Besprechung zur Master Edition von Tsutomu Niheis „Abara“
Nachdem Manga Cult schon BLAME! und Knights of Sidonia neu aufgelegt hat, ist zuletzt auch eine Master Edition von Tsutomu Niheis Abara erschienen. Wir haben uns die Sammlerausgabe genauer angeschaut und berichten im Folgenden von unseren Eindrücken.
Ursprünglich wurde die zwei Bände umfassende Kurzgeschichte 2010/2011 von Egmont Manga auf Deutsch herausgegeben. Seit letztem Dezember ist inzwischen eine Hardcover-Gesamtausgabe in den Maßen 16,4 × 24,4 cm im deutschsprachigen Handel. Diese wartet zum Preis von 28,00 € mit einem Umfang von rund 400 Seiten, gedruckt auf wertiges Papier, auf. Sowohl zu Beginn als auch in der Mitte und am Ende sind Farbseiten abgedruckt. Eine E-Book-Fassung wird bislang nicht angeboten.
Inhaltsbeschreibung
Zu einer unbekannten Zeit in einer unbekannten Welt steht die Menschheit kurz vor dem Abgrund. Ein Großteil der ehemaligen Bevölkerung ist bereits tot. Sogenannte Weiße Gauna machen Jagd auf die letzten Überlebenden. Diese mysteriösen Lebensformen sind in der Lage, ihre Zellstruktur zu verändern und rasant an Größe zu gewinnen.
Um der Bedrohung Herr zu werden, wurden vor 600 Jahren die Schwarzen Gauna entwickelt. Mit diesen konnten die Feinde schon einmal zurückgeschlagen werden. Denji ist ein solcher Schwarzer Gauna und soll nun, wider seines eigenen Wunsches, gegen die übernatürlichen Gegner antreten.
Parallel ringen verschiedene Regierungsbehörden um die Kontrolle innerhalb der dystopischen Sphäre …
Visualisierung
Wie BLAME! und Knights of Sidonia lebt auch Abara von starken Schwarz-Weiß-Kontrasten, gepaart mit zarten Grauabstufungen. Durch die äußerst feine Linienführung und das großflächig angelegte Paneling ist eine imposante Optik geschaffen. An Details ist nicht gespart, aufgrund des Maßstabs sind diese teils aber nur angedeutet. Nichtsdestotrotz hinterlassen einzelne Illustrationen, die sich nicht selten über eine gesamte (Doppel-)Seite erstrecken, mächtig Eindruck.
Die Actionszenen sind dagegen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wird mit dem erklärten Seitenaufbau eine hohe Dynamik erreicht, andererseits sind manche Handlungsabläufe nicht oder nur mit Mühe nachzuvollziehen. In jedem Fall kann ein reger Lesefluss erwartet werden, der nicht zuletzt eine Folge der bildfokussierten Darstellung ist. Mit Texten wurde überwiegend sparsam gearbeitet.
Damit sich alle Interessierten einen eigenen Eindruck von dem Manga verschaffen können, stellt das Ludwigsburger Label auf der Verlagswebseite ein paar Innenseiten – darunter die einleitenden Farbseiten – aus dem Werk zur freien Ansicht bereit. Im Handel vor Ort ist der Titel zum Schutz vor Beschädigungen eingeschweißt, Reinblättern ist für gewöhnlich also nicht möglich.
Fazit
Inhaltlich ist Abara mit Sicherheit kein Meisterwerk. Das dystopisch-futuristische Setting bedient sich weitläufig bekannter Elemente, beim Plot ist viel Potenzial durch die komplexe Erzählstruktur verschenkt. Die Strategie, die Geschichte vor allem über die Bilder und weniger mithilfe von Dialogen zu vermitteln, erschwert das Verständnis zusätzlich.
Auch Autor Tsutomu Nihei selbst gibt im beigefügten Nachwort zu, sich die genauen Zusammenhänge innerhalb der Story zehn Jahre nach Original-Veröffentlichung nicht mehr gesamtheitlich erschließen zu können. Stattdessen reicht er der Leserschaft zum Schluss eine Kombination aus seinen Erinnerungen und Vermutungen an, die zumindest ein wenig dazu beitragen, das Werk tiefer zu durchdringen. Trotzdem verbleiben nach dem letzten Kapitel mehrere Fragen offen. Hier gilt es, entsprechendes Interesse vorausgesetzt, eigene Deutungen anzulegen. Etwaige Verbindungen zu Knights of Sidonia unterliegen ebenfalls individuellen Interpretationen.
In Bezug auf die Zeichnungen weiß der Manga durchaus zu begeistern. Das Sonderformat der Master Edition und die gebotene Papierqualität, die sich durch ihre reinweiße Farbe und Rissfestigkeit auszeichnet, verleihen dem Release eine besondere Wertigkeit. Unserer Meinung nach ist Abara allerdings kein Must-Read, sondern primär eine optionale Ergänzung zur eigenen Tsutomu-Nihei-Sammlung.
Abschließend bedanken wir uns bei Manga Cult für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.