Rezension zu „Sauerkraut und Sojasauce“ – nicht nur kulinarisch wertvoll
Bereits vor Veröffentlichung berichteten wir über die erste Manga-Publikation aus dem Mahoroba Verlag. In der folgenden Review möchten wir daher überprüfen, inwiefern unser erprobter Spürsinn für unterstützenswerte Titel bei Yuki Shironos Sauerkraut und Sojasauce richtig lag. Zu diesem Zwecke lasen wir den Einzelband und präsentieren im Folgenden unseren Eindruck zu diesem.
Vorangestellt ist auf die äußerlichen Aspekte der Publikation einzugehen. So umfasst der erwähnte Einzelband 160 Seiten und ist im Großformat von 148 x 210 mm gefasst. Das Papier ist von guter Qualität und zeichnet sich durch die Dicke sowie den weißen Farbton aus. Somit fällt das Gewicht auf 310 Gramm – liegt allerdings angenehm in der Hand.
Die in Deutschland lebende Autorin und Zeichnerin Frau Yuki Shirono fertigte zudem ein Nachwort für die deutsche Publikation an. Preislich sind für den großformatigen Titel zwölf Euro (D) zu entrichten. Mit diesen unterstützt man beim Kauf sowohl einen kleinen Verlag nach der Corona-Krise als auch eine in Deutschland lebende und arbeitende Mangaka.
Handlung
Nachdem Yuki Shirono in Japan ihren deutschen Mann kennenlernte und diesen nach ihrem Studium geheiratet hat, zogen beide in seine Heimat – Deutschland. Zunächst nach Hamburg, später in ein kleines bayrisches Dorf in der Nähe der Landeshauptstadt München. In dieser neuen Heimat, lernt die gebürtige Japanerin nun eine völlig neue Küche kennen, deren Vorzüge wie Schwierigkeiten.
Doch ist auch die Sehnsucht nach Speisen aus ihrer Heimat, Japan, präsent. Allerdings sind viel der benötigten Zutaten relativ schwierig zu beschaffen oder sehr teuer, da auf entsprechenden Fachhandel zurückgegriffen muss. Zwar mag dies bei einigen Komponenten eine Möglichkeit sein, doch sind einige Dinge einfach nicht unter humanen Bedingungen aufzutreiben.
Daher beschließt sie kurzerhand, eine interessante Versuchsreihe zu starten. Ihre Mission: japanische Gerichte mithilfe deutscher – oder zumindest in Deutschland erhältlichen – Zutaten und Mitteln nachzukochen. Dabei gelingen Frau Shirono unter Anstrengungen diverse Produkte einer deutsch-japanischen Fusionsküche. Diese kulinarischen Erfahrungen teilt sie nun auch mit ihrer deutschsprachigen Leserschaft in dem autobiographischen Essay-Comic. Zuvor erschien der Manga bereits in Japan – zunächst online, später als gedrucktes Buch.
Besonders schön zu bemerken ist, dass die vorgeschlagenen Rezepte nicht einer einzigen Gattung entsprechen. So reicht Shirono Ideen für leichte wie sättigende Gerichte an. Außerdem behandelt sie Beilagen und sowie Getränke. Auch eine Gewürzmischung stellt die Künstlerin in ihrem Werk Sauerkraut und Sojasauce vor. Die kulinarischen Geister der Leserschaft sollen somit inspiriert werden.
Dem Einzelband gelingt die zunächst unscheinbar erscheinende Geschichte durch abwechslungsreiche Techniken der Kochkunst aufzuwerten. Zusätzlich trägt das Storytelling, welches wir im Folgenden ebenso besprechen möchten, zu einem insgesamt gelungenen Gesamtwerk bei. Dem vorliegenden Buch aus dem Mahoroba Verlag sind zahlreiche wertvolle Anregungen zu entnehmen, die es zu schätzen gilt.
Gestaltung und Photographie
Wie das Cover von Sauerkraut und Sojasauce bereits andeutet, ist der Essay-Comic in einem etwas vereinfachten Stil illustriert. Dies ist in Japan Standard bei Manga dieser Art und beispielsweise von Kabi Nagatas Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit aus dem Carlsen-Verlag bekannt. Allerdings ist unbedingt darauf hinzuweisen, dass die Zeichnungen in Shironos Werk ausschließlich schwarz-weiß sind.
Diese Farbgebung ist Mangalesern ohnehin bestens bekannt. Insofern ergeben sich daraus keinerlei Probleme. Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass die Visualisierung von Shironos autobiographischen Erfahrungen bewundernswert vereinfacht und trotzdem hochwertig wirkt. Die enthaltenen Comedy-Inhalte sind harmonisch durch die zeichnerische Umsetzung in die Geschichte integriert.
Neben der illustrierten Komponente des Mangas, enthält der Titel zudem eine photographische Abbildung von jedem Gericht. Diese sind einerseits als Serviervorschlag, andererseits aber vor allem für die eigene Vorstellungskraft ungemein vorteilhaft. Jedoch ist leider anzumerken, dass der Druck viele der sicherlich schönen Bilder zu dunkel darstellt. Entsprechend ist es schwierig, die Photographien in vollem Umfange zu genießen. In der digitalen Leseprobe erscheinen jene Photos – im direkten Vergleich – etwas heller.
Die verlinkte deutsche Leseprobe auf der Seite des Mahoroba Verlags zeigt zudem einige Panel aus dem Manga von Yuki Shirono. Dort kannst du dir ein eigenes Bild von dem Innenleben des Einzelbandes machen. Trotz erwähnter Schwächen hinsichtlich des zu dunklen Drucks ist hervorzuheben, dass die gezeichneten Inhalte einwandfrei dargestellt sind und durch ihren Witz zu verzücken wissen.
Storytelling
Wie bereits angedeutet, erachten wir das Storytelling in dem vorliegenden Manga als insgesamt gelungen. Trotz episodischer Abläufe, ist jedes Kapitel durch eine neue Kreation Shironos besonders. Zwar ist der Aufbau der einzelnen Geschichten relativ identisch, doch zieht sich ein fortlaufender Faden durch diese. Der Sommer, Herbst und Winter sind Bestandteile des vorliegenden Titels.
Entsprechend sind auch die Gerichte zeitlich an die damalige Saison angepasst. Das weiß zu gefallen und bestärkt die autobiographische Natur. Neben der Autorin und Zeichnerin selbst, ist zudem ihr deutscher Ehemann eine tragende Figur des Manga. So erläutert dieser einige deutsche Gewohnheiten oder kommentiert Shironos Vorhaben, welche daraufhin stets humorvoll reagiert. Der Unterhaltungswert von Sauerkraut und Sojasauce liegt maßgeblich in jenem Austausch, der wahrlich herzlich an die Leserschaft übermittelt wird.
Nachdem eine Episoden der in Manga-Format gefassten Geschichte vergangen sind, sind die zuvor behandelten Rezepte mit erwähnten Photographien auf Übersichtsseiten aufgelistet. Auf diesen erklärt Frau Shirono in kurzen Kommentaren neben der Zubereitung zudem einige Informationen über die Verbreitung, Verwendung oder Herstellung in Japan. Diese prägnanten Hinweise sind sicherlich lehrreich.
Das gelungene Storytelling ist durchaus der Grund, weswegen die zunächst monoton erscheinende Handlung im Unterhaltungsfaktor angehoben wird. So treffen in Sauerkraut und Sojasauce nun kulinarische und amüsante Passagen zusammen. Auch Koch-Muffel sollten durch jene Elemente durchaus auf ihre Kosten kommen und möglicherweise sogar zum Kochen inspiriert werden.
Fazit
Unsere Spürnase hinsichtlich lesenswerter Werke hat uns somit nicht getäuscht. Der Titel fällt sicherlich in eine Nische, doch verdient er – unserer Ansicht nach – eine wesentlich größere Aufmerksamkeit. Es handelt sich bei Sauerkraut und Sojasauce – Eine Japanerin kocht in der bayrischen Provinz nicht nur um ein Kochbuch in Manga-Form, sondern um einen Bericht der deutsch-japanischen Fusionsküche.
Jener Report der kulinarischen Zusammenschlüsse ist zudem mit einer guten Prise Humor gewürzt und mit stimmigen Zeichnungen abgeschmeckt. Schwächen sind lediglich hinsichtlich des Druckes der Photographien zu bemerken. Aber möglicherweise soll dich dies ja auch nur zum schnellen Nachkochen anspornen, sodass auch du in den realen Genuss der präsentieren Speisen kommst! ?
Abschließend bedanken wir uns zudem herzlich bei Autorin Frau Yuki Shirono für den Manga sowie bei dem Mahoroba Verlag für die Bereitstellung eines Belegexemplars, welches diesen ausführlichen Artikel über ein absolut lohnenswertes Werk ermöglichte.