Ersteindruck zu „Minato's Coin Laundry“
Die Minato's Coin Laundry-Reihe erfreut sich in Japan großer Beliebtheit, zuletzt wurde deswegen bereits ein Live-Action-Drama angekündigt. Bei TOKYOPOP ist der Manga im April auf Deutsch gestartet. Wir haben den Auftakt inzwischen gelesen und berichten euch in diesem Artikel von unseren Eindrücken zu dem Boys-Love-Werk.
Band 01 wartet direkt zu Beginn mit zwei doppelseitig bedruckten, matten Farbseiten auf. Außerdem sind in dem rund 190 Seiten starken Gesamtumfang Nachworte der beiden Künstlerinnen sowie eine Bonus-Novel enthalten. Letztere zählt neun Seiten. Die deutschsprachige Ausgabe ist sowohl auf dem Front- und Backcover als auch auf dem Buchrücken mit Relieflack veredelt. Als Preis sind 7,50 € angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem Minato seinen alten, stressigen Bürojob gekündigt hat, hat er den Waschsalon seines Großvaters übernommen. Der größte Teil seiner Kundschaft ist berentet und stammt aus der unmittelbaren Nachbarschaft, meistens ist es entsprechend ruhig. Minato ist inzwischen Anfang dreißig und hat sich an den weitestgehend unaufgeregten Alltag gewöhnt.
Als an einem warmen Sommertag aber plötzlich ein Oberschüler aus dem zweiten Jahr am Tresen steht und über Probleme mit dem Trockner klagt, verschlägt es Minato für einen Moment glatt die Sprache: Sein Gegenüber ist unsagbar attraktiv, groß und muskulös. Genau sein Typ. Minato ist homosexuell und hat für einen Moment gar Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren.
Erst als er sich schließlich selbst zur Ordnung ruft, kann er das Problem mit dem Gerät lösen. Beide Männer freunden sich daraufhin an und kommen noch öfters ins Gespräch miteinander. Als sich Minato dabei ganz unbedacht outet, verlässt Shintaro eilig den Salon. Überraschenderweise kehrt er allerdings schon zwei Wochen später zurück und erklärt gegenüber Minato kurzerhand, dass er ihm gegenüber „sexuelles Verlangen“ verspüre. Der Oberschüler bittet den über zehn Jahre älteren Mann deshalb, sein fester Freund zu werden …
Visualisierung
Basierend auf dem Originalroman von Yuzu Tsubaki hat Sawa Kanzume die Zeichnungen angefertigt. Auch wenn für die Manga-Umsetzung einige Szenen aus der zugrundeliegenden Novel gestrichen wurden, gefällt die vorliegende Adaption gut. Der Lesefluss ist merklich dynamisch, dies ist vor allem auf die geordnete Seitenaufteilung und die ausgezeichnete Bild-Text-Balance zurückzuführen.
Die einzelnen Zeichnungen beziehungsweise deren Umrisse sind mit feinen Linien gezogen, (digital) getuschte Flächen und verschiedene Rasterfolien verleihen der Gesamtoptik die notwendige Struktur und Räumlichkeit. Hintergründe sind dagegen nur gelegentlich ausgestaltet. Insgesamt darf sich auf eine herrlich natürliche Bebilderung gefreut werden, die dem lebensnahen Setting atmosphärisch hervorragend angepasst ist.
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TOKYOPOP stellt allen Interessierten das komplette erste Kapitel als kostenlose Leseprobe bereit – auch die zuvor erwähnten Farbseiten sind in der Vorschau enthalten. Damit ist es möglich, sich zumindest einen ersten Eindruck von der Geschichte zu verschaffen. Alternativ kann im Handel vor Ort behutsam reingeblättert werden, der Manga ist nicht eingeschweißt.
Fazit
Im ersten Band wird nicht lange gefackelt, die Ereignisse mit dem Kennenlernen, der Freundschaft, dem Outing und der danach folgenden Liebesbekundung von Shintaro gegenüber Minato überschlagen sich beinahe. Dieses anfängliche Tempo wird aber schon in den folgenden Kapiteln wieder rausgenommen, der Salonbesitzer ist sich seiner Verantwortung gegenüber dem minderjährigen Oberschüler bewusst und weiß sich zu zügeln. Erzähltechnisch setzt damit eine willkommene Tiefgründigkeit ein.
Die Thematisierung des Altersunterschieds gefällt uns gut. Während aus Shintaro die jugendliche Leichtigkeit geradezu hervorsprudelt, ist Minato etwas reflektierter im gegenseitigen Umgang. Er möchte nicht, dass Shintaro pubertäre Gefühlsschwankungen womöglich als Liebe fehlinterpretiert. Trotz der allgemeinen Ernsthaftigkeit um diese Prämisse fehlt es dennoch nicht an gewissen innigen, von Shintaro initiierten Momenten. In diesem Sinne ist, zumindest im Auftakt, auch kein Sex zu erwarten – zum Glück, wie wir finden.
Trotz vereinzelter Ausbrüche in der Wortwahl, ist Minato's Coin Laundry eine zarte, liebevolle Geschichte, die Fans von soften Boys-Love-Manga wie Ein Fremder am Strand und Koimonogatari – Love Stories sicherlich gefallen könnte. Vor allem ersteres ist unserer Meinung nach dem vorliegenden Werk in verschiedener Hinsicht ähnlich, vom inhaltlichen Aspekt bis zum überraschend jung wirkenden Charakterdesign.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.