Review zu „Time Paradox Ghostwriter“
Mit Time Paradox Ghostwriter hat Carlsen Manga! eine Kurzreihe aus der Weekly Shounen Jump lizenziert. Mit Band 02 ist vor Kurzem der Abschlussband auf Deutsch erschienen. Passend dazu haben wir uns den Titel genauer angeschaut. Im Folgenden berichten wir von unseren Eindrücken.
Der Hamburger Verlag hat die beiden Bände als Softcover im Standard-Taschenbuchformat herausgegeben. Band 01 zählt rund 200 Seiten, der zweite Band ist mit um die 180 Seiten ein wenig dünner. Farbseiten oder etwaige Extras sind jeweils nicht enthalten. Während die Printausgabe 7,00 € pro Band kostet, ist das E-Book für 5,99 € erhältlich.
Inhaltsbeschreibung
Seit Teppei mit einem Oneshot sein Debüt als professioneller Mangaka gefeiert hat, konnte er kein weiteres Werk veröffentlichen. Alle seine Entwürfe werden von dem zuständigen Redakteur als zu flach, zu gewöhnlich, abgelehnt. Teppei ist daher schon kurz davor, seine Karriere für immer aufzugeben und in seine alte Heimat aufs Land zurückzukehren – bis es zu einem scheinbar schicksalhaften Ereignis kommt: Durch einen Blitzeinschlag wird Teppeis Mikrowelle zu einer Art Zeitmaschine.
Jede Woche erhält er fortan eine Ausgabe der Weekly Shounen Jump aus der Zukunft. In zehn Jahren startet in Japans größtem Manga-Magazin eine Reihe namens White Knight. Teppei hält das Ganze zunächst für einen genialen Traum und zeichnet die Geschichte kurzerhand selbst. Den Entwurf reicht er bei seinem Verlag ein – der Chefredakteur ist hellauf begeistert und sichert dem Mangaka umgehend einen Platz in der Wochenzeitschrift zu.
TIME PARADOX GHOSTWRITER © 2020 by Kenji Ichima, Tsunehiro Date/SHUEISHA Inc.
Allerdings muss Teppei schon bald feststellen, dass er gar nicht wirklich geträumt hat. Seine Mikrowelle beliefert ihn fortan jede Woche mit einer weiteren Ausgabe der Jump und somit mit neuen Kapiteln von White Knight. Der Mangaka erkennt, dass er mit dem Einreichen seines Entwurfs einen großes Fehler gemacht hat: Er hat eine fremde Idee geklaut und für seine eigene Schöpfung ausgegeben.
Als Teppei mit Itsuki Aino auf die jüngere Version der späteren Schöpferin von White Knight trifft, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Wie soll er der wahren Autorin dieses Meisterwerks gegenübertreten? Wie kann der den bereits entstandenen Schaden wieder gut machen? Warum erhält gerade er den Manga aus der Zukunft? Und was soll Teppei tun, wenn plötzlich keine neuen Jumps mehr nachkommen? Time Paradox Ghostwriter erzählt von einem Künstler, der mit einer schicksalsentscheidenden Aufgabe im Gefälle von Raum und Zeit betraut wird und dabei seinen eigenen Stil findet …
Visualisierung
Während Kenji Ichima die Geschichte geschrieben hat, war Cross Account-Mangaka Tsunehiro Date mit der Bebilderung betraut. Die Zeichnungen sind mit sichtlich geübten Strich gezogen. Vor allem die mitunter etwas dickeren Konturen gefallen gut, dadurch werden beispielsweise die Gesichter betont. Auch die starken Kontraste überzeugen. Insgesamt wird eine kräftige Optik geboten.
Highlight sind aber definitiv die großflächigen Darstellungen, die sich mit ihren detaillierten Feinheiten teilweise über eine gesamte (Doppel-)Seite erstrecken. Weil der Titel insgesamt sehr textreich ist, braucht es diese, um den Lesefluss zumindest stellenweise aufzulockern. Das gelingt soweit gut. Dank dem geordneten Seitenaufbau ist eine ungehemmte Erzähldynamik sichergestellt.
Mit der Leseprobe von Carlsen Manga! kann sich ein eigenes Bild verschafft werden. Diese umfasst mit rund vierzig Seiten etwa zwei Drittel des ersten Kapitels. Auf MANGA Plus stehen darüber hinaus die ersten und letzten drei Kapitel komplett kostenlos zur Verfügung – allerdings nur auf Englisch und Spanisch. Da die beiden Taschenbücher nicht eingeschweißt sind, ist es in der Regel ebenfalls möglich, im Handel vor Ort vorsichtig reinzublättern.
Fazit
Ähnlich wie ZIPMAN!! wurde Time Paradox Ghostwriter nur wenige Monate nach Veröffentlichungsstart aufgrund mangelnder Popularität abgesetzt. Gerade das ist in diesem Fall aber nicht unbedingt schlecht, ganz der Redewendung nach liegt hier nämlich die Würze in der Kürze. Das Epilog-Kapitel Bis zum Irgendwann ist dabei ganz entscheidend, dieses verleiht dem Manga einen gelungenen Twist, der das Gesamtwerk auf den letzten Seiten noch einmal entscheidend aufwertet.
Wer sich mit dem Verfahren rund um die japanischen Manga-Magazine (noch) nicht auskennt, wird aus der Kurzreihe zudem Verschiedenes über die entsprechenden Markt-Mechanismen lernen. Das Ganze wird am Beispiel von Shueishas Weekly Shounen Jump illustriert, in dem die vorliegende Geschichte von Mai bis August 2020 im Original wirklich veröffentlicht wurde. Man hat das Gefühl, dass sich das Künstler-Duo bestehend aus Kenji Ichima (Story) und Tsunehiro Date (Art) ein Stück weit selbst verwirklicht hat. Das gibt zum Ende eine persönliche Note. Diese weiß durchaus auch zu berühren.
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Mit gerade einmal zwei Bänden kann der Manga natürlich nicht an die Komplexität von Bakuman. heranreichen. Für den gegebenen Umfang wurde dennoch merklich das Bestmögliche versucht. Wer dabei mit reichlich Text kein Problem hat, kann sich an der optischen Inszenierung sicherlich erfreuen. Die großflächigen Darstellungen setzen gezielt Highlights, die auf der Bild- und Erzählebene merklich Schwung reinbringen. Wir werden Time Paradox Ghostwriter trotz sporadischer Schwächen im Verlauf insgesamt recht positiv im Gedächtnis bewahren.
Abschließend bedanken wir uns bei Carlsen Manga! für die unverbindliche Bereitstellung von entsprechenden Belegexemplaren.