Review zu „Rooster Fighter“ Band 02
Mit Rooster Fighter hat altraverse ein wirklich außergewöhnliches Werk lizenziert. Nachdem uns der Auftakt zuletzt schon sehr zugesagt hat, haben wir uns die Action-Reihe anhand der jüngst erschienenen Fortsetzung noch einmal etwas genauer angeschaut. Im Folgenden berichten wir von unseren weiteren Eindrücken.
Band 02 ist zum 18. Juli auf Deutsch erschienen. Der Hamburger Verlag gibt das Werk als Softcover-Großformat heraus. Für 10,00 € wird ein Gesamtumfang von rund 190 Seiten geboten. Die Buchaußenseite ist wieder großzügig mit Spotlack veredelt. In der Erstauflage sind außerdem drei Prints sowie eine Grußkarte von Mangaka Shu Sakuratani enthalten – jeweils in Postkarten-Größe. Das E-Book wird für 5,99 € ohne Extras angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Mysteriöse Monster unbekannter Herkunft bedrohen den Frieden der Welt. Kein Mensch scheint sich den seltsam geformten Kreaturen entgegenstellen zu können – kein Mensch, aber ein geradezu übermächtiger Hahn. Dieser stolziert mit gehobener Brust durch das Land, um ein ganz bestimmtes Individuum aus den feindlichen Reihen zu finden. Dabei wird er von dem tiefen Wunsch nach Rache für seine Schwester angetrieben.
Während seiner Reise wird nach und nach das Wesen des tierischen Protagonisten, der sich selbst Keiji nennt, beleuchtet. Er hasst Kinder und Lärm, nur die Paarungszeit und das Essen von Wanzen bereiten ihm Freude. Trotz seiner etwas ruppigen Altmänner-Art ist Keiji liebenswert, unter seiner harten Schale verbirgt sich ein weicher Kern.
Auf seinem Rache-Streifzug ist Keiji zuletzt einem Küken begegnet, dieses begleitet ihn fortan. Außerdem trifft er im Verlauf des zweiten Bands mit Elisabeth auf eine ehemalige Liebschaft. Die schwarze Henne ist dabei nicht nur von starkem Charakter, sondern auch von kräftiger Statur. Mit einem Stab-Elektroschocker und Smartphone ausgestattet, kommt sie gerade recht, als ein neues Monster auftaucht …
Visualisierung
Es heißt unter Kunstschaffenden nicht selten, dass Tiere schwierig zu zeichnen seien – bei Shu Sakuratani scheint das nicht der Fall zu sein, oder zumindest lässt es sich der Mangaka zu keiner Zeit anmerken. Die Inszenierung von Kenji strotzt gerade so vor Details, er und Elisabeth sind äußerst imposant dargestellt. Durch geschickte Überstilisierungen im Rahmen der realitätsnahen Bebilderung wird ein ganz eigener Charme aufgebaut. Eine spannende Kombination, die in diesem Fall gut funktioniert.
Die Auseinandersetzungen zwischen Keiji und den absonderlichen Angreifern sind zentraler Teil der Geschichte, der heldenhafte Hahn greift dabei auf ein breites Repertoire an verschiedenen Kampftechniken zurück. Bei der Umsetzung ist mit zahlreichen Speedlines sowie Soundwords und starken Kontrasten gearbeitet. Durch das gewählte Großformat werden die zeichnerischen Fertigkeiten des Autors zusätzlich hervorgehoben. Auch der Erzählfluss profitiert von der Aufmachung.
In der Regel kann im Handel vor Ort unverbindlich reingeblättert werden, der Release ist trotz den enthaltenen Extras standardmäßig nicht eingeschweißt. Alternativ steht für alle Interessierten eine kostenlose Online-Leseprobe zu dem Manga bereit, diese beinhaltet mit fast 40 Seiten das gesamte erste Kapitel der abgedrehten Action-Comedy-Reihe.
Fazit
Mit dem zweiten Band wird gelungen an den vorangegangenen Auftakt angeknüpft. Die Geschichte verfügt durch die einzelnen Kämpfe zwar über etwas episodische Grundstrukturen, prinzipiell wird innerhalb der Handlung aber ein roter Faden verfolgt. Nachdem Keiji nun durch Elisabeth und das Küken Jingi unterstützt wird, müssen sie allerdings feststellen, dass auch die Monster an Stärke zunehmen. Die Gründe dafür, sowie ihre Herkunft, bleiben weiterhin ungeklärt. Auf diese Weise wird zwischen der skurrilen Comedy für Spannung gesorgt.
Der Zeichenstil von Shu Sakuratani lebt vor allem von den großflächigen und zugleich detaillierten Darstellungen. Selbst die Actionszenen sind vergleichsweise aufwendig umgesetzt. Insgesamt ist eine hervorragende Erzähldynamik geschaffen, die Lust auf mehr macht. Gleichzeitig empfiehlt es sich wohl, nicht zu viel Rooster Fighter am Stück zu lesen, um die größte Stärke, nämlich den Witz, zu bewahren. Trotz der großartigen Übersetzung von Anemone Bauer sind die Gags limitiert, noch ist der inneliegende Humor aber nicht ausgereizt. Wir hoffen, dass sich das so fortsetzt. Band 03 soll hierzulande zum 14. November erscheinen.
ROOSTER FIGHTER © Shu Sakuratani | Foto: © Manga Passion
Aus produktionstechnischer Sicht ist der Release mehr als in Ordnung. Die grundlegende Aufmachung entspricht im Wesentlichen dem bekannten Standard. Entscheidend sind hier die kleinen Details – wie etwa die Spotlack-Hahnen-Fußabdrücke auf dem Backcover, die beim richtigen Lichteinfall überhaupt erst sichtbar werden. Außerdem entzücken die beiliegenden Prints, vor allem der Autorengruß mit dem sichtlich alkoholisierten Kenji samt Bierglas in der Kralle ist ein wahres Highlight. Die Erstauflage sollte man sich nicht entgehen lassen.
Abschließend bedanken wir uns bei altraverse für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.