ stereotypisch erscheinen, jedoch ist gleichermaßen anzumerken, dass die Ausführung durchaus – trotz wenig Überraschungen – als gelungen zu beurteilen ist. Auf Klischees bekannter Romance-Werke ist sich allerdings einzustellen.
Zeichenstil
Obwohl die Mangaka auch mit der Veröffentlichung des zweiten Teils von My Boyfriend in Orange als vergleichsweise unerfahren zu kategorisieren ist, sind bereits zu diesem Zeitpunkt sichtbare Verbesserungen hinsichtlich des Zeichenstils zu bemerken, welche wir im Folgenden hervorheben möchten. Insbesondere in Bezug auf die Hintergrund-Gestaltung ist hierbei einzugehen.
So gestaltet diese sich im zweiten Band als weiter ausgearbeitet als noch im Auftakt der Geschichte. Auffallend mehr Panels sind dabei nicht von Rasterfolie, sondern tatsächlichen Zeichnungen befüllt. Das Publikum kommt somit in den Genuss einer greifbaren Lebenswelt der fiktiven Charaktere. Der Gebrauch von Rasterfolie bleibt weiterhin beständig – allerdings in angemessenen Maßen.
Ein wenig Fanservice an alle Fans von freier Haut wird durch Non Tamashima ebenfalls geboten. So zeigen sich die männlichen Figuren wiederholt in körperbetonenden Positionen. Beispielsweise gewährt die Künstlerin wiederholt einen Blick auf die trainierten Oberkörper der Männer des Mangas – sowohl der Brust- als auch der Rückenbereich sind ansehnlich dargestellt. Die modernen Charakterdesigns erscheinen dabei sicherlich als stimmig, wenngleich ein wenig mit Struktur das Gesamtbild nicht angreifen würde.
ShoCo Card aus Band 1 | © Non Tamashima / Kodansha Ltd.
Mit Hilfe der kostenfreien deutschen Leseprobe kannst du dir einen eigenen Eindruck von der Visualisierung des Titels machen. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass diese nicht die tatsächliche Qualität der Zeichnungen widerspiegelt. Die verlinkte Preview wurde durch den Verlag, vermutlich zwecks Kopierschutz, mit einem Filter überzogen, der die Bilder etwas unscharf und körnig erscheinen lässt.
Einige kolorierte Illustrationen sowie Informationen an die japanisch-sprachigen Leser*innen, teilt die Künstlerin regelmäßig auf ihrem Twitter- und Instagram-Profil, welches wir euch an dieser Stelle gerne empfehlen möchten. Dort berichtet die professionelle Mangaka von ihrer Arbeit und den privaten Veränderungen in ihrem Leben.
Storytelling
Zuletzt fiel auf, dass die Comedy-Aspekte der Geschichte zu überwiegen drohten. Diesem Trend setzt der vorliegende Band entgegen. Der Shoujo-Titel nimmt dabei nicht nur ein beschleunigtes Erzähltempo ein, sondern kuratiert auch Drama- und Romance-Züge, die unserer Erwartung entsprechen. Obwohl der Titel dabei, wie eingangs erwähnt, keine unbekannte Inhalte hervorbringt, gefällt die Erzählung dennoch.
Dabei übernimmt das Publikum wechselnd die Sichtweise von Schülerin Moe und ihrem Vertrauten Kyosuke. Somit zeichnet die Autorin ein breites Bild der Gefühls- und Emotionslage ihrer Figuren, das für die Leserschaft stets nachvollziehbar ist. Diese Komposition wird durch neu eingeführte wie umstehende Charaktere harmonisch ergänzt. Das nun vorhandene Ensemble an Handelnden offeriert Potenzial für zahlreiche weitere Ereignisse. Dies ist auch nötig, denn die Reihe umfasst in Japan aktuell zehn Bände.
Die vormalig episodische Struktur der Handlung wird mit diesem Band ebenfalls aufgebrochen. Die Kapitel erscheinen nun nicht weiter separiert voneinander, sondern erzählen einen fortlaufende Chronologie der Ereignisse. Mit dem vorliegenden Teil festigt sich das Setting weiter. Dennoch lässt die Reihe weiterhin Raum für zukünftige Geschichten – so steht etwa die Frage nach Kyosukes vermutlich tragischer Vergangenheit weiterhin im Raum, die nur sporadisch durch Frau Tamashima angedeutet wird.
Fazit
Wesentlich euphorischer als noch nach dem Lesen des Auftaktbandes, können wir an dieser Stelle verlautbaren, dass wir uns auf den nächsten Teil der Geschichte freuen. Der zweite Band von My Boyfriend in Orange erfüllt dabei die Erwartungen, die unsere Redaktion an den Shoujo-Titel stellte: Eine klassische Erzählung, die sowohl die Feuerwehr-Thematik als auch den Altersunterschied behandelt.
Es ist, bei entsprechendem Interesse an dem Romance-Werk von Non Tamashima, unbedingt zu empfehlen, der Reihe mindestens zwei Bände Raum zur Entfaltung zu bieten. Gerade da die Autorin und Zeichnerin noch vergleichsweise unerfahren ist, kann möglicherweise eine stetige Steigerung beobachtet werden. Ob diese Vermutung unsererseits sich bestätigen wird, bleibt allerdings noch abzuwarten.
Während die ersten beiden Bände bereits auf Deutsch erhältlich sind, ist der darauffolgende Part gegenwärtig für den 1. Dezember angedacht. Auch der vierte Mangaband des Werks erscheint noch in dieser Programmspanne bei TOKYOPOP: im Februar des nächsten Jahres. Somit kommst du passend zum Valentinstag in den Genuss der Fortsetzung des I-LOVE-SHOJO-Produkts.
Abschließend bedanken wir uns bei der TOKYOPOP-Redaktion für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars, das diesen Artikel und die daran enthaltene, umfassende Besprechung ermöglicht: Vielen Dank.