Ersteindruck zur Light Novel „Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon“
TOKYOPOP baut mit Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon die verlagseigene Light-Novel-Sparte weiter aus. Das international bekannte Werk hat neben verschiedenen Manga-Umsetzungen und Spin-offs bereits vier Anime-Staffeln inspiriert. Wir haben uns den Auftakt der Original-Geschichte genauer angeschaut und berichten im Folgenden von unseren ersten Eindrücken.
Der Hamburger Verlag präsentiert den Release als Softcover-Großformat, eine separate Hardcover-Fassung wie bei Overlord und The Grandmaster of Demonic Cultivation wird in diesem Fall nicht angeboten. Band 01 wartet mit einem rund 250 Seiten starken Gesamtumfang sowie einem farbigen Ausklappposter auf. Übersetzt wurde aus dem Japanischen von Christopher Derbort. Während die Printausgabe 14,99 € kostet, soll das E-Book für 9,99 € folgen.
Inhaltsbeschreibung
Nach dem Tod seines Großvaters ist der junge Bell Cranel vom Land in die Labyrinth-Stadt Orario gekommen. Dort versammeln sich allerhand Abenteurer, um den Dungeon im Stadtzentrum zu bezwingen. Das Bezwingen der zahlreichen Monster verspricht nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch Reichtum. Um die nötigen Fähigkeiten zum Kämpfen zu erhalten, schließen sich Abenteurer einer sogenannten Familia an.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich dabei um eine Art Familie. An der Spitze steht jeweils eine Gottheit, die über sämtliche Vorgänge innerhalb der Sippe bestimmt. Jene Gottheiten sind vor Urzeiten in die irdische Welt herabgestiegen – aus Langeweile und Neugier, heißt es. Die genauen Umstände sind allerdings ebenso unbekannt wie die alte Geschichte des Reichs.
Nachdem Bells Beitrittsgesuche alle nacheinander abgelehnt wurden, ist er auf die Göttin Hestia getroffen. Innerhalb der gehobenen Gesellschaft wird diese kaum beachtet, sie verfügt weder über Geld noch über Einfluss. Trotzdem zögert der Jugendliche nicht, als sie ihm anbietet, das erste Mitglied in ihrer Familia zu werden. Ein halbes Jahr später sieht es für die beiden nicht viel besser aus, noch immer leben sie von der Hand in den Mund.
Während Hestia an einem Händlerstand arbeitet, steigt ihr 14-jähriger Schützling täglich zur Jagd in den unberechenbaren Dungeon hinab. Alle Monster verfügen über einen Magiestein als Kern ihrer Lebensenergie, nach dem Tod kann dieser entfernt und bei der örtlichen Gilde gegen Geld eingetauscht werden. Je gefährlicher das Monster, desto höher ist natürlich die Belohnung. Kampfhandlungen tragen außerdem dazu bei, die individuellen Fähigkeiten zu verbessern. Einzelne Abenteurer erlernen dadurch über die Zeit sogar Magie.
Obwohl Bell vor allem von seinem Magen und Pflichtbewusstsein gegenüber seiner Göttin angetrieben wird, gibt es noch einen anderen Grund, warum er durch die Ebenen des Dungeons streift: Insgeheim träumt er von einer Begegnung mit (mindestens) einem süßen Mädchen. Durch den plötzlichen Angriff eines Minotaurus wird der Jugendliche aus seiner idyllischen Gedankenwelt rund um seinen eigenen Harem gerissen.
Wie es das Schicksal so will, begegnet Bell so aber der attraktiven Aiz Wallenstein. Diese ist eine wahre Berühmtheit, im Volksmund ist sie als die Schwert-Prinzessin der Loki-Familia bekannt. Hestia, für die der Junge nicht nur ein einfacher Schützling ist, reagiert auf dieses Aufeinandertreffen mit Ablehnung und Eifersucht. Zudem weiß sie: Wenn sich Mitglieder von zwei konkurrierenden Klans einander zu sehr annähern, bedeutet das auf kurz oder lang immer Ärger …
Storytelling und Bebilderung
Nach dem Prolog folgen sechs reguläre Kapitel. Innerhalb der Kapitel sind einzelne Passagen jeweils mit verschiedenen Symbolen voneinander abgegrenzt. Durch einen solchen Absatz werden beispielsweise Zeitsprünge oder Perspektivwechsel gekennzeichnet. Gleichzeitig trägt das Ganze zu einem dynamischen Erzählverlauf bei – im Gegensatz zu einem ganzen Kapitel lassen sich die kürzeren Absätze angenehmer lesen.
Mit einem Charakterprofil rund um Bell und seine Waffe sowie dem Epilog: Familia Myth wird der erste Band schließlich abgeschlossen. Bei letzterem handelt es sich dem Inhalt nach allerdings vielmehr um einen zweiten Prolog – auf vier Seiten wird hier das erste Kennenlernen von Hestia und Bell behandelt. Darüber hinaus ist ein kurzes Nachwort von Autor Fujino Omori enthalten.
Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon ist sprachlich simpel gehalten, damit steht das Werk prinzipiell einer breiten Leserschaft gegenüber offen. Die Übersetzung liest sich flüssig. Hinsichtlich der Formulierungen sind uns keine großen Stolpersteine aufgefallen. Die Rechtschreibfehler sind in ihrer Anzahl überschaubar. Vonseiten der Redaktion eine gelungene Bearbeitung.
Sowohl die Währung als auch die Längenmaße entsprechen passend zum Genre eigens erdachten Fantasy-Konstrukten. Fujino Omori überlässt es hier teilweise dem Publikum, den ungefähren Wert von Gegenständen beziehungsweise die Größe von bestimmten Objekten einzuschätzen. In gewisser Weise hilft das, sich tiefer in die Handlung hineinzudenken.
Um die individuelle Vorstellungskraft zu unterstützen, hat Suzuhito Yasuda passend zur Geschichte einige Illustrationen angefertigt. Neben dem einleitenden Ausklappposter, das die bislang wichtigsten Figuren der Geschichte in Farbe zeigt, sind ein paar wenige Abbildungen in Schwarz-weiß enthalten. Stilistisch sind diese weitestgehend unauffällig, das rundlich angelegte Charakterdesign entspricht ganz dem bekannten Light-Novel-Standard. Interessierte finden an dieser Stelle eine kostenlose Online-Leseprobe.
Fazit
Zu Beginn wird nicht lange gefackelt, die eigentliche Handlung startet bereits auf den ersten Seiten. Alle relevanten Details rund um das Setting ergeben sich dann nach und nach. Auf diese Art wird die Welt von Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon schrittweise vorgestellt und ausgebaut.
Wie zu erwarten hat der Auftaktband trotz reichlich Action einen gewissen Prolog-Charakter: Autor Fujino Omori geht es darum, die wichtigsten Figuren – Bell und Hestia – vorzustellen. Gleichzeitig hält er sich mit den Feinheiten (noch) zurück. Sowohl Aiz Wallenstein als auch die Gottheiten werden in ihrem Wesen erst einmal nur grob umrissen. Für die folgenden Bände ist damit genügend Raum zur überlegten Charakterentwicklung geboten.
Inhaltlich gefällt vor allem der Aufbau. Durch die zusätzliche Unterteilung innerhalb der einzelnen Kapitel, ähnlich zu Heftromanen, ist der Text ansprechend gegliedert. Die Struktur könnte damit selbst Lesemuffel motivieren, sich von einem zum nächsten Part zu hangeln. Auf der Makroebene überzeugt uns zudem die zugrundeliegende Konzeption. Die verschiedenen Ereignisse sind nicht blindlings hintereinander gereiht, sondern folgen einem merklichen Plan.
Im Verlauf sind diverse Vorausdeutungen zu erkennen – diese lassen darauf schließen, dass auch der (ungefähre) Rahmen der Fortsetzungen bereits durchgeplant ist beziehungsweise war. In Japan zählt Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon inzwischen 17 Bände. Ob diese unseren nun gesteigerten Erwartungen gerecht werden, wird erst die Zukunft zeigen. Band 01 hat aber auf jeden Fall schon gut vorgelegt.
Das Fantasy-Publikum, das leichte Abenteuergeschichten mit einem Hauch von humoristischen Ecchi-Einlagen schätzt, ist hier sicherlich passend beraten. Fans der Anime-Adaption sollten unbedingt reinlesen – die Light Novel als Original hält zahlreiche Vorteile bereit. Insbesondere die Präsentation der (Neben-)Figuren ist uns dahingehend positiv aufgefallen, diese sind im Roman viel besser zu greifen.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.