„More than a Doll“-Special: Von Cosplay für Cosplayer
Heyy!
Ich bin KohanaCosplay. Ich habe Dank Manga Passion die Möglichkeit, einen Beitrag zu dem momentan bei Egmont Manga erscheinenden Romance-Manga More Than A Doll zu schreiben und diesen aus der Sicht einer Cosplayerin ein wenig zu analysieren und zu beurteilen.
More Than A Doll macht auf den ersten Blick gar nicht den Eindruck, als könne es sich um einen „How to Cosplay“- Guide handeln. Da im Titel und im Klappentext des ersten Bandes das Thema „Cosplay“ gar nicht aufgegriffen wird. Aber tatsächlich steckt hinter dem Titel deutlich mehr, als man zunächst glauben mag.
Schonmal vorab: es wird einige Aspekte geben, auf die ich detaillierter eingehen werde. Dennoch versuche ich, so wenig wie nötig von der Handlung vorwegzunehmen. Es lohnt sich also sehr, den Manga selbst zu lesen, wenn man sich für Romance und Cosplay interessiert.
Die Protagonistin Marin möchte zum ersten Mal cosplayen, da sie dies als einen Ausdruck der Leidenschaft und als Weg, die ultimative Liebe zu einem Charakter auszudrücken ansieht. Nachdem sie zufällig mitbekam, dass Gojo Gewänder für Porzellanpuppen schneidert, bittet sie ihren Klassenkameraden um Hilfe, da sie nicht nähen kann. Für Gojo ist das Thema Cosplay eine völlig andere Welt, da er zuvor noch nie etwas damit zu tun hatte. Er beschließt aber Marin ihr gewünschtes Cosplay zu nähen, nachdem er sieht, wie begeistert sie davon ist.
Da die beiden keine Cosplayerfahrung haben, greift der Manga das Thema von Anfang an auf und nimmt die Leserschaft mit auf die Reise.
Es beginnt damit, dass Marin Gojo ein Cosplay Tutorial Book zeigt, in dem jegliche Tipps drinstehen, die für die Herstellung eines Cosplays hilfreich sind. Es beinhaltet unter anderem eine Anleitung zur Bedienung einer Nähmaschine, Schnittmuster und Tipps zur richtigen Stoffauswahl. Das Einbringen eines Tutorial Books halte ich für sehr wichtig, da es vor allem für die Personen, die kaum bis gar keine Cosplayerfahrung haben, zu Beginn eine große Hilfe sein kann. Des Weiteren helfen Tutorials – ganz egal ob in Buch- oder Video-Form. Auch bereits erfahrene Cosplayer*innen greifen auf diese gerne zurück, da man bei einem so facettenreichen Hobby immer etwas Neues dazulernen kann. Daraufhin befasst sich der Manga mit der Vorbereitung eines Cosplays, es werden Maße genommen und Skizzen erstellt, um einen besseren Überblick über das Design zu haben und aufzuschreiben, was an Material besorgt werden muss. Aber man muss nicht jedes Cosplay so aufwändig planen, da es auch Cosplays gibt, die ein sehr schlichtes Design haben oder für die man generell nicht viel zu kaufen braucht. In dem Falle von Marin ergibt die Vorbereitung aber durchaus Sinn und ist von Vorteil, da Marin einen Charakter mit einem sehr weitem und detaillierten Lolita-Kleid darstellen möchte, bei dessen Planung man sonst sicherlich schnell den Überblick verlieren würde.
Etwas unrealistisch wird es dann allerdings, als Gojo und Marin innerhalb eines Tages alle zu benötigten Materialien einkaufen. Darunter fallen Schuhe, Stoffe, Accessoires und eine Perücke. Es ist hier definitiv sehr viel einfacher dargestellt, als es tatsächlich in den meisten Fällen ist. Vor allem wenn man ein Cosplay komplett selbst nähen bzw. herstellen möchte, kann es sehr lange dauern, das richtige Material zusammenzubekommen. Das fängt schon bei der Recherche an, da man online durch viele verschiedene Shops stöbert und zunächst die passenden Stoffe oder eine Perücke mit der passenden Farbe und Länge finden muss. Möchte man ein Cosplay mit Rüstungsteilen anfertigen, gibt es teilweise sogar noch mehr, was man erstmals kaufen muss (Foam/Worbla, Primer, Farben, geeignetes Werkzeug und Schutzkleidung). Auch wenn man ein Cosplay komplett kaufen möchte, kann das recherchieren länger dauern, da man zunächst einen Shop finden muss, wo das Cosplay verfügbar ist und die Größe stimmt. Je nachdem, wie man arbeiten möchte, ist es somit nicht immer ganz so einfach. Die Darstellung ist somit recht unwahrscheinlich – auch wenn es für die Story Sinn ergibt, diesen Vorgang nicht zu sehr in die Länge zu ziehen.
Aber auch beim Cosplay gibt es negative Aspekte, die bereits im ersten Band des Mangas aufgegriffen werden. Gojo steht aufgrund einer anstehenden Convention unter starkem Zeitdruck. Unter Zeitdruck an einem Cosplay zu arbeiten ist wirklich nicht die beste Idee. Es kommt aber immer wieder vor, dass Cosplayer*innen sich trotz Schule und Arbeit abhetzen, ein Cosplay für Conventions oder Fotoshootings fertigzustellen. Last-Minute und an Schlafentzug leidend an einem Cosplay zu arbeiten ist so üblich in der Cosplayszene, dass sich dafür der Begriff „Con Crunch“ etabliert hat. Dabei kann der Druck so stark werden, dass man wirklich die Nerven verliert und weinend vor der Nähmaschine sitzt. Man fühlt wirklich stark mit, während Gojo sich versucht zusammenzureißen und mit Tränen in den Augen das Haarband für das Cosplay zusammennäht. Die Szene ist so realistisch, dass das einem schon selbst wehtut.
Die Freude, wenn ein Cosplay dann aber komplett fertig ist, ganz egal ob gekauft oder selbstgemacht, ist aber immer wahnsinnig groß. Auch hier wurde es anhand der Protagonisten gut inszeniert. Marin freut sich wahnsinnig über das Cosplay und kann es kaum glauben, während Gojo erleichtert und glücklich über ihre Reaktion ist. Ich finde es super, dass diese Szene nicht zu kurz kommt, da es wirklich kein besseres Gefühl als Cosplayer*in gibt, als das erste Mal das komplette Cosplay tragen zu können.
Und da das Cosplay fertig ist, geht es nun für die beiden auf eine Convention. Hier wird die Aufregung und Begeisterung von Marin in Szene gesetzt, die Freude wenn man nach Fotos gefragt wird, aber vor allem der klassische Moment, den sicherlich jede*r Cosplayer*in schon mal auf einer Con hatte: Das Gefühl, dass das Cosplay platzt und es unter der Perücke viel zu heiß ist. Nicht aufgegriffen, aber ebenfalls typisch wären: dass die Füße tun weh, die Perücke rutscht und Props wie Schwerter oder Zauberstäbe kaputtgehen. Zum Schluss überstehen die beiden den Tag aber doch ganz gut und es folgt ein weiterer Moment, der mehr als nur realistisch ist; denn direkt nach der Con stellt Marin nun Gojo die Frage: „Was wird unser nächstes Cosplay?“. Denn genauso wie jede*r andere*r Cosplayer*in hat auch Marin viel zu viele Lieblingscharaktere, die sie gerne cosplayen möchte.
Der Manga zeigt, wie facettenreich das Thema Cosplay ist. Es steckt viel mehr dahinter, als sich als ein Charakter zu verkleiden. Man befasst sich mit dem Design des Charakters und wie man diesen am Besten umsetzen und während des Cosplayens auch auf Fotos darstellen könnte. Es gibt noch ganz viele andere Aspekte, die in More Than A Doll angesprochen werden, die ich an dieser Stelle wenigstens kurz erwähnen möchte. Abgesehen von dem was ich bereits aufgelistet habe, beinhaltet der Manga in gerade mal zwei Bänden Informationen über Cosplay-Make-Up, das Waschen von Perücken und die Rolle von Social Media. Auch über Fotoshootings wird in der Reihe berichtet.
Man merkt einfach, dass ganz viel Zeit und Liebe in die Recherche hineingesteckt wurde. Als Cosplayerin fühle ich mich wirklich verstanden und kann sehr viele Szenen mitfühlen und nachvollziehen, was beim Lesen richtig Spaß macht. Ich bin sehr gespannt darauf zu erfahren, wie die Story weitergeht, da ich nicht nur die Story, sondern auch die Charaktere sehr interessant finde.
Als Fazit lässt sich sagen, dass es sicherlich nicht für alle Cosplayer*innen von Anfang an so einfach gewesen ist bzw. so einfach sein kann. Viele haben bereits schon angefangen, als es noch überhaupt keine Perücken – geschweige denn Cosplays – zu kaufen gab. Aus der Sicht einer Person, die aber noch nicht viel übers cosplayen weiß, kann der Manga aber tatsächlich eine Hilfe sein, um bereits ein paar der vielen Aspekte kennenzulernen.
Alles in allem bin ich sehr erstaunt darüber, wie sehr dieser Manga ins Detail geht, auch wenn der Fokus momentan nur auf dem Nähen von Cosplays liegt (hier weiß ich aber natürlich nicht, inwieweit sich das ändern wird).
Wichtig für mich ist noch anzumerken, dass es vor allem, wenn man überhaupt keine Näherfahrung hat, wahrscheinlicher ist, dass das erste oder die ersten Cosplays nicht so perfekt werden, wie das erste des Hauptcharakters (dazu trägt sie auch noch ein sehr detailliertes und aufwändiges Kleid). Traut euch und scheut euch nicht vor Fehlern. Jeder fängt mal an und es kann dauern, sich bestimmtes Wissen anzueignen. Seid bitte nicht frustriert, wenn etwas nicht direkt klappt oder nicht euren Vorstellungen entspricht. Schaut euch Tutorials an und kommt in den Austausch mit anderen Cosplayer*innen. Der Manga gibt gut wieder, wie hilfreich Tutorials zu Beginn sein können und man lernt wirklich viel dazu.
Zum Schluss möchte ich mich bei Max für diese tolle Möglichkeit und für seine Unterstützung sowie auch bei Egmont Manga für die Zusammenarbeit und Bereitstellung der ersten beiden Bände bedanken. Ich freue mich wirklich sehr darüber!
Vielen lieben Dank für's Lesen! Aus Lust und Laune habe ich ein Cosplay für Marin zusammengestellt, also schaut doch gerne auf meinem Instagram-Account @KohanaCosplay vorbei.
Ich wünsche euch noch einen schönen Tag / Abend uuund tschüü!
Unsere Redaktion hat passenderweise auch noch ein paar Fragen mit Kohana ausgetauscht, wie ihre Liebe zu Cosplay eigentlich zustande kam. Aber lest bitte selbst:
MP: Wie kamst du selbst zum Cosplayen?
Kohana: Ich habe irgendwann ganz zufällig Videos von Conventions gesehen und war völlig begeistert von den ganzen tollen Cosplays. Meine erste Con war daraufhin die Leipziger Buchmesse 2017 mit einem selbstgenähten Lucy-Heartfilia-Cosplay, inspieriert durch Fairy Tail.
MP: Wie entscheidest du, was du als Nächstes cosplayen möchtest?
Kohana: Das kommt immer etwas darauf an, was ich in dem Moment für Anime gucke, Manga lese oder Games spiele. Manchmal stecke ich noch so im Hype, dass ich wirklich direkt damit anfange. Damit ich nicht an zu vielen Sachen gleichzeitig arbeite, habe ich eine Cosplay-Liste, die ich nach Lust und Laune abarbeite (also … ich versuch's). Es kommt aber hin und wieder vor, dass ich impulsiv ein günstiges Cosplay online kaufe, obwohl es noch gar nicht geplant war xD. Es gibt aber auch Charaktere, wie Rory Mercury und Jibril, die ich seit Jahren cosplayen und deren Cosplays auch unbedingt selbst nähen will, aber mit denen bisher noch nicht angefangen habe, weil ich die wirklich nicht vermasseln will.
MP: Wie viel Zeit benötigst du, um ein Cosplay komplett selbst zu machen?
Kohana: Das ist immer ganz unterschiedlich. Die Asuna in der Titania-Version habe ich innerhalb von drei Tagen genäht, an Togas Gear sitze ich schon seit zwei Jahren dran. Ich arbeite meist an dem, für was ich in dem Moment motiviert bin oder für was ich Material zuhause habe. Schätzungsweise brauche ich für ein Cosplay etwa zwei Monate. Ich prokrastiniere recht viel wenn es darum geht, das passende Material auszusuchen … aber sitze ich erst mal vor der Nähmaschine, bekommt man mich das so schnell auch nicht mehr weg.
MP: Nähen ist vermutlich die Grundlage für Cosplay – hast du dir dies selbst beigebracht?
Kohana: Ein paar Grundlagen habe ich bereits im Hauswirtschaftsunterricht gelernt. Das Meiste habe ich mir über die letzten Jahre aber selbst beigebracht. Ich habe das Glück, dass ich mir für den Anfang von meiner Mutter die Nähmaschine nehmen durfte und nun auch meine eigene Nähmaschine besitze. Und obwohl ich Tutorials super finde, bin ich für Nähtutorials tatsächlich meist zu ungeduldig … da nähe ich lieber etwas fünfmal falsch, bis ich meinen Fehler selbst bemerke anstatt mir schnell anderweitig zu helfen.
MP: Was würdest du einem Anfänger empfehlen?
Kohana: Definitiv nicht aufgeben, auch wenn es vielleicht nicht immer den Vorstellungen entspricht! Vor allem zu Beginn kann ganz viel schief gehen. Ich habe auch meine ersten Perücken zerschnitten, Kleidung viel zu klein oder zu eng genäht und keine Ahnung von Make-up gehabt (hab ich immer noch nicht so wirklich). Aus diesem Grund sind Tutorials oder auch der Austausch in der Community eine große Hilfe, um schnell viele verschiedene Techniken zu erlernen. Lasst euch nicht entmutigen und vergleicht euch bitte nicht mit anderen Cosplayer*innen. Jeder sollte Spaß am Cosplayen empfinden und dieses Hobby nicht als Wettbewerb ansehen. Ganz egal, ob gekauft oder selbst genäht und vor allem ist es egal, ob ihr in einem Jahr ein Cosplay macht oder 30. Macht einfach das, worauf ihr Lust habt und macht euch keinen Leistungsdruck.
MP: Hattest du schon ein Cosplay-„Tief“ und was empfiehlst du dagegen?
Kohana: Mir passiert das leider dann, wenn ich bei einem Cosplay nicht weiter weiß und daraufhin so verzweifelt und unmotiviert bin, dass ich das am liebsten wegschmeißen würde. Wenn ich aber mit dem Gedanken „das schaffe ich eh nicht“ weitermache, kann das auch nichts werden. In solchen Momenten versuche ich mir dann eine Pause zu nehmen. Mein Freund ist mir da wirklich eine große Hilfe, weil er am besten weiß, wann ich eine Pause brauche. Leider muss ich auch noch lernen, mir nicht immer so einen Druck zu machen, damit ich gar nicht erst in dieses Tief gerate. Um mich selbst aufzumuntern lasse ich mich gerne von anderen Cosplayer*innen und Künstler*innen inspirieren, z B. von deren Instagram-Beiträgen oder Youtube-Videos. Und das Cosplay wird fortgesetzt, sobald ich mich wieder besser fühle und neue Motivation dafür habe ^-^.