Gelesen: Ai Hibikis „Sexy Short Stories“ – Band 1
Insbesondere der Josei-Leserschaft wird der Name Ai Hibiki ein Begriff sein. So brachte jene Mangaka in den vergangenen Jahren die bekannte Reihe Dein Verlangen gehört mir hervor. Aktuell zeigt sich ihre sechs Bände umfassende Serie namens Unwiderstehlicher S ähnlich erfolgreich. Kürzlich veröffentlichte TOKYOPOP ein weiteres Werk der Autorin: Den ersten Band von Sexy Short Stories. Wir haben den Manga gelesen.
Im Folgenden erklären wir die Stärken und Schwächen des Titels. Doch zunächst zu den formalen Gegebenheiten: Ursprünglich sind von erwähnter Mangaka verschiedene Einzelbände in Japan erschienen. Diese fasst man hierzulande in einer dreiteiligen, nummerierten Reihe zusammen. Der Auftaktband ist dabei seit Anfang des Monats unter der Bezeichnung Sexy Short Stories zu einem Preis von 7,50 Euro (D) verfügbar – Extras enthält der Manga nicht.
Inhaltsbeschreibung
Wie die Bezeichnung Sexy Short Stories bereits impliziert, handelt es sich beim vorliegenden Manga um eine Kurzgeschichtensammlung. Jede der fünf enthaltenen Episoden entstammt dabei der Feder von Ai Hibiki. Diese wurden zwischen März 2007 und März 2011 in Japan veröffentlicht. Inhaltlich sind die verschiedenen Kapitel nicht miteinander verknüpft. Somit ist auch ein langsames Lesen möglich.
Dabei folgt jede Erzählung jeweils einer Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, jede dargestellte Beziehungsform ist dabei als heterosexuell einzuordnen. Trotz ähnlicher Rahmenbedingungen, setzt die Autorin jeweils auf einen anderen Typ von Junge, dem sie die weibliche Hauptfigur der entsprechenden Handlung zuordnet. Im Folgenden berichten wir über das ungefähre Setting der Geschichten sowie über deren Umfang.
Den Beginn macht die etwa 35 Seiten umfassende Episode namens Verlangen nach Drehschluss, welche zugleich das Coverdesign der Zusammenstellung insipiriert. Diese handelt von einem jungen Videokünstler, der nach dem spontanen Ausfall einer wichtigen Schauspielerin, ein neues Mädchen für eine Rolle in einem erotischen Musikvideo suchen muss. Obwohl dies nicht seine Intention war, bietet sich ihm seine Kindheitsfreundin Aki an. So wittert diese die Gelegenheit, den kühlen Hayato von ihren weiblichen Qualitäten zu überzeugen.
SATSUEI CHU, YOKUJO KINSHI. by Ai HIBIKI ©2011 Ai HIBIKI by SHOGAKUKAN. © TOKYOPOP GmbH, Hamburg 2020
Im nächsten Kapitel namens Spiel nicht nach mir! stellt Hibiki-sensei auf etwa 30 Seiten eine Was sich liebt, das neckt sich-Situation dar. Obwohl sich der auffällig gut aussehende Otsu immer wieder über die Manga-Vorliebe seiner Mitschülerin Azusa lustig macht, scheint er dem unerfahrenen Mädchen keinesfalls abgeneigt zu sein. Beide junge Seelen werden durch Zufall zusammengeführt, müssen jedoch eine Hürde der Kommunikation meistern. Ob diese erfolgreich genommen oder etwa gerissen wird, möchten wir an dieser Stelle nicht vorwegnehmen.
In der Mitte des Bandes platziert sich Otaku-Liebe, eine Kurzgeschichte von ebenfalls ungefähr 35 Seiten Länge. In dieser hat es Protagonistin Miwasa nach zwei Jahren geschafft, den mysteriösen Sotaru für sich zu gewinnen. Allerdings scheint dieser viel mehr von Videospielen und Anime sowie deren zweidimensionalen Inhalten fasziniert als von seiner neuen Freundin. Ist diese Beziehung noch zu retten?
Diese Frage beantwortet Sexy Short Stories bevor in Du bist zum Anbeißen!, einer Kurzgeschichte von fast 50 Seiten, übergegangen wird. Jene Geschehnisse handeln dabei von einer Verabredung zum bevorstehenden Valentinstag. Als der coole Jun Rena vorschlägt, eine besondere Form der Zweisamkeit zu diesem besonderen Termin zu vollführen, kann diese ihre Gefühle nicht einordnen … ob es ihr bis zu Tag X gelingt?
Mit Rio und Daichi sind die beiden Hauptfiguren der letzten hier enthaltenen Short Story gegeben. Schon als Kinder standen sich die beiden nahe, doch bislang dachte Rio von Daichi eher als eine Art Bruder. Sechs Jahre später könnte sich dieses Denken langsam in eine andere Richtung entwickeln. Ein Alleinstellungsmerkmal der Geschichte: Protagonistin Rio reagiert sehr sensibel auf Schokolade.
Bereits kleine Mengen des Traums aus Kakaobohnen lassen ihren Körper in einen Zustand der sexuellen Erregung verfallen. Wie soll Daichi damit nur umgehen? Davon erzählt Bittersüße ★ Schokostimmung auf exakt 30 Seiten.
Zeichenstil
Vorangestellt ist erneut zu erwähnen, dass die fünf Kurzgeschichten allesamt fast zehn Jahre – oder länger – alt sind. Entsprechend könnten Fans der Mangaka bemerken, dass die Zeichnungen dementsprechend weniger detailreich, weniger geübt erscheinen. Dennoch ist der von Ai Hibiki hier dargelegte Stil keinesfalls als unattraktiv zu bewerten, wenngleich einige Fragen anatomischer Natur offen bleiben.
Hinsichtlich des für Shoujo-Werke wichtigen Charakterdesigns setzt die Künstlerin auf süße Girls und coole Boys. Diese spiegeln das Bild einer aufregenden Jugend und der darin eingebetteten, ersten Liebe visuell stimmig wider. Obwohl die Leidenschaft der Figuren eigentlich den Vordergrund einnimmt, ist auch die Hintergrundgestaltung in einem Satz positiv zu erwähnen. Diese sind oft mit Rasterfolie oder anderen Kleinigkeiten befüllt – tragen dabei allerdings nicht auf, sodass sich die Leserschaft auf das Geschehen der Handlung zu konzentrieren weiß.
SATSUEI CHU, YOKUJO KINSHI. by Ai HIBIKI ©2011 Ai HIBIKI by SHOGAKUKAN. © TOKYOPOP GmbH, Hamburg 2020
Die als sexy deklarierten Inhalte sind dabei nur bedingt der Altersempfehlung von 16 Jahren entsprechend zuzuordnen – ein erwachsenes Publikum könnte die Darstellungen als zu kindlich beurteilen. Das Werk schlägt visuell eine Brücke zwischen dem Shoujo- und dem Josei-Segment. Fans seichter Erotik dürften sich dagegen an der milden Präsentation erfreuen.
Insgesamt erscheinen die unterschiedlichen Kapitel aus verschiedenen Jahren wie eine kleine Art Zeitreise durch die Historie der benannten Künstlerin. Fans ihrer Werke Dein Verlangen gehört mir und Unwiderstehlicher S könnten gerade an diesem Aspekt der Visualisierung besonderes Interesse finden.
Storytelling
Mit Bezug auf die Erzählweise sind bekannte Strukturen festzustellen. Zunächst werden die jeweiligen Hauptfiguren gegenüber der Leserschaft vorgestellt sowie deren Beziehung zueinander definiert. Anschließend kommt ein Konflikt auf, dessen Lösung innerhalb einer geringen Menge an Seiten aufgedeckt wird. Die locker-leichten Geschehnisse versetzt Ai Hibiki dabei mit einem lasziven Akzent.
Auch die Comedy-Inhalte meistert die Autorin und Zeichnerin. Insbesondere in ihren chronologisch späteren Werken ist ein gewisser Witz zu notieren, wenngleich dieser häufig nur auf ein einzelnes Panel beschränkt ist. Häufig paart sich dies mit einer visualisierenden Technik, zum Beispiel einer Chibi-artigen Präsentation. Ein hoher Drama-Anteil ist dagegen – glücklicherweise – nicht zu bestätigen.
Obwohl das Format der Kurzgeschichten häufig mit limitierenden Faktoren konfrontiert ist, erscheinen die einzelnen Handlungen nur bedingt in ihrem Verlauf dahingehend negativ beeinflusst. Zugleich gefällt, dass die Kapitel aufgrund ihres Charakters getrennt voneinander gelesen werden können – ohne dabei einen inhaltlich Abbruch im Lesefluss zu generieren. Allerdings ist es eine persönliche Abwägung, ob erwähnter Umgang zur eigenen Vorliebe passt.
Fazit
Sofern dir prägnante Geschichten leichter Romantik mit seichten Zügen von Erotik liegen, ist das Lesen unbedingt anzuraten. Ansonsten stellt Sexy Short Stories auch ein lohnenswertes Werk für alle Fans von Ai Hibiki dar. Trotz der vergleichsweise frühen Werke der Autorin, kann diese mit übersichtlichen Handlungen sowie einem ansehnlichen Artwork überzeugen.
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Sexy Short Stories wird ab Minute 1:45 behandelt.
Lediglich der leicht über dem Standard-Preis liegende Preis von 7,50 Euro (D) könnte negativ hervorstechen. Mit den rund 50 Cent mehr unterstützt du allerdings das – noch viel zu kleine – Josei-Segment in Deutschland nachhaltig. Dahingehend ist dieser leichte preisliche Aufschlag wohl zu verkraften. Möglicherweise kann dir die Leseprobe zu der Entscheidung über den Kauf ebenso verhelfen.
Abschließend bedanken wir uns zudem bei TOKYOPOP für die Bereitstellung einer Kopie des Mangas, die diesen Beitrag unsererseits ermöglicht. Du kannst den besprochenen Band beispielsweise hier im verlagseigenen Webshop oder bei jedem anderen Händler mit Buchsortiment bestellen.