Interview mit Okemaru – Autor von „My Dreamy Realist“
Passend zum Deutschland-Start der Light Novel und der Premiere der Anime-Adaption von My Dreamy Realist (jap.: Yumemiru danshi wa genjitsu shugisha) durften wir Okemaru über die Arbeit an der Webnovel, den Hintergründen zur Geschichte und seinen Alltag als Autor interviewen.
Wir möchten uns sowohl bei Dokico für die Gelegenheit als auch bei dem japanischen Verlag Hobby Japan, der das Interview genehmigt hat, herzlich bedanken. Unser großer Dank für die Beantwortung der Fragen und die damit verbundene Zeit gilt zudem auch Autor Okemaru selbst. Nachfolgend werden wir uns selbst mit MP abkürzen.
MP: Hallo Okemaru-sensei und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview mit uns nehmen.
Okemaru-sensei: Gerne, vielen Dank für diese Gelegenheit.
MP: Sie starteten My Dreamy Realist ursprünglich als Webnovel. Wären Sie so freundlich, uns zu erzählen, wie es dazu kam?
Okemaru-sensei: Dies ist meine zweite Webnovel. An meinem ersten Roman hatte ich etwa fünf Jahre lang geschrieben, aber ein bedeutendes Ereignis in meinem Leben hat meine Feder zum Stillstand gebracht. Jedoch ließ der Wunsch, weiterhin zu schreiben, nicht nach, und mein frischer Start im wirklichen Leben ließ mich den Stift wieder in die Hand nehmen. Der Grund, warum ich das Genre des Liebesromans für dieses neue Werk gewählt habe, ist, dass ich es jetzt, nachdem ich meine Jugend hinter mir gelassen habe und ins Berufsleben eingetreten bin, objektiv betrachten kann. Dieses Werk ist voller Antworten auf die Fragen der Liebe, mit denen ich mich in meiner Jugend beschäftigt habe.
MP: Ihr Debütwerk gewann den HJ Bunko Award 2019 und wird seitdem von Hobby Japan als Print-Ausgabe veröffentlicht. Erinnern Sie sich noch daran, wie es für Sie war, als Sie das erste Mal davon erfahren haben und es dann auch mit der Welt teilen durften?
Okemaru-sensei: Ich war sehr glücklich und es fühlte sich an wie in einem Traum. Aber gleichzeitig war ich auch sehr beunruhigt, denn in meinem Hauptberuf gab es die Regel: „Keine Nebenbeschäftigungen“. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich direkt zum Firmenchef des Unternehmens ging und um die Erlaubnis bat, heimlich als Autor arbeiten zu dürfen.
MP: Haben Sie die ganze Geschichte rund um Wataru und Aika bereits in Ihrem Kopf oder lassen Sie diese erst nach und nach entstehen? Wenn Sie ein neues Kapitel schreiben, gibt es eventuell so etwas wie ein gewisses Ritual, dem Sie beim Arbeiten folgen? Woher beziehen Sie Ihre Inspiration für neue Kapitel?
Okemaru-sensei: Die Entwicklung um den Höhepunkt der Geschichte ist bereits in meinem Kopf. Ich lege die Etappen der emotionalen Distanz zwischen den beiden fest und entwickle auf dem Weg dorthin nach und nach meine Ideen. Die Handlung folgt dem Schulalltag und nimmt in vielen Fällen natürlicher und aufrichtiger Form an, wenn ich sie mit meinen vergangenen Erfahrungen ausschmücke.
MP: Würden Sie uns vielleicht erklären, wie Sie sicherstellen, gewisse Charaktereigenschaften oder Details (z. B. die Sitzordnung der Klasse) noch Bände später richtig im Kopf zu behalten? Sie müssen bestimmt einen Berg an Notizen haben!
Okemaru-sensei: Ursprünglich hatte ich lediglich die Balance von männlichen und weiblichen Schülern im selben Klassenzimmer und die Sitzordnung links, rechts, vor und hinter dem Protagonisten festgelegt. Das war nichts, was ich mir notieren oder aufschreiben musste. Anlässlich der Anime-Adaption habe ich nun zum Beispiel die gesamte Sitzordnung bestimmt und als Informationen vermerkt. Dadurch habe ich gelernt, dass es besser ist, absichtlich keine genauen Details in der Novel zu beschreiben und der Fantasie der Leser:innen Raum zu lassen. Das ist praktisch, da es das nachträgliche Hinzufügen von Szenarien erleichtert.
MP: Gibt es für die Charaktere, wie beispielsweise Wataru, Aika, Kei oder Kaede, gewisse Vorbilder? Wie viel steckt von Ihnen selbst in den Figuren und mit wem identifizieren Sie sich am meisten?
Okemaru-sensei: Wataru ist meinem 15-jährigen Ich nachempfunden. Ich erschuf den Charakter, indem ich meinem früheren Ich, das zu unerfahren war, ein wenig die gesellschaftlichen Konventionen meines heutigen Ichs eingehaucht habe. Deshalb ist Wataru mir am ähnlichsten. Aika und Kei haben kein bestimmtes Vorbild. Kaede ist die ältere Schwester eines Freundes von mir. Ihre geheimnisvolle Persönlichkeit hat mich beeindruckt, also habe ich sie als Vorbild genommen. In japanischen Novels wird oft viel Wert auf die Heldinnen gelegt, daher denken einige vielleicht: „Es gibt kein Vorbild für Aika?“ Aber als Autor ist es tatsächlich der Held, auf den ich mich konzentriert habe.
MP: Sie haben auch die ein oder andere Anspielung zu Videospielen in Ihrem Werk untergebracht. Finden Sie noch regelmäßig Zeit, um Games (wie Pokémon) zu spielen?
Okemaru-sensei: Ja, ich spiele weiterhin. Einige Leser:innen bestimmter Altersgruppen könnten die Bedeutung allerdings nicht verstehen, würde ich den Inhalt aktueller Games in die Novel einbauen. Deshalb würden, wenn überhaupt, viele ältere Spiele auftauchen.
MP: Gibt es eine Szene, bei der Sie sich besonders freuen, diese in animierter Form zu sehen?
Okemaru-sensei: In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Figuren bewegen werden, bin ich im Allgemeinen gespannt auf Aikas Gesichtsausdruck in den Szenen, in denen sie sich Wataru gegenüber irritiert fühlt. Im Roman geht es vor allem darum, den Leser:innen Watarus Denkweise und Humor zu vermitteln, aber im Anime möchte ich, dass der Fokus auf der Niedlichkeit der Heldin liegt.
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MP: Haben Sie zum Abschluss noch ein paar Worte an Ihre deutschsprachigen Fans?
Okemaru-sensei: Liebe deutschsprachige Leser und Leserinnen von My Dreamy Realist, dieses Werk basiert auf japanischer Liebesromantik. Es könnte sein, dass es einige romantische Ansichten gibt, die mit leidenschaftlichen Menschen unvereinbar sind. Dennoch würde es mich sehr freuen, wenn ihr trotzdem Interesse daran habt. Selbst unter Berücksichtigung dessen, denke ich, dass es ein Werk ist, das eine Menge Humor enthält, und hoffe, dass ihr herzlich darüber lachen könnt.
MP: Vielen Dank für das Interview.
Okemaru-sensei: Vielen Dank auch!