Rund zehn Monate nach dem sechsten Band sind nun auch der siebte und achte Band von Die Klingen der Wächter in den Handel gekommen. Wir haben die Fortsetzung inzwischen gelesen und berichten im Folgenden von unseren Eindrücken dazu.
Herausgeber Chinabooks hat die Bände 07 und 08 zeitgleich zum 22. Februar auf Deutsch veröffentlicht, die Übersetzung aus dem Chinesischen stammt von Johannes Fiederling. Zum Preis von je 14,90 € wird ein Gesamtumfang von rund 250 bis 270 Seiten, gefasst als großformatige Klappenbroschur, geboten.
Hinsichtlich der Druckqualität sind diesmal Einschränkungen zu bemerken – stellenweise sind Buchstaben und Annotationen am Seitenende abgeschnitten. Außerdem sind einzelne Wörter verwischt, sodass das Lesen schwerfällt. Inhaltlich hat das glücklicherweise keine gravierenden Auswirkungen.
Die Geschichte ist um das siebte Jahrhundert nach Christus im heutigen China angesiedelt. Den Westen des bislang kaum erschlossenen Landes durchreist in dieser Zeit der kampferprobte Daoma. In Begleitung eines Kindes bewegt sich der Mann, der sich selbst als Kopfgeldjäger und Geleitschützer versteht, zu Pferd. Immer in Bewegung, auf dem Weg vom einem zum nächsten Ort. Seine Arbeit erfüllt er geradlinig; stets verbunden mit dem Ziel, Geld zu verdienen, um alte Schulden zu begleichen.
Zurzeit beschäftigt ihn ein Auftrag des Alten Mo, dem einflussreichsten Oberhaupt der fünf Barbarenvölker: Er soll den Revolutionär Zhishilang um jeden Preis nach Chang'an geleiten, damit dieser dort die kaiserliche Sui-Regierung zum Sturz bringen kann. Die Worte des steckbrieflich gesuchten Volksaufrührers haben Gewicht bei den Rebellen und bedrohen das gesamte Regime.
© 2023 Xu Xianzhe (ULAB Co., Ltd.)
Mittlerweile ist die Gruppe um Daoma in einem Gebirge angekommen. Dort treffen sie auf einen Nachfahren der Yuchi-Familie. Dieser hat ihre Ankunft bereits erwartet und das legendäre Schwert Bingzi Jiaolin repariert. Mit seiner Klinge soll Kaiser Yangdi für den innerfamiliären Verrat gerichtet werden.
Während die Gefährten ausruhen, rücken ihre Verfolger – zwei hohe Beamte des Hofes, die über außergewöhnliche Stärke verfügen – näher auf. Parallel schließt sich Ayuya den Akanis, religiös geprägten Söldnern, an und Pei Xingyan verlässt die Seite seines durchtriebenen Onkels. Er schlägt seinen eigenen Weg ein und trifft dabei auf einen anderen jungen Mann, genannt Kleiner Stotterer, dessen Charakter sich durch besondere Rechtschaffenheit auszeichnet …
Das Werk besticht auf der Bildebene durch einen realistisch anmutenden Zeichenstil, gleichzeitig ist der Comic zweifelsohne als solcher zu erkennen. Mit kräftiger Linienführung ist der Optik gemäß dem zugrundeliegenden Setting ein kantiger und harter Ausdruck verliehen. Viele dunkle Kontrastabstufungen markieren die bedrohliche Atmosphäre innerhalb des Manhuas.
Insbesondere die großflächig angelegten Illustrationen, die nicht selten eine gesamte (Doppel-)Seite einnehmen, sind beeindruckend. Zeichner Xu Xianzhe setzt nicht nur die beteiligten Figuren im Vordergrund gelungen in Szene, sondern erweitert das visuelle Zusammenspiel um imposante Darstellungen von Pferden, Rüstungen und Waffen. An Details ist wahrlich nicht gespart – ganz im Gegenteil.
6 Bilder
Der Release ist standardmäßig eingeschweißt, damit ist vor dem Kauf in der Regel kein Reinblättern möglich. Verlag Chinabooks stellt allerdings mehrere deutschsprachige Leseproben zur Verfügung – so beispielsweise zu Band 01, Band 02 und Band 03. Alternativ bieten die kostenlosen Originalveröffentlichungen von Kuaikan Manhua und Tencent Comics reichlich Möglichkeit, um sich von der Güte der Zeichnungen selbst zu überzeugen.
Die Bände 07 und 08 führen den dritten Akt der Geschichte bis inklusive Kapitel 83 spannend weiter. Obwohl bereits einige Monate seit den vorangegangenen Teilen vergangen sind, fällt der Anschluss leicht. Mit verschiedenen Rückblenden wird die Vergangenheit einzelner Figuren gezeigt, dabei steht vor allem der Yuchi-Klan im Mittelpunkt. Im Zuge dessen wird die Machtergreifung des Sui-Kaisers Yangdi nachgezeichnet. Trotz des limitierten Umfangs ist den Ausführungen gut zu folgen.
Parallel dazu werden die Handlungsstränge um Mo-Tocher Ayuya und Xingyan fortgesetzt beziehungsweise ausgebaut. Mit dem Kleinen Stotterer und den zwei kaiserlichen Häschern vertieft Autor Xu Xianzhe das Beziehungsgefüge zusätzlich. Die einzelnen Fäden ziehen sich spürbar zusammen. Schrittweise wird so auf eine gesamtheitliche Zusammenführung hingearbeitet.
Wie gewohnt, glänzt Die Klingen der Wächter zudem durch eine ausgesprochene Erzähldynamik. Nicht zuletzt dank der großflächig angelegten Optik, die maßgeblich für diesen Schwung verantwortlich ist, ist der Manhua ein echter Geheimtipp für alle Fans von düsteren wie actionreichen Historical-Dramen. Vergleichbare Werke sind zum Beispiel Lone Wolf & Cub, Kingdom, Vagabond und Berserk.
Bezüglich der deutschsprachigen Ausgabe sind, neben Makeln in der Orthografie, mehrere Produktionsfehler aufgefallen. Vereinzelt sind Buchstaben abgeschnitten, auch eine Fußnote ist durch den fehlerhaften Beschnitt nicht beziehungsweise nur noch im Ansatz enthalten. Das Verständnis wird dadurch nicht nennenswert beeinträchtigt, der Lesefluss leidet aber kurzzeitig. Darüber hinaus entsprechen die Aufmachung und Qualität dem bekannten Standard.
Für das unverbindliche Bereitstellen von Belegexemplaren bedanken wir uns herzlich bei Chinabooks.