Review zum Abschlussband von „Our Days at Seagull Villa“
Mangaka Naoko Kodama gehört dank Netsuzou Trap – NTR – und Einzelbänden wie Cocytus und Geliebte Mangaka hierzulande zu den bekanntesten Girls-Love Mangaka. Mit Our Days at Seagull Villa hat TOKYOPOP kürzlich eine Kurzreihe von ihr auf Deutsch verlegt. Uns liegt inzwischen der Abschlussband vor, ausgehend davon berichten wir im Folgenden von unseren Leseeindrücken.
Die insgesamt drei Bände sind zwischen August 2022 und Februar 2023 auf den Markt gekommen. Für 7,50 € wird dabei jeweils ein Gesamtumfang von rund 160 Seiten im geboten. Zu Beginn sind jeweils vier Farbseiten, gedruckt auf mattes Papier, enthalten. Die E-Book-Ausgabe ist mit 5,99 € eingepreist.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem Mayumi von ihrem Freund erst betrogen und dann verlassen wurde, ist sie Hals über Kopf aufs Land geflüchtet. Dort hat die 28-Jährige eine Vertretungsstelle an der örtlichen Mittelschule angenommen. Für die erste Zeit kommt sie in der Pension Seagull Villa unter. Ihre Vermieterin ist die attraktive Rin.
Neben der Besitzerin lebt die kleine Hinata in dem Haus. Bei dem Mädchen handelt es sich um Rins Nichte. Ihre Eltern sind wenige Monate zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem steht der Betrieb in der Seagull Villa nahezu still. Genau von dieser Ruhe profitiert Mayumi.
© Naoko Kodama / Ichijinsha Inc.
In dem abgelegenen Küstenörtchen hat sie Zeit, in sich zu gehen und ihre Gefühlswelt zu sortieren. Schon bald stellt sie jedoch fest, dass es längst gar nicht mehr die in die Brüche gegangene Beziehung ist, die sie beschäftigt, sondern ihre Vermieterin. Mayumis Gedanken kreisen sich inzwischen immer öfter um die andere Frau.
Unterdessen trifft mit Toko eine ehemalige Klassenkameradin von Mayumi in der Seagull Villa ein. Diese hat gerade eine Fehlgeburt erlitten und möchte nun, so sagt sie, ihre alte Freundin besuchen. Allerdings hegt sie noch ganz andere Motive, die den Frieden innerhalb der Herberge bedrohen …
Zeichenstil
Optisch ist Our Days at Seagull Villa schön anzusehen. Die einzelnen Linien sind ordentlich gezogen, das Paneling großflächig. Wichtige Szenen erstrecken sich mitunter über eine gesamte (Doppel-)Seite. Der Umgang mit Rasterfolien und Kontrasten überzeugt ebenfalls. Dagegen sind die Hintergründe eher minimalistisch gehalten, aufgrund der hohen Erzählgeschwindigkeit fällt das jedoch erst beim erneuten Durchblättern auf.
Wie schon zuletzt bemerkt, erinnern die verwendeten Charakterdesigns deutlich an andere Werke von Naoko Kodama. Die Ähnlichkeit von Ritsu und Haruka aus dem Einzelband Geliebte Mangaka zu Mayumi sind offenkundig. Auch deutliche Anlehnungen an Netsuzou Trap – NTR – finden sich im Verlauf. Fans der Zeichnerin dürften den Stil alleine deswegen wiedererkennen.
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TOKYOPOP stellt allen Interessierten das komplette erste Kapitel inklusive der drei beziehungsweise vier einleitenden Farbseiten als kostenlose Preview bereit. Auf über 50 Seiten ist es damit möglich, sich einen ersten eigenen Eindruck von dem Manga verschaffen. Alternativ kann im Handel vor Ort behutsam reingelesen werden, das Softcover-Taschenbuch ist standardmäßig nicht eingeschweißt.
Fazit
Mit dem dritten Band wird die Geschichte abgeschlossen. Mayumi muss dabei ihre Unsicherheiten überwinden und sich ihre Gefühle gegenüber Rin eingestehen. Für Konfliktpotenzial sorgt die ehemalige Mitschülerin Toko. Im Verlauf überrascht Our Days at Seagull Villa insgesamt nur wenig, dennoch gefällt das Werk.
Durch die dreijährige Hinata sowie einige Freunde ist eine familiäre Atmosphäre geschaffen, die es in dieser Art selten im Girls-Love-Bereich gibt. Erotik ist nicht zu erwarten, die Erzählung fokussiert sich auf die Gefühle der beiden Frauen – Händchenhalten und Küssen sind hier die Grenzen. Trotz dessen ist das Setting erwachsener als bei anderen Genre-Vertretern.
© Naoko Kodama / Ichijinsha Inc.
Schwächen sind dagegen bei der Struktur beziehungsweise Aufteilung gegeben: Obwohl der Manga über einen Einzelband hinausgeht, fehlt es gegen Ende an Raum für die offenen Punkte. Mayumi und Rins Beziehung entwickelt sich im Abschlussband zwar noch einmal (schnell) weiter, verbleibt letztlich aber recht offen.
Der Handlungsstrang um Ashima und deren Halbschwester Sakura, der zuletzt in Band 02 aufgegriffen wurde, wird nur oberflächlich fortgeführt. Hier hätte aus unserer Sicht eine stärkere Fokussierung, oder ein erweiterter Umfang, Abhilfe geschaffen. Zeichnerisch ist Our Days at Seagull Villa ohne nennenswerte Beanstandungen, die überschaubare Hintergrundgestaltung fällt in unserer Wahrnehmung kaum ins Gewicht.
Interessierte dürfen hiermit einen soliden Dreiteiler erwarten, bei dem vor allem der kurzfristige Unterhaltungswert im Mittelpunkt steht. Fans der für Netsuzou Trap – NTR – bekannten Mangaka wird ein für Naoko Kodoma typisches Leseerlebnis geboten – sowohl konzeptionell als auch optisch.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.