Besprechung zu Daniel Eichingers „Jovantore“
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Vor fast genau einem Jahr waren wir live dabei, als Egmont Manga mit Jovantore eine neue Eigenproduktion angekündigt hat. Inzwischen ist der Release in Sichtweite. Wir haben den Einzelband von Daniel Eichinger schon vorab lesen können und berichten im Folgenden von unseren Eindrücken.
Offizieller Erscheinungstermin ist der 11. September, Fans können das Werk allerdings bereits auf der vom 04. bis zum 06. August 2023 stattfindenden AnimagiC erwerben. Autor und Zeichner Daniel Eichinger ist persönlich in Mannheim vor Ort und wird neben einem Talk-Panel zu Jovantore auch drei Signierstunden halten. Die genauen Termine sind der Übersicht weiter unten zu entnehmen.
Produktionstechnisch bietet der Berliner Verlag eine Softcover-Aufmachung im Sonderformat von 24,4 × 16,9 cm. Auf der gesamten Buchaußenseite sind die Schriftzüge mit Relieflack hervorgehoben, entsprechende Stellen reflektieren je nach Lichteinfall und sind haptisch wahrnehmbar. Das verwendete Papier ist merklich hochwertig – reinweiß und rissfest. In Erstauflage liegt ein Print im DIN-A5-Format bei. Für den Gesamtumfang von knapp über 330 Seiten, davon etwa 30 Seiten Anhang, sind 20,00 € zu bezahlen.
Inhaltsbeschreibung
Rita steht an der Schwelle zum Wahnsinn. In ihrem Kopf hört sie ein mysteriöses Ticken – mal leiser, mal lauter, aber immer fort. Längst hat sie vergessen, wann das Ganze angefangen hat. Nachdem zahlreiche Medikamente und Behandlungsmethoden keine Besserung gebracht haben, bleibt ihren Eltern nur noch eine Option: selektive Gedankenlöschung. Die Erfolgschancen sollen mit 94 % gut stehen, jedoch sind mit gleicher Wahrscheinlichkeit gewisse Nebenwirkungen zu befürchten. Trotzdem steigt die junge Frau in die Heilung versprechende Maschine.
Kurz darauf fällt Rita auf die Straßen Oventrojas herunter. Dort wird sie sogleich von robotischen Anti-Konflikt-Einheiten verfolgt und in die Altstadt weiter unten getrieben. Als eine alte Hexe an die junge Frau herantritt und ihr ausgerechnet eine Taschenuhr überreicht, fällt Rita in Ohnmacht. Gekettet an ein Schwert mit steinerner Klinge, stürzt sie durch das Dach einer Kathedrale erneut in die Tiefe.
Ein Erfinder namens Murf und sein Begleiter Hatori sind schnell zur Stelle. Die beiden halten sie für den Engel aus einer alten Prophezeiung. Ihre Aufgabe sei es, Jovantore zu retten. Die gesamte Stadt droht durch die sogenannte Dunkle Saat im Chaos zu versinken. Mit der unmittelbar bevorstehenden Mondfinsternis soll der Schrecken seinen ultimativen Höhepunkt erreichen – und Rita ist mittendrin …
Visualisierung
Optisch ist Jovantore absolut eindrucksvoll. Auf Basis fein geführter Linien und düsterer Kontrastgebung hat Daniel Eichinger eine dystopische Atmosphäre geschaffen. Durch das Zeigen, und unterschwellige Betonen, technischer Komponenten vergangener Zeiten schwingt ein Gefühl von Retro-Futurismus mit. Dieser Vibe ist in ähnlicher, ausgeprägterer Form von SciFi-Klassikern wie BLAME! und Akira bekannt.
Größtes Highlight ist die hohe Detaildichte. Sowohl im Vorder- als auch Hintergrund erscheint jedes einzelne Panel mühevoll ausgestaltet. Das gilt für Figuren und deren Umgebung gleichermaßen. Ausgewählte Darstellungen erstrecken sich mitunter über den Großteil einer Seite. Durch das erklärte Sonderformat werden die Zeichnungen effektiv hervorgehoben, geradezu kuratiert. Perfekt für die gewählte Inszenierung, die maßgeblich auf der Bildebene aufbaut.
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Ein dynamischer Lesefluss stellt sich praktisch automatisch ein, dennoch wird zum Verständnis eine gewisse Konzentration vorausgesetzt – hier gilt es, sich während dem Blättern nicht alleine im Visuellen zu verlieren. Sobald eine (Online-)Leseprobe vorliegt, können sich Interessierte einen eigenen Eindruck von der finalen Fassung verschaffen. Bis dahin sind einzelne Einblicke vor allem durch den oben eingebundenen Livestream zu gewinnen. Im regulären Handel wird der Einzelband standardmäßig nur eingeschweißt ausliegen.
Über Autor Daniel Eichinger
Geboren am 30. Oktober 1987 in Österreich, lebt Daniel Eichinger heute mit Familie in der Nähe von Trier. Neben dem Zeichnen arbeitet er leidenschaftlich als Fahrzeuglackierer. Die Dragonball Z-Anime-Serie inspirierte ihn im Alter von zwölf Jahren, selbst zu Stift und Papier zu greifen. Mit dem späteren Besuch einer Kunsthochschule folgte sein Interesse an Manga.
Inspiriert wird der Künstler von Titeln wie Akira, Battle Angel Alita, BLAME! und The Ghost in the Shell, auch Videospiele wie Bloodborne und Dark Souls III regen sein kreatives Schaffen an. Nachdem Egmont Manga im Sommer 2021 schon die Kurzgeschichte Oventroja Lovestory aus seiner Feder herausgegeben hat, handelt es sich bei Jovantore um Daniel Eichingers erste reguläre Verlagsveröffentlichung. Fans können den 35-Jährigen dieses Jahr auf der Mannheimer AnimagiC treffen:
- Freitag, 04. August
- Signierstunde von 16:00 – 17:00 Uhr am Stand A06
- Samstag, 05. August
- Signierstunde von 15:00 – 16:00 Uhr am Stand A06
- Sonntag, 06. August
- Jovantore-Talk-Panel von 12:30 – 13:30 Uhr im AnimagiC-Kino 5
- Signierstunde von 14:00 – 15:00 Uhr am Stand A06
Daniel Eichinger im Internet: Instagram: _daniel_eichinger_ · YouTube: Red Hawk · Patreon: Daniel_Eichinger_Art · Offizieller Webshop
Fazit
Sicherlich ist das Jovantore zugrundeliegende Setting nicht neuartig, dennoch weist der eigentliche Plot genügend eigenen Ideenreichtum auf. Es handelt es sich also nicht um eine bloße Nacherzählung bekannter Manga-Klassiker. Daniel Eichinger setzt inhaltlich und visuell durchaus eigene Akzente, die Fans von Dark-Fantasy und SciFi, wie Akira, Battle Angel Alita, BLAME!, Dorohedoro und The Ghost in the Shell, ansprechen dürften.
Handlungstechnisch ist der Gesamtumfang von 300 Seiten so weit gut genutzt. Allerdings ist die zweite Hälfte merklich schnell im Pacing, sodass zunächst ein Gefühl von besonderer Erzähltiefe ausbleibt. Dieses ergibt sich erst mit dem Plot Twist zum Schluss. Im Verlauf der einzelnen Kapitel wird dieser schrittweise vorbereitet, sodass die Enthüllung nicht zu plötzlich kommt und letztlich einer gewissen Logik folgt. Das Ende selbst ist dadurch rund, aber klar auf Interpretationen ausgelegt.
Entsprechend wichtig ist es, sich während dem Lesen nicht nur von der berauschenden Optik einnehmen zu lassen, sondern auch aktiv auf die Geschehnisse zu konzentrieren. Unserer Einschätzung nach empfiehlt sich darüber hinaus ein Reread, um das Ganze noch einmal unter dem Blickpunkt der letzten Seiten auf sich wirken zu lassen.
Interessant ist zudem die Verbindung zur erwähnten Kurzgeschichte Oventroja Lovestory, Oventroja und Jovantore – hier mit einer Art Ober- und Unterwelt vergleichbar – sind schließlich Anagramme voneinander. Laut dem Anhang bestehen außerdem Ideen, die Hexe, die Rita zu Beginn die Taschenuhr überreicht, zukünftig noch einmal auftreten zu lassen. Wir sind insofern gespannt, wie Daniel Eichinger sein weiteres künstlerisches Schaffen gestaltet. Ein gelungenes Fundament ist jedenfalls gelegt.
Der Preis von 20,00 € ist unserem Empfinden nach angemessen. Einerseits handelt es sich bei Jovantore um eine kosten- und zeitintensive Eigenproduktion, andererseits ist die gebotene Produktionsqualität auf ganz hohem Niveau. Egmont Manga hat den rund 330 Seiten starken Einzelband auf hochwertiges Papier im Sonderformat von 24,4 × 16,9 cm gedruckt. Interessierte erwartet damit ein wahres Schmuckstück für das eigene Regal.
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