Ersteindruck zu Komi can’t communicate, Band 01
Dank TOKYOPOP bekam ich die Möglichkeit, bereits vor offiziellem Release in den ersten Band des neusten Slice-of-Life-Hits Komi can’t communicate (jap.: Komi-san wa, Comyushou desu.), der von Tomohito Oda illustriert und geschrieben wird, reinzuschnuppern. Am 1. Juli erscheint Band 01 für 6,99 € regulär im Handel. Der Erstauflage wird außerdem ein süßes Lesezeichen beiliegen.
In Japan startete die Reihe Mai 2016 im Magazin Weekly Shounen Sunday von Shogakukan, das bereits Meilensteine wie Detektiv Conan, Magi und Inu Yasha hervorbrachte. Wenig verwunderlich ist es da, dass viele Fans hohe Erwartungen an neue Serien aus dem Magazin haben. Doch wird Komi can’t communicate den Erwartungen gerecht? Wenn man die zahlreichen Posts auf Plattformen wie Reddit und Co. betrachtet, könnte man fast meinen, Komi – wie man man sich schon denken kann, die Hauptcharakterin der Serie – wäre eine Art Göttin der Waifu-Szene. Doch hat sie das verdient? Steckt mehr hinter ihrem süßen Charakterdesign? Das versuche ich im Folgenden rauszufinden.
COMI-SAN WA, COMYUSHO DESU. 1 by Tomohito ODA © 2016 by Tomohito ODA / SHOGAKUKAN
Komi ist ein atemberaubend hübsches Mädchen. Ihre langen, seidenen Haare wirken nahezu wie von einer Puppe. Ihre helle Haut sieht so zart aus, dass man fast meinen könnte, sie sei nicht von dieser Welt. Bei ihrem Äußeren ist es kaum verwunderlich, dass sie als Göttin der Itan-Privatschule angesehen wird. Als unser Protagonist Hitohito Tadano sie zum ersten Mal erblickte, war er derselben Meinung. Doch ihr herabwürdigender Blick, als sich ihre Augen kreuzten, verriet ihm schon, dass seine erbärmliche Existenz nicht würdig sei, dieselbe Luft wie Komi zu atmen. Dabei will Tadano eigentlich nur ein stinknormaler Oberschüler sein. Er versucht schon fast krankhaft, normal zu sein.
Wie der Zufall es will, muss er in der Klasse direkt neben Komi sitzen. Auf der einen Seite ist er froh, in der Reichweite des schönsten Mädchens der Schule zu sein, doch auf der anderen Seite machen ihn die stechenden Blicke der anderen Schüler fertig. „Du Unwürdiger, was erlaubst du dir eigentlich?!“, scheinen sie ihm damit zuzurufen. Als die Vorstellungsrunde beginnt, merkt er, dass etwas mit Komi nicht stimmt. Sie … stellt sich gar nicht mit Worten vor. Stattdessen schreibt sie einfach nur ihren Namen an die Tafel.
Als Tadano später im Klassenzimmer wegdöst und nach einiger Zeit aufwacht, bemerkt er, wie Komi mit einem Stoff-Kätzchen spielt und dabei miaut. Sie stellt fest, dass Tadano dies mitbekommt, und ergreift schlagartig die Flucht, doch er konfrontiert sie mit ihren Kommunikationsproblemen. Da öffnet Komi ihm ihr Herz, berichtet mithilfe der Tafel von ihren Problemen und erzählt, dass es ihr Ziel sei, 100 Freunde zu finden. Tadano – wie hätte es auch anders kommen können – wird ihr erster Freund und will helfen, ihre Defizite zu überwinden und so viele Freundschaften wie nur möglich zu schließen.
Beim ersten Betrachten fällt auf, dass die Kapitel mit zwei bis 20 Seiten ziemlich stark variieren. Das ist sehr ungewöhnlich für eine wöchentlich erscheinende Shounen-Serie. Doch man bemerkt recht schnell, dass dieses Konzept sehr gut aufgeht. Kleinere Gags, die innerhalb eines Kapitels abgeschlossen werden, werden damit nicht unnötig in die Länge gezogen und haben meistens perfektes Timing. Wenn es Szenen gibt, die die Charakterentwicklung vorantreiben sollen, passt sich die Kapitellänge entsprechend an. Zugegeben, das Ganze ist sehr ungewöhnlich, aber wenn man den ersten Band gelesen hat, kann man das nicht wirklich kritisieren.
Die Story ist nicht tiefgreifend oder unglaublich einzigartig. Der Manga Hitori Bocchi no Marumaru Seikatsu – hierzulande ist wohl eher der gleichnamige Anime, der bei Crunchyroll im Simulcast lief, bekannter – geht einen ähnlichen Weg, doch baut er viel mehr Slapstick und „unrealistischere“ Probleme ein. Komi can’t communicate ist hingegen sehr bodenständig und man nimmt Komis Probleme ernst, da ihr Verhalten tatsächlich krankhaft herüberkommt. Deshalb freut man sich umso mehr, wenn sie einen Erfolg erzielt und einen weiteren kleinen Schritt nach vorne wagt. Selbstverständlich ist der Großteil der Serie sehr comedylastig und schlachtet Komis Probleme vielseitig aus, jedoch ohne sie ins Lächerliche zu ziehen.
Nach einiger Zeit findet Komi immer mehr Freunde, auch wenn der Weg dahin sehr anstrengend ist. Die Schule ist voller Individuen, die alle mehr oder weniger ein Rad abhaben. So wie die Kommunikationsbombe Najimi Osana mit gefühlt Millionen Freunden von unbekanntem Geschlecht. Ausgerechnet mit Komi kann er/sie sich absolut nicht anfreunden, da ihre Art, auf Kommunikation zu reagieren, angsteinflößend ist. Doch wenn man Komi näher kennenlernt, merken auch die Letzten, dass sie eigentlich … absolut süß ist.
Komis Design spricht eine Vielzahl von Leuten an. Das ist kein Zufall, denn der Zeichner und Autor der Reihe, Tomohito Oda, weiß, wie er die Charaktere in Szene setzen muss. Sein Stil ist weder sehr detailliert noch besonders außergewöhnlich, doch er schafft es, jeden Charakter auf einzigartige Weise darzustellen. So will man Komi einfach nur knuddeln, sowohl in ihrer „normalen“ Form als auch, während sie als Moeblob mit großen Augen und fehlenden Gesichtsmerkmalen im Hintergrund unbeteiligt herumstarrt.
Der Sprachstil gefällt mir, er passt einfach zu jedem Charakter. Man hat sich außerdem dafür entschieden, die japanischen Anreden beizubehalten, was in dem Schulsetting von Vorteil ist und zeigt, wie die jeweiligen Charaktere zueinander stehen. Die Anreden werden auch immer beschrieben, sodass selbst Anfänger sofort wissen, was mit -chan, -kun, -san und Co. gemeint ist.
Fazit
Komi can’t communicate ist ein witziger und charmanter Manga, der sich stetig weiterentwickelt und es schafft, das Beste aus seinem Setting herauszuholen. In Japan existieren bereits 17 Bände, was natürlich die Frage aufwirft, ob die Prämisse für so eine lange Laufzeit geeignet ist. Doch wie die Cover zeigen, werden immer weitere Charaktere eingeführt, die der Reihe sicherlich frischen Wind einbringen. Fans von Comfy- und Moe-Serien werden definitiv auf ihre Kosten kommen.