Vorstellung: Dann denk ich an dich
Bereits vor der offiziellen Veröffentlichung durch Egmont Manga am 5. August bespricht Manga Passion den Boys Love-Einzelband Dann denk ich an dich von Komatsu. Im Folgenden sprechen wir über Stärken wie Schwächen des Titels und ziehen ein entsprechendes Fazit.
Vorangestellt ist auf die hervorragende Ausstattung des Einzelbands hinzuweisen. Dieser umfasst circa 178 Seiten, davon ist eine Farbseite. Weiterhin gefällt der Band durch einen Druck auf die Innenseiten des Front- sowie Backcovers. Außerdem ist die Schrift des Frontcovers sowie des Buchrückens hervorgehoben, sodass die einzelnen Buchstaben haptisch wahrnehmbar sind.
Für 7,50 Euro (D) erscheint dies äußerst preiswert. Der Druck ist zumeist ohne Fehler – schwarze Flächen also weitestgehend ohne graue-weiße Strecken, Punkte oder ähnliches. Im ersten Kapitel ist der Text einer Sprechblase nicht zentriert positioniert. Dies verwirrt, kann aber im Kontext des einmaligen Auftretens durchaus vernachlässigt werden. In einem möglichen Nachdruck könnte dies verbessert werden.
Erwähnter Kurgeschichtenband enthält insgesamt vier Geschichten der Mangaka Komatsu. Die kürzeste Handlung, das zweite Kapitel namens Der letzte Befehl, umfasst hierbei weniger als zwanzig Seiten. Dagegen ist der finalen Erzählung ein Raum von knapp über sechzig Seiten in dem vorliegenden Buch gewidmet. Die titelgebende Geschichte zählt fast ein Drittel der Gesamtseitenanzahl.
Diese Kurzgeschichte mit dem melancholischen Titel Dann denk ich an dich ist in einer kleinen Küstenstadt angesiedelt. Dort leben Takashi und Yasu, die sich bereits seit ihrer Kindheit kennen und eine freundschaftliche Beziehung zueinander pflegen. Zumindest hat es diesen Anschein. Der junge Takashi ist voller Tatendrang, möchte aus der Idylle des ländlichen Raums raus und entfernt studieren. Entgegen dem Wunsch seiner Eltern, dessen Familiengeschäft er fortführen soll. Doch ist sein Wunsch trotz aller häuslichen Entmutigung ungebrochen.
Lediglich der gleichaltrige Yasu, Sohn der Besitzer des Tofu-Geschäfts der Gegend, weiß ihn zu verstehen. Allerdings beruht dieses Verständnis nicht auf Gegensätzlichkeit. Während der aktive Takashi das Leben in Tokio anstrebt und Yasu begeistert von seinen Plänen berichtet, ahnt er nicht, dass er diesen damit verletzt. Takashi ist sich der Gefühle seines besten Freundes nicht bewusst.
Wie Yasu auf diese Situation reagiert, ist in dem ersten Einzelband des Kapitels nachzulesen. Die dort dargestellte Entwicklung sowie das Ende der Geschichte weiß zu gefallen. Die Gefühle Yasus sind auf limitiertem Raum deutlich formuliert. Es ist schade, dass dieser Handlung lediglich ein einziges Kapitel gewidmet wurde. Denn trotz mehr als zufriedenstellendem Verlauf wie Abschluss, wäre das Potential der gesamten Prämisse interessant für eine längere Erzählung. Nichtsdestotrotz berührte uns die Geschichte.
Das zweite Kapitel ist, wie bereits eingangs erwähnt, das Kürzeste dieser Sammlung und wird als Der letzte Befehl bezeichnet. In diesem blickt der Anwalt Sano auf seine Oberschulzeit zurück. In dieser war er als Laufbursche für Suo tätig, einen Jungen mit langen schwarzen Haaren und Ohrring. Die wenigen Seiten bieten kurzfristige Unterhaltung, sind in ihrem Rahmen aber leider eher als eine Art Prolog ohne Fortsetzung wahrzunehmen. Dennoch ist die Geschichte innovativer als vergleichbare Kurzgeschichten.
Um Sako und Arai geht es in der dritten Episode, Young Oh! Oh!, des Einzelbandes. Eigentlich suchte der Mädchenschwarm Sako nur eine flinke Ausrede, um das Liebesgeständnis eines Mädchens abzulehnen. Kurzerhand schiebt er daher den bekannten Schulraudi Arai vor und stell diesen als seinen festen Freund vor. Und das alles nur, weil jenes Mädchen ihn an seine erste Freundin erinnert.
Diese verspottete ihn damals aufgrund seines etwas ungewöhnlichen Hobbies: dem Sammeln von Figuren. Nun wäre es an der Zeit, die Sache aufzuklären, doch kann er dies Arai nicht antun, nachdem dieser sich über die plötzliche Zuneigung zu freuen scheint. Es vergehen zwei Wochen. Noch immer sind beide Jungen offiziell in einer Beziehung miteinander. Sako wird dafür bereits von seinen Freunden verspottet. Allerdings erkennt er, dass Arai entgegen der Gerüchte ein freundliches Gemüt zu haben scheint. Langsam scheint er dem vermeintlichen Schul-Rebellen sein Herz zu öffnen.. aber möchte er das überhaupt?
Die finale und zugleich längste Geschichte handelt ebenfalls von Kindheitsfreunde. Die ehemals perfekte Familie um Musterschüler Kaname zerbricht. Vater und Mutter betrügen sich gegenseitig, die Schwester ist in einer rebellischen Phase. Einzig und allein seine Freundschaft zu Daisuke gibt ihm halt. Doch ist es ihm unerklärlich, warum seine Familie nun zerstritten ist. Wegen Sex? Das kann der Teenager nicht glauben und frägt seinen Freund, ob dieser denn wirklich so besonders sei. Ob er es erfahren wird?
Diese vier Geschichten erschienen zwischen Oktober 2013 und Juni 2015 im japanischen Canna-Magazin. Entsprechend ist auch ein Fortschritt hinsichtlich der Zeichenkunst bemerken. Vorangestellt die Notiz, dass die Farbseite zur vierten Kurzgeschichte angefertigt wurde. Die Cover-llustration zeigt die Protagonisten Takashi und Yasu der titelgebenden Geschichte Dann denk ich an dich.
Beim Aufschlagen des Bandes, der im Übrigen nicht verschweißt ist und somit zum vorsichtigen Hineinblättern im Laden durchaus einlädt, begrüßen weiche Zeichnungen die Leserschaft. Die Jungen beziehungsweise Männer sind mit sanften Konturen dargestellt. Deren Haare sind zumeist mittels dunkler Kontraste Struktur verliehen, sodass diese wenig generischer erscheinen als vielleicht gewohnt.
Kontrastreich gestaltet sich auch die Umgebung, die in den einzelnen Panels dargestellt ist. Sporadisch bilden die größeren Zeichnungen Komatsus das Highlight der entsprechenden Seite. Die Visualisierung ist umfassend als gelungen zu bezeichnen. Sicherlich werden zukünftige Werke der Mangaka die Kunst weiter verfeinern. Darauf kann man sich bereits freuen, denn sehr gute Ansätze sind bereits gegeben.
Enthaltene Erotik ist lediglich angedeutet, bedarf daher keiner Zensur. Ästhetisch allerdings durchaus ansprechend dargestellt für all jene Leser*innen, die nicht die oftmals wenig jugendfreien Szenen konsumieren möchten. Für diese ist der Band mit einer Empfehlung von 14 Jahren im Übrigen ohnehin besonders lohnenswert. Zugleich bietet dieser auch Anfängern einen sanften Einstieg in das BL-Segment.
Perspektivisch gefällt die erste Geschichte am Meisten. So erscheint diese rund erzählt und hinterlässt lediglich das Bedürfnis nach einer Fortsetzung. Dagegen hinterließ die kürzeste der Erzählungen ein eher offenes Ende, welches es auszufüllen gegolten hätte. Die dritte und vierte Handlung sind stereotypischer, aber in ihrer Ausführung definitiv vertretbar.
Somit lautet unser Fazit: Unsere Empfehlung für den Einzelband möchten wir weitestgehend aussprechen. Sollte der gefühlvolle Kurzgeschichten-Charakter nicht völlig den eigenen Wünschen widerstreben oder ausschließlich harte Szenen verlangt werden, ist Dann denk ich an dich von Komatsu sicherlich eine Investition wert. Besonders aufgrund der wirklich famosen Veredelungen durch den deutschen Verlag.
Der Einzelband ist offiziell ab dem 5. August in Print und digitaler Form erhältlich. Gut sortierte Händler führen diesen unter Umständen bereits zum jetzigen Zeitpunkt. Abschließend möchten wir uns zudem herzlich bei der Redaktion von Egmont Manga bedanken, die ein Rezensionsexemplar für diese Review zur Verfügung stellt.