Ersteindruck zu „Das Kind, das ich in meinen Träumen sah“
Parallel zum jüngst angelaufenen Nachdruck von dem als Erased bekannten Die Stadt, in der es mich nicht gibt ist mit Das Kind, das ich in meinen Träumen sah eine komplett neue Reihe von Mangaka Kei Sanbe auf Deutsch gestartet. Wir haben den ersten Band gelesen und berichten euch hier von unseren ersten Eindrücken.
TOKYOPOP veröffentlicht den Manga im Standard-Taschenbuchformat für 9,99 € pro Band. In dem rund 190 Seiten starken Gesamtumfang ist zu Beginn eine Farbseite enthalten. Außerdem wartet der Release mit bedruckten Cover-Innenseiten und einer speziellen Veredelung auf: Das Buch ist sowohl vorne als auch hinten teilweise matt und teilweise glatt. Der Riss fungiert hier jeweils als Trennlinie.
Inhaltsbeschreibung
Protagonist Senri und sein Zwillingsbruder Kazuto sind in schwierigen Umständen aufgewachsen. Der Vater war Alkoholiker und hat die Familie regelmäßig im Rausch geprügelt. Um seinen jüngeren Bruder vor der Gewalt zu schützen, hat ihn Kazuto wann immer möglich in einer kleinen Vorratskammer versteckt. Obwohl Senri die Schläge dadurch nicht unmittelbar abbekommen hat, nahm er durch die besondere geschwisterliche Verbindung den Schmerz trotzdem deutlich wahr.
In einer verregneten Nacht ändert sich alles: Senris Eltern werden brutal ermordet und sein Zwillingsbruder verschleppt. Für eine Weile spürt Senri, dass Kazuto noch am Leben ist – doch mit einem Schlag versiegt schließlich auch dessen Lebensenergie. Als Verantwortlichen macht Senri einen Mann mit auffälliger Narbe aus, den er „Feuermann“ nennt.
Dreizehn Jahre später lebt Senri bei seinen Großeltern. Noch immer beschäftigt ihn der Fall von damals. Durch den Regen wurden alle Spuren verwischt, sodass von der Polizei bis heute kein Täter ermittelt werden konnte. Als der Oberschüler per Zufall einen Beitrag im Lokalfernsehen sieht, meint er, den Feuermann wiederzuerkennen. Mit dem Ziel von Rache gerät Senri in gefährliche Abgründe …
Zeichenstil
Wer bereits das eingangs erwähnte Die Stadt, in der es mich nicht gibt gelesen hat, erkennt die Zeichnungen hier definitiv wider. Insbesondere das Charakterdesign mit den betonten Lippen ist ein markantes Stilmerkmal von Mangaka Kei Sanbe. Durch eine roughe Strichführung und Bewegungslinien wird der Bebilderung Dynamik verliehen. Damit stellt sich quasi automatisch ein reibungsloser Lesefluss ein.
Um die beiden Zeitebenen – Senris Kindheit und die Gegenwart – optisch voneinander zu trennen, ist ganz traditionell mit schwarzen Rändern gearbeitet. Diese zeigen an, dass das Gezeigte in der Vergangenheit spielt. Gleichzeitig verleihen die kräftigten Kontraste dem Manga einen düsteren Flair, der wiederum der gesamten Atmosphäre zuträglich ist.
TOKYOPOP stellt für Interessierte eine Online-Leseprobe bereit. Mit fast 60 Seiten kann damit das komplette erste Kapitel kostenlos gelesen werden. Zu Beginn sind außerdem die einleitenden Farbseiten zu sehen. Alternativ kann im Handel vor Ort reingeblättert werden – der Release ist standardmäßig nicht eingeschweißt.
Fazit
Im ersten Band von Das Kind, das ich in meinen Träumen sah geht es vor allem um den allgemeinen Einstieg in den Manga. Hierfür werden sowohl das Setting als auch Senri und dessen Klassenkameradin Enan vorgestellt. Im Verlauf der fünf enthaltenen Kapitel wird zudem ein erster Blick auf das zu erwartende Drama gewährt, wobei das Ganze natürlich nur sehr grob umrissen wird. Diverse Ansätze versprechen allerdings eine durchaus interessante Kriminalgeschichte.
Wie von Kei Sanbe gewohnt, darf sich wohl auf einen spannenden Thriller mit verschiedenen Verwicklungen und Plot Twists gefreut werden. Die Zeichnungen gefallen uns dabei durch ihren einzigartigen Stil; Story und Optik greifen stimmig ineinander. Mit insgesamt elf Bänden ist das Werk zudem angenehm überschaubar. Basierend auf unseren Eindrücken zu Band 01, scheinen uns Genre-Fans so weit gut beraten. Wer bereits Die Stadt, in der es mich nicht gibt mochte, dürfte hier ebenfalls nicht enttäuscht werden.
Lediglich der vergleichsweise hohe Preis trübt das Gesamtpaket ein wenig: 9,99 € für ein Taschenbuch mit gewöhnlicher Seitenanzahl sind selbst mit Farbseiten und Cover-Veredelung vergleichsweise teuer. Falls durch diese höher angesetzte Kalkulation allerdings ein regelmäßiger Release sichergestellt werden kann, wäre der Aufschlag gegenüber regulären Veröffentlichungen unserer Meinung aber durchaus vertretbar.
Zusammenfassend ist Das Kind, das ich in meinen Träumen sah also ein etwas zweischneidiges Schwert. Einerseits ist der Titel inhaltlich durchaus interessant und dürfte einige begeistern, andererseits wirft das Preis-Leistungs-Verhältnis Fragen auf. Wir tendieren jedoch dazu, die Qualität der Handlung im Allgemeinen über den Preis zu stellen. Im Zweifelsfall hilft sicherlich auch die ausführliche Leseprobe bei der Kaufentscheidung.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.