Ersteindruck zu „Die Stadt der Freude“
Diesen Monat ist mit Die Stadt der Freude der erste Titel aus dem jüngst gegründeten Manlin Verlag an den Start gegangen. Wir haben uns den Auftaktband der chinesischen Boys-Love-Reihe genauer angeschaut und berichten hier von unseren Leseeindrücken.
Laut dem Herausgeber ist die deutschsprachige Printausgabe auf insgesamt vier Bände ausgelegt. Band 01 ist offiziell zwar erst ab dem 01. August erhältlich, Bestellungen sind aber bereits möglich – beispielsweise über den verlagseigenen Onlineshop. Alternativ kann der Webtoon bei allen gut sortierten Händlern unter der ISBN 978-3-910748-00-2 gefunden werden.
Zum Preis von 18,00 € wird eine Aufmachung als Großformat mit einem Gesamtumfang von rund 290 Seiten in Vollfarbe geboten. Das Papier ist matt und dünn, aber rissfest. Darüber hinaus besticht der Release durch eine Softtouch-Haptik und eine ertastbare Relieflack-Veredelung der Schriftzüge. Beides erstreckt sich jeweils über die gesamte Buchaußenseite beziehungsweise Frontcover und Buchrücken. In Erstauflage liegt ein doppelseitig bedrucktes Lesezeichen bei.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem Shifei im Unterricht einschläft und erst bei Dunkelheit wieder aufwacht, scheint es zunächst, als habe er den letzten Zug für den Tag verpasst. Umso glücklicher ist der Oberschüler, als plötzlich doch noch eine Bahn einfährt. Die Endstation namens „Die Stadt der Freude“ ist ihm allerdings gänzlich unbekannt. Auch nach dem Aussteigen erkennt Shifei das Areal nicht, die vor ihm liegende Kulisse wirkt wie eine Art Themenpark im historischen Stil.
Schon bald lernt Shifei, dass es sich in der Tat um einen ganz besonderen Ort handelt – einen, zu dem Menschen eigentlich keinen Zutritt haben. Normalerweise müsste er umgehend die Heimreise antreten. Gewisse Umstände hindern ihn jedoch daran, die Stadt auf regulärem Wege wieder zu verlassen. In Folge werden die beiden Stadtherrn Baihe und Canglong auf ihn aufmerksam.
Jile Huanxiang Ye © Xiaoming Taiji (Wuhan) Network Technology Co. Ltd
Shifei kommt vorläufig bei einer Froschgestalt unter, dort wird er als Arbeitskraft gefordert. Das gibt ihm Gelegenheit, mehr über die ominöse „Stadt der Freude“ zu erfahren. Dabei hört der Jugendliche immer wieder den Namen Futu, dieser soll ihm ausgesprochen ähnlich gesehen haben. Außerdem ist regelmäßig von einer „Großen Flut“ die Rede, die den Ort schon bald erreichen soll …
Visualisierung
Basierend auf der Geschichte von Xiongji waren Bizai und Tudou für die Zeichnungen beziehungsweise die Kolorierung verantwortlich. Stilistisch ist ein Mittelmaß zwischen Natürlichkeit und Fantastik gefunden. Dadurch wirkt die Optik trotz Drachen und anderen Fabelwesen vergleichsweise realitätsnah, ähnlich wie das bei einigen Ghibli-Produktionen der Fall ist. Die dezente Farbpalette trägt ebenfalls zu diesem Eindruck bei.
Im Original ist Die Stadt der Freude bislang ausschließlich digital erschienen. Der Manlin Verlag hat das Layout für die vorliegende Printausgabe daher selbst entworfen – mit Bravour. Das angelegte Paneling schafft einen dynamischen Lesefluss. Zudem sind die einzelnen Bilder nicht verzerrt. Die Soundwords wurden nicht retuschiert, sondern lediglich um eine Lokalisierung ergänzt. Wir begrüßen das: Durch die Schriftzeichen ist zugleich ein geschickter Verweis auf die chinesische Kultur, die mitunter essenziell für das zugrundeliegende Setting ist, geschaffen.
Für alle Interessierten stellt der Herausgeber eine Online-Leseprobe bereit. Damit sind rund zwanzig Seiten der deutschsprachigen Fassung kostenlos verfügbar. Weiterführende Einblicke in die Visualisierung können über die Bilibili-Plattform gewonnen werden. Zusätzlich ist es gegebenenfalls möglich, im Handel vor Ort behutsam reinzublättern – der Manhua ist standardmäßig nicht eingeschweißt.
Fazit
Band 01 umfasst 23 Kapitel des Web-Originals und somit knapp über ein Viertel der gesamten Geschichte. Entsprechend weitläufig gestaltet sich der Einstieg in das Werk. Obwohl sich weiterhin zahlreiche Geheimnisse um die titelgebende Stadt ranken, legt der vorliegende Auftaktband eine solide Verständnisgrundlage. Spannungstechnisch ist eine gute Balance gefunden – weder zu aufregend noch zu gemächlich.
Die Boys-Love-Elemente sind (zumindest bislang) nur hintergründig in Form von vereinzelten Anspielungen eingebracht. Auf explizite Szenen ist zu verzichten. Das spiegelt sich in der Altersempfehlung von ab 14 Jahren wider. Wir sind gespannt, wie die Beziehung von Shifei und den beiden Stadtherrn Baihe und Canglong im Folgenden noch ausgebaut wird.
Lesezeichen aus der Erstauflage (Vorder- und Rückseite)
Auch zeichnerisch gefällt Die Stadt der Freude so weit. Die Bebilderung ist sauber aufgebaut und ansprechend koloriert. Bei dem eigens durch den Manlin Verlag arrangierten Seitenaufbau und dem Druck sind keine Mängel zu erkennen. Die redaktionelle Bearbeitung könnte dagegen stellenweise noch optimiert werden, etwa sind im Verlauf doppelte Satzzeichen und anderweitige Fehlerchen aufgefallen.
Mit 18,00 € liegt der Release geringfügig über dem hierzulande üblichen Marktdurchschnitt von Webtoons. Unter Berücksichtigung der erklärten Aufmachung – Softtouch, Relieflack und Lesezeichen in der Erstauflage – sowie dem Stand als Kleinverlag ist unserer Ansicht nach ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis geboten. Dass das Danmei-Angebot ausgebaut wird, dürfte zum Beispiel die Fans von The Grandmaster of Demonic Cultivation freuen.
Der Manlin Verlag hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem Belegexemplar unterstützt.