Nachdem seit dem letzten Interview zum Thema Corona und 2020 einige Monate vergangen sind, haben wir uns passend zum Abschluss des Jahres nochmal Manga-Cult-Programmleiter Michael Schuster geschnappt und ihm ein paar Fragen zum Jahr 2020, dem Bestseller Demon Slayer – Kimetsu no Yaiba sowie zum kommenden Jahr gestellt. Nachfolgend werden wir Michael mit Micha und uns selbst mit MP abkürzen. Viel Spaß mit dem Interview!
MP: Das letzte Interview ist bereits über drei Monate her und inzwischen hat sich vieles getan. Danke also, dass du dir erneut die Zeit für unsere Fragen nimmst!
Micha: Klar, immer gern! Ist ja auch echt schon wieder einiges passiert seit dem letzten Interview.
MP: Inwiefern wart ihr als Firma, abgesehen von der Anfangswelle Anfang des Jahres, noch von Corona betroffen? Der Markt scheint sich inzwischen wieder gefangen zu haben.
Micha: Naja, der Markt hatte sich gefangen und wird jetzt, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, vollends zerstört. Die Zahlen zu Weihnachten werden definitiv schwierig. Ansonsten kann man aber zum Glück sagen, dass kein Lockdown und kein Virus die Lust der Fans am Lesen und Sammeln nimmt, sondern sie sogar eher noch verstärkt. Die ersten Lockdown-Monate waren für uns wirklich nicht schlecht. Lag natürlich aber auch an Demon Slayer, der das Ergebnis etwas verfälscht. Ich will gar nicht wissen, was wir alles hätten verkaufen können, hätten wir Leipzig und einen ordentlich Launch machen können. Dennoch … wir sind bisher noch mit einem blauen Auge davongekommen. Aber mal schauen, wie’s weitergeht.
MP: Eines eurer Highlights dieses Jahr war vermutlich Demon Slayer – Kimetsu no Yaiba, das auch in Japan einige Rekorde gebrochen hat. Was kannst du zu dem Erfolg hierzulande sagen? Für den achten Band habt ihr nun auch einen Schuber angekündigt, kannst du an der Stelle bereits garantieren, dass auch die Folgebände einen erhalten werden und vielleicht bereits etwas zur Aufteilung sagen?
Micha: Klar, Demon Slayer war das unangefochtene Highlight dieses Jahr. In Japan wie auch hier. Wenngleich Japan natürlich eine ganz andere Dimension annimmt. Dennoch ist Band 1 von Demon Slayer dieses Jahr auch ganz weit vorne in den Verkaufsrankings und definitiv ein sehr wichtiger Titel für Manga Cult. Er wird uns in Zukunft noch einige Türen aufmachen und einiges ermöglichen. Und klar, auch die Folgebände bekommen einen Schuber. Insgesamt werden es drei – zwei für acht und einer für sieben Bände.
MP: Apropos Schuber: Darf man da in Zukunft mit mehr rechnen? Oder wartet ihr erstmal ab, wie der Schuber zu Demon Slayer – Kimetsu no Yaiba ankommt?
Micha: Naja, der Schuber zu Demon Slayer wird super ankommen, da machen wir uns keine Sorgen. Aber ja, wir würden schon gerne mehr Schuber machen, aber das ist in der Planung immer recht aufwändig und auch echt nicht billig. Deswegen werden bei uns Schuber fürs Erste noch eine Besonderheit bleiben. Aber es werden sicher noch welche kommen.
MP: Wie entscheidet ihr, welche Titel Extras oder eine Sonderausstattung erhalten? Demon Slayer hatte beispielsweise bereits zwei Miniprints.
Micha: Am Ende wird das zunächst mal durch das vorhandene Bildmaterial bestimmt. Bei manchen Titeln bietet sich einfach nichts an; es gibt keine coolen zusätzlichen Illus und irgendwie macht nichts richtig Sinn. Direkt danach kommt dann natürlich die Abwägung: „Rentiert sich für diesen Titel ein Extra? Reicht das Budget bzw. was man sich vom Verkauf erwartet?“. Wir hatten am Anfang ja fast in jedem Band Extras. Das war cool, aber aus verschiedenen Gründen doch etwas viel (Aufwand, Kosten und am Ende will man ja auch die Leser nicht überfluten). Jetzt machen wir Extras nur noch für ausgewählte Titel, bei denen es auch wirklich Sinn macht. Und Demon Slayer ist unser absoluter Top- und Prestigetitel, also klar, da wird’s immer wieder ein Extra geben.
MP: 2021 steht bereits vor der Tür. Habt ihr bereits Pläne hierfür? Vielleicht etwas, was ihr ausprobieren möchtet, anders machen möchtet oder die ein oder andere Überraschung?
Micha: 2021 wird ja leider nochmal ein sehr schweres Jahr. Ein Jahr ohne großen Spielraum für Experimente. Messen wird’s kaum, gar nicht oder zumindest in einer Form geben, die wenig Sinn macht. Von daher fokussieren sich unsere Pläne stark auf unser Programm, das wir ja ständig erweitern und auch vergrößern – speziell auch in 2021. Ansonsten gibt’s bei uns noch einiges an Luft was Marketingaktionen etc. angeht. Da wollen wir nächstes Jahr stark dran arbeiten. Überraschungen würde ich jetzt erstmal keine erwarten – um die zu planen, ist gerade einfach alles zu ungewiss.
MP: Ihr habt inzwischen auch eure Titel für den Sommer 2021 vorgestellt, gibt es dabei eine Empfehlung deinerseits, die du besonders hervorheben möchtest?
Micha: Tatsächlich sind im kommenden Programm alle Titel für mich gleichwertig. Also gleichwertig in meinen Erwartungen daran. Besonders hervorzuheben wäre natürlich Jojo, aber der bekommt ja eine Extrafrage, deswegen spar ich mir das auf. Wir probieren in diesem Programm wieder ein paar neue Dinge – TONIKAWA zum Beispiel. Der ist einfach super süß und ist ja schon etwas anders, als was wir bisher im Programm hatten. Dasselbe gilt letztendlich für Holy Grail of Eris. Beides Titel, mit denen wir unser Programm etwas dem Geschmack der etwas breiteren Masse näherbringen wollen. Aber Fans von unserer grundsätzlichen Ausrichtung gehen ja zum Glück auch nicht leer aus. Mit Dorohedoro und Knights of Sidonia haben wir ja auch wieder genau das im Programm, mit dem wir groß geworden sind. Und beides sind wirklich coole Titel!
MP: Was einige erfreut hat: Ihr bringt endlich Jojo’s Bizarre Adventure nach Deutschland. Wie sind eure Erwartungen hieran?
Micha: Puh, gute Frage. Meine Erwartungen sind, dass jeder, der sich den Manga so dringend gewünscht hat, am Releasetag auch im Laden steht und ihn kauft ;) Das positive Feedback auf unseren Social-Media-Kanälen war enorm. Weitaus mehr und euphorischer als bei Demon Slayer zum Beispiel. Natürlich darf man jetzt nicht glauben, dass Jojo ein noch größerer Erfolg wird. Dennoch könnte ich mir vorstellen, dass die Zeit für Jojo in Deutschland echt reif ist und wir die Serie ganz ordentlich an die Fans bringen. Dass jetzt ja sogar von KAZÉ noch der Anime angekündigt wurde, ist natürlich großartig und wird dem ganzen Thema sehr helfen.
MP: In der Regel habt ihr zu Messen meistens etwas Besonderes auf Lager – wie Artprints oder Limited Editions. Habt ihr hier schon Pläne für 2021, falls Corona erneut der Messe-Industrie übel mitspielt?
Micha: Ganz ehrlich, ich denke Corona wird auch 2021 wieder mehr oder weniger alle Messen verhindern. Wenn sie überhaupt stattfinden, werden sie mit kruden Hygienekonzepten durchgezogen, die einen normalen Messeablauf nicht zulassen. Und was bringt eine Messe, auf der sich nicht hunderte Leute um deinen Stand drängeln, weil sie eine Limited Edition kaufen wollen? Was bringt eine Messe, an der kaum Leute überhaupt an deinen Stand können, um sich Zeug anzuschauen und zu kaufen. Sehr, sehr wenig. Also nein, wir haben keine Pläne für 2021. Wenn es Messen gibt, wird es Limited Editions geben – keine Frage. Und es wird auch die eine oder andere Limited Edition dann exklusiv irgendwo anders geben, wenn es mit den Messen nicht klappt. Aber Pläne sind gerade eigentlich unmöglich.
MP: 2020 war für viele ein turbulentes Jahr, gab es für dich und für Manga Cult dennoch die ein oder anderen Highlights?
Micha: Für uns gab es viele Highlights. Ein ganz großes davon ist natürlich Demon Slayer. Was für mich aber noch viel toller zu sehen war, ist, dass wir nur zwei Monate später mit Mein Schulgeist Hanako gleich den nächsten Riesenhit hatten, der sich hinter Demon Slayer absolut nicht verstecken braucht. Zu sehen, dass Manga Cult so langsam im Markt ankommt und auch von immer mehr Leuten wahrgenommen wird, ist ein toller Effekt von 2020 – und das trotz Corona. Ich würde ja gerne noch was Kitschiges schreiben, aber seien wir mal ehrlich: 2020 war beschissen und die Menschheit hat sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert ;)
MP: Ihr habt nun bereits einige Boys-Love-Titel, kann man in Zukunft auch mit Girls-Love-Titeln bei euch rechnen oder gibt es einen Grund, warum ihr bislang keinen Titel in diesem Genre bedient?
Micha: Es gibt keinen Grund, warum es bisher kein Girls Love gibt. Es gibt zwar auch keine akuten Pläne, im nächsten Programm einen zu haben, aber wenn uns einer unterkommt, der gut passt und Sinn macht, kann das dennoch jederzeit passieren.
MP: Vielen Dank für die interessanten Antworten und deine Zeit!
Micha: Bitte bitte – jederzeit wieder ?