Ersteindruck zu Yoshifumi Tozukas „Undead Unluck“
Zuletzt berichteten wir unter anderem darüber, dass Kinoko Nasu den Manga Undead Unluck empfiehlt. Auch darüber hinaus genießt das Werk eine gewisse Popularität – seitdem die Reihe 2020 den Next Manga Award gewonnen hat, haben sich die Verkäufe merklich vervielfacht. Da der Auftakt der Geschichte seit Kurzem auf Deutsch vorliegt, haben wir die Möglichkeit ergriffen, uns eine eigene Meinung zu dem Titel zu bilden.
Carlsen Manga! hat den etwa 190 Seiten starken ersten Band offiziell zum 30. November in den Handel gebracht. Der deutschsprachige Release ist im Großtaschenbuch-Format von 12,5 cm auf 18 cm angelegt. Im Auftakt sind – und das ist für Weekly Shounen Jump-Titel durchaus eine Besonderheit – mehrere Farbseiten von der ursprünglichen Magazin-Veröffentlichung abgedruckt. Im japanischen Original-Band sind diese nicht enthalten.
Außerdem wartet die Erstauflage mit einem limitierten Stickerbogen als Extra auf, alle zwei Bände sollen dem Manga hierzulande weitere Goodies beiliegen – um welche es sich dabei handelt, ist aktuell aber noch nicht bekannt. Der Hamburger Herausgeber setzt einen Preis von 7,00 € pro Band an, für je 4,99 € wird außerdem eine digitale Fassung angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Ein mysteriöser Mann, der sich selbst Undead nennt, möchte unbedingt sterben. Seine übernatürlichen Regenerationskräfte hinderten ihn bisher allerdings daran, denn schon innerhalb weniger Augenblicke kann er ganze Gliedmaßen nachwachsen lassen. Selbst sein Haupt kann problemlos abgetrennt und in Sekundenschnelle wiederhergestellt werden.
Als er mit Fuko auf ein Mädchen trifft, das gerade im Begriff ist, Selbstmord zu begehen, wittert er die perfekte Gelegenheit, vielleicht doch noch die ewige Ruhe zu finden. Auf dem zurückgezogen lebenden Mädchen liegt eine Art Fluch, der alle, die ihre Haut berühren, unweigerlich zu Schaden kommen lässt. Je mehr Körperkontakt und je intensiver dieser ist, desto aggressiver äußert sich ihre Fähigkeit. Mitunter kann ihr Unluck sogar einen Meteoriteneinschlag hervorrufen.
Undead ist jedoch nicht der Einzige, der sich für die sonderbaren Kräfte von Fuko interessiert, auch eine sonderbare Geheimorganisation ist längst auf sie aufmerksam geworden – und hat direkt ein Team geschickt, um die beiden sogenannten UMAS, also unidentifizierte mysteriöse Arten, mit Gewalt unter Kontrolle zu bringen.
Natürlich leisten die zwei Hauptfiguren dieser groben Behandlung Widerstand. So kommt es schließlich, dass sich dieses ungleiche Duo auf die gemeinsame Flucht begibt …
Visualisierung
Der Zeichenstil von Mangaka Yoshifumi Tozuka ist absolut in Ordnung, die schwungvolle Linienführung verleiht den Illustrationen auf jeden Fall die nötige Dynamik. Auch der Umgang mit Kontrasten und Speedlines ist gelungen. Zahlreiche Soundwords ergänzen die actionhaltige Inszenierung stimmig.
Allerdings stehen dem Lesefluss zum einen die überraschend hohe Textlastigkeit, die vor allem aus Erklärungen zum Setting resultiert, und zum anderen der mitunter recht kleinteilige Seitenaufbau im Weg. Nur vereinzelt sind mal größerflächige Darstellungen Teil der Geschichte. Die einzelnen Hintergründe sind selten ausgestaltet – das ist an dieser Stelle auch nicht nötig, die Übersichtlichkeit einiger Szenen ist ohnehin schon eingeschränkt.
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Der Hamburger Herausgeber hat hier eine Leseprobe hinterlegt. Diese umfasst mit rund fünfzig Seiten das gesamte erste Kapitel der Shounen-Serie. Alternativ ist das Reinlesen über MANGA Plus, dem kostenlosen Simulpub-Service vom japanischen Shueisha-Verlag, möglich. Dort stehen die ersten drei Kapitel der Reihe unter anderem auf Englisch und Spanisch auf Abruf bereit.
Fazit
Der erste Band von Undead Unluck wird unseren anfänglichen Erwartungen nur bedingt gerecht, gleichzeitig zeigt der Auftakt aber sehr deutlich, was von der Geschichte bislang im Wesentlichen zu erwarten ist: stark humoristisch angelegte Action. Das Sterben und der Tod werden trotz der eigentlichen Ernsthaftigkeit jener Thematiken, auf die der gesamte Manga auch eigentlich gründet, nur leger behandelt. Sexuelle Übergriffigkeit durch den Protagonisten wird darüber hinaus als Mittel zur einfachen Unterhaltung herangezogen. Inhaltlich ist das Ganze bisweilen fragwürdig.
Wenngleich das dem Setting zugrundeliegende Konzept auf den ersten Blick nicht vollkommen verbraucht erscheint, fehlt es noch an einem entscheidenden Funken mehr Innovation. Gelegentlich erinnert der Titel an andere Genrevertreter, immer wieder ist uns beim Lesen beispielsweise Yusei Matsuis Assassination Classroom in den Sinn gekommen. Es gibt dahingehend verschiedene Überschneidungen.
Sowohl durch die Textlastigkeit, die in diesem Teil wohl maßgeblich den vielen einleitenden Erklärungen zu Beginn der Erzählung geschuldet ist, als auch mehrere Fehler bei der redaktionellen Bearbeitung behindern den Lesefluss leider wiederholt. Dadurch ist es schwierig, überhaupt richtig in die Handlung reinzufinden.
Vor allem weil es dem Manga, unserer Meinung nach, an einem gewissen Anspruch und an Spannung fehlt, ist es nicht ganz einfach, sich auf die Inhalte zu konzentrieren. Das Hauptaugenmerk liegt, zumindest im ersten Band, nahezu vollständig auf dem trivialen Comedy-Charakter der Reihe. Sprachlich wurde dieser von Übersetzer Martin Gericke zwar hervorragend eingefangen, uns hat der Humor, der natürlich stets subjektiv zu beurteilen ist, allerdings nicht zugesagt. Folglich hat uns der Auftakt von Undead Unluck ebenfalls nicht überzeugt.
Trotz unserer gedämpften Eindrücke sind wir aber durchaus gespannt, wie sich das Werk im Folgenden noch entwickelt. Bislang sind in Japan immerhin schon neun Bände erschienen, wobei ein Abschluss zurzeit noch nicht einmal in Sicht ist. Entsprechend dürfte die Reihe einige Fans haben, was wiederum Hoffnung auf die kommenden Fortsetzungen macht. Hierzulande erscheint Band 02 zum 1. Februar 2022 auf Deutsch.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für das unverbindliche Zusenden eines Belegexemplars.