Vorstellung: „My Boyfriend in Orange“ – Band 1
Diesen Monat setzt sich die Praxis der monatlichen ShoCo-Card-Titel wie gewohnt fort. So liegen ab sofort wieder den ersten Bänden der jeweiligen Reihen die Kunststoffkarten zum Sammeln bei. In dem folgenden Artikel möchten wir allerdings klären, ob der diesmonatige Tite, My Boyfriend in Orange von Non Tamashima auch abseits der begehrten ShoCo-Card zu überzeugen weiß.
Neben erwähnter Karte, die nur der Erstauflage des ersten Bandes beiliegt, ist kein weiteres Extra dem Band hinzufügt. Leider auch keine Farbseite oder Ähnliches, wobei hier zu klären wäre, ob überhaupt entsprechendes Material aus Fernost zur Verfügung gestanden hätte. Der Auftaktband hat insgesamt 192 Seiten – davon sind allerdings rund zwanzig Seiten Verlagswerbung für andere Titel. Hiervon also nicht täuschen lassen. Das Cover ist dafür angenehm clean gehalten, ebenso der Buchrücken und die Hinterseite von diesem.
Handlung
Nachdem Moe nach dem Tod ihres geliebten Vaters in den Heimatort ihrer Mutter zurückkehrt, findet sie in diesem zunächst keinen Anschluss. Sie ist einsam und beginnt, sich irgendwie mit dieser Situation arrangieren zu wollen. Gleichzeitig muss sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern, dessen Vaterfigur durch den tragischen Todesfall ebenfalls weggebrochen ist.
Als an ihrer neuen Oberschule eine Brandschutzübung stattfindet, an welcher sie nicht ordnungsgemäß teilnimmt, muss sie von dem gut trainierten Feuerwehrmann Kyosuke von dem Schuldach der Bildungseinrichtung abgeholt werden. Jene Übung ist dringend notwendig, da aktuell ein mutmaßlicher Brandstifter in der Ortschaft sein Unwesen treibt.
Seitdem Moe von dem athletischen Mann auf Händen getragen worden ist, fühlt sie eine seltsame Nähe zu ihm. Obwohl sie ihn erst vor Kurzem getroffen hat, kreisen ihre Gedanken immer weiter um den Helden in Orange. Im Supermarkt soll sie schon bald erneut auf den Mann treffen. Dort ist es der jungen Schülerin zudem möglich, weiteren Kontakt zu Kyosuke aufzubauen.
Einige Tage später. Die verbleibende Mutter der Familie ist spät dran, es ist bereits dunkel draußen. Daher möchten Moe und ihr kleiner Bruder diese von der Haltestelle abholen und ihr somit eine Freude bereiten. Verheerend: Der erwähnte Brandstifter ist in der Nähe. Durch Zufall wird Moe somit Zeugin der Tat und möchte Hilfe rufen… doch da ist es schon zu spät – oder etwa nicht?
Der erste Band führt direkt in die Geschichte ein und verzichtet auf etwaige Vorreden. Auch das Interesse Moes an Kyosuke offenbart sich sehr schnell. Ob es sich dabei um wahre romantische Gefühle oder eher eine Manifestation des Wunsches nach einer Vaterfigur handelt, sollten die Fortsetzungen unbedingt thematisieren.
Natürlich behandelt der Manga auch, ob Moe schließlich Anschluss in der neuen Umgebung und ihrer zugewiesenen Schulklasse findet. So spornt Kyosukes offen-ehrliche Art die bislang etwas eigenbrötlerische Protagonistin Moe an. Diese ist seit der Begegnung mit dem attraktiven Feuerwehrmann Feuer und Flamme für diesen. Doch werden Brandherde normalerweise gelöscht, so auch dieser?
Welche weiteren Entwicklungen der einführende erste Band zukünftig bereithält, bleibt gegenwärtig abzuwarten. Allerdings ist bereits jetzt bekannt, dass die Reihe mindestens zehn Bände umfassen wird. Aktuell befindet sich der Manga im Hiatus. Wann es weitergeht, bleibt abzuwarten. Vorläufig sollte der deutschsprachige Markt jedoch mit genügend Folgebänden versorgt sein, deren Handlung jeweils hoffentlich zu gefallen weiß. Allgemein, so der erste Eindruck des Auftakts, hält dieser noch offenes Potenzial bereit, das es unbedingt zu nutzen gilt.
Zeichenstil
Mit My Boyfriend in Orange publiziert Verlag TOKYOPOP das erste deutschsprachige Werk von Non Tamashima. In Japan arbeitete sie zuvor an wenigen kurzen Projekten. Die vorliegende Serie ist somit ihr bislang größtes Projekt. Zeichnerisch weiß dieses bereits zu gefallen. Es ist allerdings, das sei zu bemerken, ein relativ typischer Shoujo-Stil. Die Illustrationen sind demnach allesamt sehr sauber, nicht skizzenhaft, gehalten. Stellenweise erinnern diese an das Handwerk bereits bekannter Mangaka wie Nana Haruta.
Wenngleich der Stil also wenig Wiedererkennungswert bietet, ist die Arbeit durchaus solide. So ist der Umgang mit Kontrasten wohl geübt und weiß zu gefallen. Ebenso wie das Shoujo-typische Charakterdesign. Sowohl Kyosuke als auch Moe sind beide sehr modern im Stil gezeichnet, jedoch wenig markant gestaltet. Für die vorliegende Geschichte ist dies sicherlich ausreichend.
Ausreichend beziehungsweise mehr als ausreichend ist außerdem der Gebrauch von Rasterfolie. Diese verwendet die Mangaka reichlich, um diverse Effekte zu erzielen. Beispielsweise zur Gestaltung von Hintergründen, Kleidung und der Akzentuierung von Frisuren. Entsprechend gliedert sich der Titel auch diesbezüglich in die Reihe der wenig innovativen Elemente von Shoujo-Manga ein.
Alleinstellungsmerkmal ist die Feuerwehruniform von Kyosuke, das nicht den gängigen Stereotypen hinsichtlich der Bekleidung von männlichen Protagonisten von Romance-Manga entspricht. Aber keine Sorge: Solltest du keine Uniformen attraktiv finden, kannst auch du den Manga unbesorgt lesen. In zahlreichen Szenen tritt Kyosuke zudem in Freizeitbekleidung auf – auch mal ohne T-Shirt.
Mittels der kostenlosen deutschen Leseprobe kannst du dir einen eigenen Eindruck von der Bebilderung des Werks machen. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass diese nicht die tatsächliche Qualität widerspiegelt. Die verlinkte Preview wurde durch den Verlag, vermutlich zwecks Kopierschutz, mit einem Filter überzogen, der das Bild etwas unscharf und grieselig erscheinen lässt.
Einige kolorierte Illustrationen sowie Informationen an die japanischen Leser*innen, teilt die Künstlerin regelmäßig auf ihrem Twitter- und Instagram-Profil, welches wir euch an dieser Stelle gerne empfehlen möchten. Dort berichtet sie sowohl von ihrer Arbeit als professionelle Mangaka als auch über private Veränderungen in ihrem Leben.
Storytelling
Aktuell überwiegen die Comedy-Elemente der Geschichte. So ist es außerdem Tenor des Manga, dass Moe in jeder Episode mindestens einmal durch den Helden gerettet werden muss. Entsprechend befeuert Autorin und Zeichnerin Non Tamashima Geschlechterrollen. Eine starke Protagonistin ist bislang nicht zu erkennen.
Allerdings zeigt Protagonist Kyosuke auch Gefühle, sodass dem Bild des stereotypisch maskulinen Mannes frühzeitig entgegengewirkt wird. Zugleich scheint dieser eine bewegende Vergangenheit zu haben, wie der erste Band an einigen Stellen andeutet. Sicherlich stellt dieser skizzierte innerliche Konflikt die Handlung für zukünftige Bände der Reihe bereit – bekannten Mustern entsprechend.
Bislang ist der Manga relativ episodisch aufgebaut und folgt keiner festen Struktur. Auch der bisherige Cast, mit Ausnahme der beiden Protagonisten, erscheint gegenwärtig noch austauschbar. Dennoch führte man bereits erste Nebenfiguren ein. Inwiefern auch deren Geschichte in den bisher zehn Bänden erzählt ist, bleibt für die Fortsetzungen wohl abzuwarten.
Fazit
Herzklopf-Momente bietet der Manga in seinem Auftakt tendenziell nicht. Stattdessen möchte man mit den zahlreichen komischen Elementen, dem Humor der Reihe, überzeugen. Das Konzept des Helden und der Jungfrau in Nöten wird in diesem Werk allerdings deutlich überrepräsentiert. Es ist unbedingt nötig, dass Hauptfigur Moe lernt, selbstständig auf sich aufzupassen.
Ob ihr diese Entwicklung schließlich gelingen wird, erfahren wir wohl erst in der Zukunft. Aktuell ist sich dagegen am Zeichenstil zu erfreuen. Zwar besticht dieser nicht durch interessante wie originelle Elemente, doch weiß er dem adressierten Publikum sicher zu gefallen. So ist dieser der modernen Shoujo-Norm, könnte man sagen, entsprechend gefasst.
© Non Tamashima / Kodansha Ltd.
Bei etwaigem Interesse an diesem Titel ist zunächst auf die erwähnte Leseprobe erneut zu verweisen. Außerdem ist die beiliegende ShoCo-Card, die unter Umständen zugleich Anreiz zum Kaufen und Lesen des ersten Bandes sein könnte, zu erwähnen. Diese entspricht der Qualität der vergangenen Sammelkarten aus Kunststoff. Der Steckbrief auf der Rückseite von dieser ist in gewohntem Maße informativ.
Abschließend bedanken wir uns bei TOKYOPOP für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars, das diesen Artikel ermöglichte.