Review zum Abschlussband von „Ghostly Things“
Seit Carlsen Manga! Ende März 2021 mit der Veröffentlichung von Ghostly Things begonnen hat, begleiten wir den deutschsprachigen Release bereits mit einer entsprechenden Artikel-Reihe. Anlässlich des nun erschienenen Abschlussbands werfen wir noch einmal einen gesamtheitlichen Blick auf den Fantasy-Dreiteiler von Mangaka Ushio Shirotori.
Der letzte Band ist offiziell Ende Dezember bei dem Hamburger Herausgeber erschienen. Band 03 hat im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Teilen einen leicht erhöhten Gesamtumfang von 208 Seiten, allerdings ist diesmal, wie auch in der japanischen Originalausgabe, keine Farbseite enthalten. Als Preis sind 7,00 € beziehungsweise 5,99 € für das E-Book angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Die junge Yachiho hat ein großes Haus am Rand einer fiktiven Ortschaft inmitten einer Bergregion bezogen. Im Keller des etwas verfallenen Anwesens ist eine sogenannte Fährstelle für Geisterwesen aller Art, von dort treten die verschiedensten Erscheinungen ihren Übertritt ins Jenseits an. In jenem Haus hat zuvor ein mysteriöser Forscher gewohnt und gearbeitet. Entsprechend ist noch immer alles voller Büchern, Dokumenten und sonstigen Notizen – und irgendwo darunter soll sich die Schrift des Totenreichs befinden.
Dabei handelt es sich um ein Schriftstück, das in Zusammenhang mit dem Verschwinden von Yachihos Mutter stehen könnte. Das darin enthaltene Wissen soll sowohl für die Menschen- als auch Geisterwelt von außerordentlicher Relevanz sein. Im Zuge weiterer Begegnungen mit den verschiedensten Yokai-Wesen kommt Yachiho mit immer neuen Hinweisen dem Verbleib jener Aufzeichnungen und damit zugleich dem mutmaßlichen Aufenthaltsort ihrer Mutter immer näher. Doch sie ist nicht die Einzige, die an der Arbeit des zurzeit ebenfalls spurlos verschwundenen Forschers interessiert ist …
Wie sich herausgestellt hat, sind Yachihos Lehrer und eine mysteriöse Gruppe auf der Suche nach der Schrift des Totenreichs. Das traditionelle Fest zum Geleit ins Totenreich, während zwischen beiden Welten eine besondere Verbindung hergestellt wird, rückt immer näher. Nachdem zuletzt der Torwächter des Mikoshi-Schreins in Raserei verfallen ist, musste dieser in das Geisterreich zurückgeschickt werden.
Jetzt braucht es dringend einen Nachfolger, denn immer mehr Geisterwesen scheinen sich plötzlich in dem kleinen Örtchen zu sammeln. Das Gewicht der Naturgesetze darf unter keinen Umständen aus dem Gleichgewicht geraten. Doch auch das Aufspüren der umkämpften Aufzeichnungen des vorherigen Hausbewohners, jenen Forschers, bedroht die natürliche Balance …
Visualisierung
Die ländlich geprägte Fantasy-Atmosphäre des Werkes wird vor allem in den Zeichnungen gut wiedergegeben. Sauber geführte Linien bilden den Grundstock der Bebilderung. Merklicher Fokus liegt dabei auf der durchaus liebenswerten Darstellung der einzelnen Yokai-Wesen. Der rundliche Zeichenstil wirkt zart und gefühlvoll, gleichzeitig sind dem Titel mit getuschten Flächen und verschiedenen Rasterfolien jedoch auch starke Kontraste, und damit ein Gefühl von Dreidimensionalität, verliehen.
Im dritten Band brilliert Mangaka Ushio Shirotori erneut mit einigen großformatigen Darstellungen, die in Kombination mit dem detaillierten und cleanen Stil ihre besondere Wirkung entfalten. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Kapiteln ist im Abschluss ein dynamischer Lesefluss geboten, dieser Umstand geht im Wesentlichen auf das optimierte Bild-Text-Verhältnis zurück.
Mit der kostenlosen Leseprobe kann sich ein eigener Eindruck von dem Zeichenstil verschafft werden. Neben einer Farbseite umfasst diese Preview das gesamte erste Kapitel. Insgesamt stehen somit mehr als 40 Seiten zum Probelesen bereit. Alternativ kann im Handel vor Ort in das Buchinnere geschaut werden – der Manga ist nicht eingeschweißt.
Fazit
Vom Grundkonzept ausgehend ist Ghostly Things eine wirklich sehr liebenswerte Reihe, die das Potenzial hat, ein breites Publikum anzusprechen. Die japanische Folklore rund um die Naturgeister ist zwar ein elementarer Bestandteil der Geschichte, aber nicht unsagbar komplex aufgezogen, sodass es trotz allem einfach fällt, den Geschehnissen zu folgen. Darüber hinaus trägt die episodisch angelegte Erzählstruktur zu einem leichten Verständnis bei.
Gleichzeitig fehlt es dem Titel leider an einer gewissen Dynamik, immer wieder wird die eigentliche Handlung durch Subplots unterbrochen. Am Schluss bleibt auch deswegen nicht genügend Raum, um die eigentliche Prämisse, dass Protagonistin Yachiho ihre Mutter findet, aufzulösen. Dahingehend gibt es mit den letzten beiden Kapiteln zwar einen bedeutenden Fortschritt, aber damit endet es. Auch zu den Gegenspielern rund um Yachihos Lehrer bleiben diverse Fragen offen. Die Trilogie ist insofern nur bedingt als abgeschlossen zu betrachten.
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Band 03 gilt sowohl in Japan als auch hierzulande als Abschlussband, eine Fortsetzung ist bislang nicht in Sicht. Ob es jemals eine Weiterführung geben wird, ist nicht sicher. Mangaka Ushio Shirotori arbeitet mit der Manga-Adaption von Moto, Ochikobore Koushaku Reijou desu. gegenwärtig bereits an einem anderen Projekt. Weitere Arbeiten nehme sie derzeit nicht an, heißt es zudem auf Twitter.
Wer der Fantasy-Trilogie dennoch eine Chance geben möchte, kann sich auf eine sehr atmosphärische Bebilderung freuen. Die rundlichen Zeichnungen und die Ausgestaltungen der unterschiedlichen Naturgeister sind sehr gelungen. Um ein wenig Geld zu sparen oder um selbst einfach nur unverbindlich reinzulesen, lohnt sich hier gegebenenfalls der Griff zum etwas kostengünstigeren E-Book.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Carlsen Manga! für die unverbindliche Zurverfügungstellung eines Belegexemplars.