Interview mit Umi Sakurai – Mangaka von „A Man and his Cat“
Zur Veröffentlichung des sechsten Bandes von A Man and his Cat (jap.: Ojisama to Neko) in Deutschland durften wir mit Mangaka Umi Sakurai ein umfangreiches Interview über die Entstehung des Werkes und vieles weiteres führen.
Wir möchten uns sowohl bei Manga Cult für die Gelegenheit als auch bei dem japanischen Verlag Square Enix, der das Interview genehmigt hat, herzlich bedanken. Unser großer Dank für die Beantwortung der Fragen und die damit verbundene Zeit gilt zudem auch Sakurai-sensei selbst. Nachfolgend werden wir Umi Sakurai mit Sakurai und uns selbst mit MP abkürzen.
MP: Hallo Sakurai-sensei und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview mit uns nehmen!
Sakurai: Vielen Dank auch.
MP: Sie haben geschrieben, dass Sie Katzen lieben und schon immer einen Katzen-Manga zeichnen wollten. Haben Sie selbst eine Katze oder woher nehmen Sie die Inspiration für neue Geschichten von Herrn Kanda und Fukumaru?
Sakurai: Ich hatte seit meiner Kindheit schon immer Katzen an meiner Seite. Momentan habe ich zwei Katzen, die wirklich süß sind. Selbst wenn sie Schabernack treiben oder ein Durcheinander verursachen, sie sind süß. Weil ich dieses Gefühl teilen möchte, zeichne ich. Und wenn mir die Leser:innen „Ich weiß genau, was du meinst!“ sagen, freue ich mich und zeichne weiter. Katzen sind süß!
MP: Wie ist das Design für Fukumaru entstanden? Gab es eine Vorlage?
Sakurai: Fukumaru ist eine exotische Kurzhaarkatze. Also ist die Vorlage diese Katzenrasse. Er ist eine niedliche Katze mit einem mürrischen Gesicht und kugelrundem Körper. Während ich am Storyboard saß, habe ich die Flecken positioniert, wo ich dachte, es wäre niedlich. Auch das Popelmuster ist süß.
MP: Oft sieht man Fukumaru auf dem Arm von Herrn Kanda. Wie viel wiegt Fukumaru eigentlich?
Sakurai: Eigentlich soll er das Normalgewicht haben, aber selbst als Autorin fällt es mir schwer, dass zu glauben … trotz, dass ich es merkwürdige finde, wird er immer runder. (lacht) Das ist eben ein Manga. Und das ist okay, denn er ist niedlich.
MP: Wieso haben sie sich dafür entschieden, dass der Protagonist ein älterer Herr ist?
Sakurai: Ich hatte ursprünglich nicht vor, den Manga als Serialisierung zu veröffentlichen, sondern nur als Hobby. Daher habe ich, ohne mir Gedanken über das Alter zu machen, das Storyboard erstellt. Rückblickend denke ich, dass gerade weil ich keine Einschränkungen durch den Manga als kommerzielles Produkt hatte, konnte ich das Alter und Geschlecht so wählen, wie es am besten zur Geschichte passt. Bei Kindern braucht man die Zustimmung der Eltern, so dass die Worte „Ich möchte es selbst“ an Gewicht verlieren. Das ist auch bei jungen Männern und Frauen verbreitet. Je älter die Menschen werden, desto weniger sind sie in der Lage, sich selbst zu fordern. Die Entscheidung, ein Haustier zu halten, ist nicht mehr so einfach wie früher, da man das gewohnte Umfeld nicht mehr ändern möchte. Die Schwere der Verantwortung für ein Leben ist auch nicht mehr wie in der Jugend. So wurde es Herr Kanda, da ich mir dachte, dass es manchmal eine wunderbare Sache ist, aus eigenem Antrieb, seinem Herzen folgend, einen Schritt nach vorne zu machen.
MP: Fuyuki Kanda spielt seit seiner Kindheit Klavier und ist Musiklehrer. Mögen Sie selbst gerne Musik und spielen Sie ein Instrument?
Sakurai: Ich habe als Kind Klavierunterricht genommen. Da ich absolut kein Talent hatte, konnte ich mich nicht weiterentwickeln. Als ich Mangaka wurde, hätte ich nicht gedacht, dass mir diese Erfahrungen mal nützlich sein könnten. Das Leben ist dazu da, alles mal ausprobieren. Auch jetzt ist das Klavier noch immer mein Lieblingsinstrument. Ich liebe die Musik.
MP: Am Anfang der Geschichte sieht man, dass die Menschen nur kleine und süße Haustiere möchten. Der Kater Fukumaru und sein Liebreiz werden rein aufgrund seines Äußeren nicht wahrgenommen. Wir empfinden das Ganze hat einen sozialkritischen Charakter. War das in dieser Form von Ihnen beabsichtigt oder haben Sie die Situation mehr als einen einfachen Einstieg in die Handlung konzipiert?
Sakurai: Auch dies ist eine Szene, die ich veröffentlichen konnte, weil ich den Manga zunächst als Hobby gezeichnet habe. Für ein kommerzielles Magazin hätte ich eine Katze aus dem Tierheim oder eine ausgesetzte Katze genommen. Schon seit meiner Kindheit habe ich mir Sorgen um die Tiere gemacht, welche in einem Schaufenster älter werden. Dieses ungute Gefühl habe ich im Manga zum Ausdruck gebracht. Aber es ist nicht so, dass ich irgendjemanden kritisieren möchte. Es mag scheinheilig klingen, aber ich möchte einfach nur, dass sie glücklich werden, und sei es nur im Manga. Auch heute ist mir das noch ein wichtiges Anliegen. Während die Seiten anderer Geschichten über ausgesetzte Katzen und Katzen aus dem Tierheim für Kritik genutzt werden, verwende ich sie, um das Glück derjenigen, die sie aufnehmen, vollumfänglich darzustellen.
MP: Sie haben die Serie auf Twitter gestartet. Was sind die Vorteile der „offiziellen“ Serialisierung in einem Magazin?
Sakurai: Da der Verlag sich um den Papierkram kümmert, kann ich mich voll auf den Manga konzentrieren. Außerdem kann ich viel mehr Leser:innen erreichen. Dank des Verlages kann A Man and His Cat ins Deutsche und viele weitere Sprachen übersetzt werden und erscheinen. Zudem sind als Mangaka die Deadlines womöglich der größte Vorteil. Da ich Abgabefristen habe, kann ich eine monatliche Serialisierung veröffentlichen. Ohne meinen Redakteur würde ich wohl rumtrödeln …
MP: Wollten Sie schon immer Mangaka werden oder wie kam es dazu?
Sakurai: Schon seit ich klein war habe ich gerne gezeichnet und Manga mit einer oder wenigen Seiten angefertigt. Aber ernsthaft Mangaka werden wollte ich erst nach dem Einschreiben in eine Berufsschule für Manga. Dort habe ich zum ersten Mal einen Manga mit 32 Seiten gezeichnet und von einem Redakteur lesen lassen – es war vollkommener Mist. Das hat meinen Ehrgeiz geweckt. Ich sagte zu mir: „Eines Tages werdet ihr sagen: das ist toll!“ und zeichnete weiter. Und hier bin ich.
MP: Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus und arbeiten Sie traditionell oder digital?
Sakurai: Von 10:00 bis 20:00 Uhr zeichne ich. Als ich jünger war, konnte ich die ganze Nacht durchzeichnen. Das geht heute nicht mehr, am nächsten Tag kann ich mich dann nicht mehr bewegen. Früher habe ich bis zum Nachzeichnen der Konturen traditionell gezeichnet, jetzt nur noch bis zum Entwurf. Konturen, Effekte und den Feinschliff zeichne ich digital.
MP: Haben Sie zum Abschluss ein paar Worte an Ihre Fans?
Sakurai: Vielen Dank, dass ihr A Man and His Cat lest. Ich hätte nie gedacht, dass mein Manga es aus Japan herausschaffen und von euch in Deutschland gelesen werden würde. Ich bin wirklich glücklich! Ich danke euch! Bitte wacht weiterhin über Fukumaru und Fuyuki Kanda. Und ich würde mich freuen, wenn es noch viel mehr Katzenliebhaber geben würde!
MP: Vielen Dank für das Interview!
Sakurai: Vielen Dank auch meinerseits! Ich konnte über mich selbst nachdenken und meine Anfänge noch einmal überdenken. Ich glaube, jetzt kann ich einen noch viel besseren Manga zeichnen. Herzlichen Dank!