Besprechung zu Makoto Shinkais Roman „5 Centimeters per Second“
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Makoto Shinkai ist vor allem als Anime-Regisseur bekannt, aber auch als Autor betätigt sich der 1973 geborene Japaner seit einigen Jahren immer wieder. Nachdem Egmont Manga zuerst die Novels your name. und Weathering With You zu seinen beiden gleichnamigen Filmen auf Deutsch veröffentlichte, legte der S. FISCHER Verlag im vergangenen Jahr mit Das Geschenk eines Regentages nach. Inzwischen ist hierzulande ein weiteres Buch von ihm erschienen: 5 Centimeters per Second.
Bereits im Rahmen der Dezember-Neuheiten ist der Roman von 5 Centimeters per Second erschienen, parallel dazu hat Egmont Manga außerdem den zweiten und damit zugleich finalen Band der dazugehörigen Manga-Fassung von Yukiko Seike herausgebracht. Die Novel ist als großformatige Klappenbroschur gefasst und wartet mit einer Spotlack-Veredelung auf. Als Preis sind 15,00 € angesetzt, eine E-Book-Ausgabe wird zurzeit nicht angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Wegen der Arbeit seines Vaters ist Takaki viel umgezogen, auch die gleichaltrige Akari hat früh ihren Wohnort gewechselt. Beide haben sich in Tokyo in der Grundschule kennengelernt, zwischen den Kindern hat sich schnell eine tiefe Verbindung aufgebaut. Es scheint, als wären sie Seelenverwandte und füreinander bestimmt. Gemeinsam könnte ihnen eine glückliche Zukunft bevorstehen. Doch es kommt anders.
Erst zieht Akari nach dem sechsten Schuljahr überraschend weg, dann muss Takaki ebenfalls erneut umziehen – in das weitentfernte Kagoshima, in der Küstenregion verbringt er schließlich seine Pubertät. Zwar findet Takaki sich schnell in seine neue Umgebung ein, doch in seinen Gedanken hängt er der Vergangenheit noch immer nach. Dadurch ist er schließlich auch nicht bereit, sich auf Sumida, ein Mädchen, das sich merklich für ihn interessiert, und ihre Gefühle einzulassen.
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Zum Studieren zieht Takaki schließlich zurück in die japanische Hauptstadt, arbeitet dort später in der IT-Branche. Aufgrund seiner offenen Art ist er beliebt, und dank seinem Fleiß steigt er über die Jahre in seinem Beruf stetig auf. Doch selbst eine steile Kariere und das damit verbundene Geld füllen nicht das innere Bedürfnis nach Nähe und Verbundenheit …
Die Handlung erstreckt sich über fast 190 Seiten und ist, wie auch der zugrundeliegende Anime, in drei Kapitel unterteilt, die alle wiederum in mehrere kleinere Abschnitte gegliedert sind. Außerdem ist sowohl ein Nachwort von Autor Makoto Shinkai als auch ein Kommentar von Idol und Buchkritikerin Ai Nishida sowie ein Glossar enthalten. Der deutschsprachigen Ausgabe liegt die japanische Neuausgabe von 2016 zugrunde.
Storytelling und Stil
Bei 5 Centimeters per Second handelt es sich um eine Geschichte, die direkt aus dem Leben gegriffen scheint – sie ist in gewisser Weise herrlich unaufgeregt geschrieben, gleichzeitig aber nicht frei von Emotionen. Sie regt zum Nachdenken an. Hinter dem Werk verbirgt sich diesmal – nicht wie beispielsweise in your name. – kein übernatürliches Mysterium, es ist schlichtweg ein bewegendes, da realistisch angelegtes, Drama. Die Schreibart ist einfach zu fassen.
Ein zentrales Element des Storytellings sind die räumlichen und zeitlichen Sprünge zwischen den verschiedenen (Sub-)Kapiteln. Das Geschehen entwickelt sich dadurch rasant. Trotz dessen wirkt das Ganze nicht übereilt, dafür sind maßgeblich die Beschreibungen der Gedanken verantwortlich, die tief in das Innere der handelnden Figuren führen.
Zu Beginn wird die Geschichte aus der personalen Form wiedergegeben, wodurch schnell Nähe zu Takaki als Hauptfigur aufgebraut wird. Ab dem dritten Kapitel wird durch den Wechsel in die Perspektive der Dritten Person auf einen distanzierteren Erzählstil gewechselt. Damit wird einerseits der Wendepunkt innerhalb der Handlung unterstrichen, andererseits wird geschickt auf den sich nähernden Abschluss hingearbeitet – die Leserschaft wird wieder von dem Protagonist entfernt.
Egmont Manga stellt zwanzig Seiten zum Anlesen als kostenlose Leseprobe bereit. Auch das vorsichtige Reinblättern im Handel ist möglich – das Buch ist in der Regel nicht verpackt. Bei dem Werk handelt es sich um einen „gewöhnlichen“ Roman, keine Light Novel. Entsprechend sind keine Illustrationen enthalten. Alles wird durch Worte ausgedrückt.
Fazit
Im Zentrum von Makoto Shinkais Arbeiten stehen sehr oft Liebesbeziehungen, die von einer Form von Trennung belastet werden – das ist wie beschrieben auch in 5 Centimeters per Second der Fall. Die Geschichte ist somit am besten als Drama zu beschreiben. Dieses wirkt realistisch, nichts ist künstlich aufgebauscht. Die philosophischen Ansätze, die das Werk stellenweise auszeichnet, sind ebenfalls ganz typisch für den Erzählstil des your name.-Schöpfers. Gleichwohl wurde auf den üblichen Science-Fiction-Anklang bewusst verzichtet.
Die Novel ist keine einfache Nacherzählung des zugrundeliegenden Animes, viel eher stellt sie eine Ergänzung dar. Einige Szenen sind extra für die Buchausgabe neu hinzugefügt worden. Insofern lohnt sich der Einzelband auch für jene, die bereits die Kurzfilm-Trilogie kennen und schätzen. Im direkten Vergleich der verschiedenen Fassungen besticht die Novel vor allem durch die tiefsten Einblicke in das Innere der Charaktere, insbesondere die Standpunkte der weiblichen Figuren werden im Fließtext greifbarer. Anime und Manga punkten dagegen mit einer, wie wir finden, wunderschönen Visualisierung.
© 2010, 2011 Makoto Shinkai / CWF · S&HC EF FILM PARTNERS / Yukiko Seike / Kodansha Ltd.
Mit Blick auf die anderen bereits bei Egmont Manga erschienenen Romanen ist 5 Centimeters per Second mit insgesamt – also inklusive dem Nachwort von Autor Makoto Shinkai, dem Kommentar von Ai Nishida und dem Glossar – etwa 200 Seiten eher dünn. Der recht große Seitenrand wäre unserer Meinung nach nicht zwingend nötig gewesen.
Der gewählte Blocksatz gefällt uns dagegen ausgesprochen gut, das Lesen wird dadurch erleichtert. Mit 15,00 € ist das Preis-Leistungs-Verhältnis aus unserer Sicht vertretbar, schließlich ist hier eine großformartige Klappenbroschur mit Spotlack-Veredelung geboten. Außerdem wurde die Übersetzung aus dem Japanischen angefertigt – dabei haben Antje Bockel als Übersetzerin sowie die verantwortliche Redakteurin, Inga Wurzbach, soweit wir das beurteilen können, wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Der Lesefluss ist ausgezeichnet.
Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von Egmont Manga *WERBUNG für das unverbindliche Zuschicken eines Belegexemplars.