Vorstellung der „Death Note Short Stories“
Die Death Note-Reihe zählt hierzulande zu den meistverkauften Manga, noch immer führt der Titel regelmäßig die verlagseigenen Bestseller-Listen von TOKYOPOP an. Für die große Fanbase hat der Hamburger Herausgeber daher vor Kurzem auch den bislang neusten Ableger zu dem Franchise veröffentlicht: die Death Note Short Stories. Wir haben uns das Ganze genauer angeschaut.
Spätestens seit dem 09. November sollte der Einzelband überall zu bekommen sein. Die deutschsprachige Ausgabe ist dabei in zwei unterschiedlichen Fassungen erhältlich – im Softcover für 7,50 € und im Hardcover mit schwarzem Farbschnitt für 14,00 €. Beide Bücher sind im gewohnten TOKYOPOP-Taschenbuchformat gehalten und zeichnen sich jeweils durch eine spezielle Coververedelung aus.
Inhaltlich sind die Versionen identisch, nur das entsprechende Coverdesign unterscheidet sich. Die Illustration von der Außenseite des Hardcovers ist im Softcover jedoch als Farbseite enthalten, umgekehrt gilt dasselbe. Von den insgesamt rund 220 Seiten sind drei in Farbe, zwischen den zwei Ausgaben geht, wie erklärt, kein Motiv verloren.
Inhaltsbeschreibung
Wie die Namensgebung bereits nahelegt, handelt es sich bei dem Manga um eine Kurzgeschichtensammlung zu dem Death Note-Franchise. In dem Einzelband sind insgesamt sechs Erzählungen zu der Reihe um das wohl bekannteste Notizbuch der Welt enthalten. Diese zeigen sowohl aus der Hauptreihe bereits bekannte als auch komplett neue Charaktere. Die folgenden Kapitel sind in Death Note Short Stories enthalten:
- Die C-Kira-Story (jap.: Cキラ編, Februar 2008)
- Die a-Kira-Story (jap.: aキラ編, Februar 2020)
- Death Note 4-Panel-Comicstrips (jap.: DEATH NOTE にラクガキ4コマ, Juni 2004 – Juni 2005)
- L – One Day (Januar 2008, aus: L FILE No. 15)
- L – The Wammy's House (Januar 2008, aus: L FILE No. 15)
- Die Taro-Kagami-Story (jap.: 鏡太郎編, August 2003)
Das erste Kapitel, C-Kira-Story, ist drei Jahre nach den Geschehnissen aus der Hauptreihe angesiedelt. Das Death Note ist wieder in die Welt der Menschen geraten, erneut kommt es dadurch zu mysteriösen Morden. Diesmal fallen dem neuen Kira, also dem Besitzer des schwarzen Buchs, allerdings keine gemeingefährlichen Schwerverbrecher, sondern einfache Senioren zum Opfer. Und das sogar freiwillig.
Im Internet bitten diese um ihren Tod, aufgrund von schweren Krankheiten oder anderen Unzufriedenheiten im Leben möchten sie nicht mehr weiterleben. „Wenn es ein Recht auf Leben gibt, muss es auch ein Recht auf Sterben geben“, erklären die Anhänger der neuen Kira-Bewegung. Die Polizei ist unterdessen ratlos – am liebsten wäre es ihnen daher, wenn sich Near, der Nachfolger von L, in den Fall einschalten und den neuen Death-Note-Besitzer aufspüren würde …
Die a-Kira-Story ist jene Kurzgeschichte, die für limitierte Zeit bereits im vergangenen Jahr über den kostenlosen MANGA Plus-Service auf Englisch bereitgestellt wurde. Das Kapitel spielt im Jahr 2019, der Shinigami Ryuk hat wieder einmal eines der übernatürlichen Todesgott-Notizbücher in Menschenhand gegeben.
Protagonist Minoru Tanaka kennt die Kira-Fälle, er wird ebenfalls von dem Death Note und seinen Kräften angezogen – allerdings möchte er die Welt mitnichten zu einem besseren Ort machen. Er ist sich völlig im Klaren darüber, dass sich die Welt seit damals sehr verändert hat. Während Light Yagami, der erste Kira, seine Morde noch vergleichsweise heimlich und unentdeckt verüben konnte, weiß ein ausgewählter Kreis der Polizei heute von dem Buch und seinen Kräften.
Außerdem ist die digitale Infrastruktur seit damals merklich fortgeschritten, die ganze Hauptstadt und mit ihr alle Bewohner, stehen durch die vielen Überwachungskameras unter dauerhafter Beobachtung. Minoru ist das Risiko, entdeckt zu werden, schlichtweg zu groß. Daher überlegt er sich einen ganz anderen Weg, um von dem Death Note auf seine Weise zu profitieren …
Die Death Note 4-Panel-Comicstrips sind dagegen weniger ernste Kurz-Manga, das Kapitel dient der reinen Unterhaltung und versetzt die bekannten Figuren in alternative Settings. Beispielsweise tauschen sich Light und L gemeinsam über den Badeanzug von Misa aus. In L – One Day und L – The Wammy's House sind unterdessen kleinere Einblicke in den Alltag und die Kindheit von L gegeben, die es in dieser Form nicht in der Hauptreihe gab.
Bei Die Taro-Kagami-Story handelt es sich um ein Pilot-Kapitel zu dem Franchise. Dem jungen Taro Kagami fällt das Death Note in die Hände. Ohne zu wissen, worum es sich dabei handelt, benutzt er es als Tagebuch. In seinem Eintrag erwähnt er auch die Jungs, die ihn nach dem Unterricht an dem Tag schikaniert haben. Am nächsten Tag sind sie beide tot – Ursache: das typische Herzversagen.
Taro ist sich unsicher, ob er für den Vorfall verantwortlich ist. Er trägt testweise drei weitere Klassenkameraden, die ihn unmittelbar zuvor hänselten, in sein „Tagebuch“ ein – sie sterben noch in derselben Nacht. Fünf mysteriöse Todesfälle innerhalb von zwei Tagen rufen schließlich zwei Kriminalbeamte auf den Plan. Der Mittelschüler muss nun ganz genau überlegen, wie er weiter vorgeht …
Zeichenstil
Abgesehen von Death Note 4-Panel-Comicstrips, das bewusst als 4-Panel-Comedy-Manga angelegt ist, ist das Werk – wie von Mangaka Takeshi Obata gewohnt – optisch sehr überzeugend. Da die einzelnen Inhalte allerdings aus verschiedenen Jahren stammen, weichen die einzelnen Zeichnungen stilistisch voneinander ab. Die starke Betonung von Schwarz-Weiß-Kontrasten zieht sich aber durch die gesamte Short Story Collection.
Das zweite Kapitel, das Anfang 2020 veröffentlichte Die a-Kira-Story, ist zudem sichtlich an unsere reale Welt angelehnt, verschiedenen (ehemaligen) Staatsoberhäuptern kommt nämlich eine kleine Rolle in der Handlung zu. Donald Trump, Shinzo Abe und Xi Jinping sind dabei klar zu erkennen – auch wenn sie als solche nicht direkt benannt werden. Dieser Bezug verhilft in gewisser Weise sogar, noch tiefer in die Geschichte einzutauchen.
Eine deutschsprachige Leseprobe gibt es zurzeit nicht. Hier kann aber zumindest in die Hauptreihe geschaut werden. Alternativ ist an dieser Stelle eine japanische Preview zu den Death Note Short Stories hinterlegt, diese gewährt einen Blick in die erste Kurzgeschichte. Die Softcover-Ausgabe kann zudem im Handel vor Ort durchgeblättert werden, das Hardcover ist zum Schutz eingeschweißt.
Fazit
Fans der Hauptreihe dürften an Death Note Short Stories Freude haben. Auch wenn die Death Note 4-Panel-Comicstrips aufgrund ihres Aufbaus kaum Mehrwert bieten, überzeugen die anderen Kapitel. Neben Die Taro-Kagami-Story, dem Pilot zum Franchise, sind vor allem das erste und zweite Kapitel sehr lesenswert. Beide spielen in der Zeit nach den Geschehnissen rund um Light Yagami.
Entsprechend sind neue Figuren als Protagonisten geboten. Während der Death-Note-Besitzer in Die C-Kira-Story leider wenig Behandlung findet, steht mit Minoru Tanaka in Die a-Kira-Story ein Charakter im Mittelpunkt, der Light in Sachen Ideenreichtum in absolut nichts nachsteht. Insbesondere dieses Kapitel regt in uns daher schon den Wunsch nach weiteren Fortsetzungen der Geschichte – genau so muss das sein, das Feeling des „Originals“ ist hervorragend eingefangen. Das Duo, bestehend aus Tsugumi Ohba (Story) und Takeshi Obata (Art), hat wieder sehr gute Arbeit geleistet, die Interessierte nicht enttäuschen dürfte.
Soft- oder Hardcover ist eine individuelle Entscheidung. Beide Ausgaben sind inhaltlich identisch. Hinsichtlich der verschiedenen Illustrationen wird zum Glück ebenfalls nichts verpasst; das jeweils andere Coverdesign ist zu Beginn als matte Farbseite enthalten. Mit dem festen Einband und dem schwarzen Farbschnitt macht die 14,00 € teure Fassung aber natürlich einen etwas hochwertigeren Eindruck.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.