Interview mit Yuo Yodogawa zum Deutschland-Start von „Zombie Hide Sex“
Yuo Yodogawa ist Boys-Love-Fans für eine Vielzahl an Einzelbänden bekannt. Mit Zombie Hide Sex startet hierzulande zum 28. Juni erstmals eine Reihe der japanischen Künstlerin. Passend zum Deutschland-Release des Werks hatten wir Gelegenheit, die Mangaka zu interviewen. Mit uns hat Yodogawa-sensei unter anderem über ihren ersten Kontakt zum Boys-Love-Genre sowie ihre Inspirationen zu und ihre Arbeit an Zombie Hide Sex gesprochen.
Vorangestellt möchten wir uns ganz herzlich bei Hayabusa für die Möglichkeit sowie bei dem japanischen Verlag Houbunsha für die Erlaubnis und natürlich bei Yodogawa-sensei selbst für ihre Zeit bedanken. Nachfolgend kürzen wir uns mit MP ab.
MP: Guten Tag, Yodogawa-sensei. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns nehmen!
Yodogawa-sensei: Hallo, ich bin Yuo Yodogawa. Freut mich sehr.
MP: Sowohl in Japan als auch in Deutschland sind schon einige Boys-Love-Werke von Ihnen erschienen. Sie arbeiten seit mehreren Jahren aktiv in dem Segment. Können Sie uns und unserer Leserschaft einmal schildern, wie Sie selbst als Leserin, aber auch als Autorin in Berührung mit Boys Love gekommen sind?
Yodogawa-sensei: Seit ich als Studentin das erste Mal Doujinshi gesehen habe, weiß ich, dass es solche Love Stories zwischen Männern gibt. Ich wollte es auch selbst versuchen zu zeichnen und habe auf meiner Homepage einen Original-Webmanga gestartet.
MP: Aktuell arbeiten Sie an Zombie Hide Sex. Zombie-Survival-Geschichten in Boys-Love-Manga sind etwas vergleichsweise Seltenes. Sie schreiben im Nachwort von Band 01, dass Sie sich schon vor Jahren für das Thema interessiert haben. Würden Sie uns erklären, wie Sie auf die Idee dazu gekommen sind?
Yodogawa-sensei: Ich habe schon immer Horrorgeschichten, postapokalyptische Welten und anderes Außergewöhnliches geliebt. Während ich mir Filme angeschaut oder Games gespielt habe, packte es mich bei dem Gedanken, wie in einer postapokalyptischen Zombie-Welt zwei überlebende Männer sich gegenseitig unterstützen und verlieben. Also fing ich einfach sofort an, zu kritzeln. Da ich es damit nicht auf sich beruhen lassen konnte, habe ich Houbunsha* vorgeschlagen: „Wie wäre es mit einer solchen Geschichte?“ – und ich durfte es zeichnen.
*japanischer Verlag, bei dem Zombie Hide Sex im Original erscheint
MP: In jeder Geschichte funktionieren Zombies etwas anders – mal sind sie träge, mal ziemlich agil und manche verfügen sogar noch über Intellekt oder Erinnerungen an ihr altes Leben. Welche Eigenschaften haben Sie sich für die Untoten in Zombie Hide Sex überlegt?
Yodogawa-sensei: In Zombie Hide Sex sind die meisten Zombies im Grunde eher träge und sehen nicht besonders gut. Aber es gibt auch hin und wieder welche, die wahnsinnig schnell angerannt kommen und ziemlich lebendig sind. (lacht)
MP: Wir haben gelesen, dass Sie Horror-Fan seien. Gibt es dabei Werke oder Künstler:innen, die Sie bei Ihrem Schaffen an Zombie Hide Sex besonders inspirieren?
Yodogawa-sensei: Ich habe mich von ziemlich vielen verschiedenen Werken inspirieren lassen, darunter das berühmte Resident Evil und ausländische Serien und Filme wie The Walking Dead, World War Z oder Cargo.
MP: Im Titel der Reihe steckt das Wort „Sex“, auch sonst sind Ihre Werke durchaus als erotisch zu bezeichnen. Wir fragen uns: Worauf legen Sie beim Konzipieren und Zeichnen der Sex-Szenen besonderen Wert?
Yodogawa-sensei: Da es ums Überleben geht und eine etwas ernstere Atmosphäre herrscht, habe ich versucht, die erotischen Szenen romantischer zu zeichnen. Ich wollte darstellen, wie Chigasaki allmählich sowohl Herz als auch Körper zum Schmelzen bringt, also ein Gefühl der Verbundenheit.
MP: Bei Zombie Hide Sex handelt es sich um Ihr bislang längstes Werk. Welche Herausforderungen bereitet Ihnen das beim Arbeiten?
Yodogawa-sensei: Normalerweise zeichne ich Geschichten mit fünf bis sechs Kapiteln und mehr erotischen Szenen. Diesmal darf ich ein längeres Werk zeichnen, dabei ist anders als bisher die Story wichtig. Da ich keine sehr gebildete Person bin, habe ich mein Bestes gegeben, schwierige Themenbereiche aus Wissenschaft und Medizin zu recherchieren. Zudem habe ich, unter anderem, Filme als Referenz angeschaut. Für dieses Werk benutze ich meinen Kopf bislang am meisten. (lacht)
Außerdem habe ich Tarnkleidung, Modelwaffen und andere Gegenstände, welche mit Chigasaki in Verbindung stehen, zu Referenzzwecken gekauft. Die verwende ich auch entsprechend für meinen Manga …!
MP: Im Nachwort von Band 01 schreiben Sie, dass Sie zunächst ein „Bad End“ für die Story um Haruomi Mishiba und Kazuma Chigasaki im Sinn hatten. Was hat Sie dazu bewegt, den Verlauf doch in eine andere Richtung zu wenden?
Yodogawa-sensei: Ursprünglich hatte ich ein „Bad End“, oder besser gesagt ein offenes Ende*, im Sinn. Aber Houbunsha, denen ich die Zombie-Boys-Love-Geschichte vorgelegt hatte, wollte ein „Bad End“ möglichst vermeiden, und mich so in die andere Richtung zu einem „Happy End“ bewegt. Jetzt, wo ich so zeichne, sind mir Haruomi, Chigasaki und die anderen sehr ans Herz gewachsen und ich bin nun der festen Überzeugung, dass ein „Happy End“ anzustreben tatsächlich besser ist.
*„Merry Bad End“, bei dem selbst interpretiert werden muss, ob es ein gutes oder schlechtes Ende ist
MP: Lassen Sie uns noch einen Moment bei der Zukunft bleiben: Haben Sie bereits Pläne für Ihre nächsten Arbeiten beziehungsweise was würden Sie ganz allgemein gerne einmal zeichnen?
Yodogawa-sensei: Es ist noch nicht entschieden, was ich als nächstes Werk machen werde. Allerdings würde ich gerne einmal etwas mit einem Mann zeichnen, der mit seinem auffälligen Aussehen in der ganzen Universität berühmt, aber in Wirklichkeit ein Alien ist. Doch eines Tages findet ein Mitstudent, der Okkultismus-Fan und vom Wesen etwas nerdig ist, versehentlich seine wahre Identität heraus. Daraufhin wird er von eben diesem fanatischen Mitstudenten verfolgt und ausspioniert – und das Alien versucht ihn abzuhängen. Eine solche Geschichte möchte ich zeichnen, denke ich. (lacht)
MP: Haben Sie zum Abschluss noch ein paar Worte für Ihre deutschen Fans?
Yodogawa-sensei: Vielen Dank, dass ihr bis hierher gelesen habt. Ich bin ganz aufgeregt, wenn ich daran denke, dass ihr in Deutschland meinen Manga bald lesen könnt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ihn in die Hand nehmt und er zu einem eurer Lieblingsmanga wird. Vielen Dank!
MP: Vielen lieben Dank für Ihre Zeit und Mühe. Wir freuen uns bereits sehr auf den Release!