Horror-Kurzgeschichten im Hardcover: „Saat der Angst“ – Vorstellung
Wer mit der Luxury Edition von Arina Tanemuras Kamikaze Kaito Jeanne weniger anzufangen weiß oder wem schlichtweg die Laune nach einem etwas düsteren Manga steht, könnte mit der Sammelband-Ausgabe zu Saat der Angst gut beraten sein. Erstmals erschien ein Werk des Horror-Mangakas Masaaki Nakayama in Deutschland. Wir haben dieses auf die sprichwörtlichen Herz und Nieren für euch überprüft.
Das schwarze matte Coverdesign erscheint stilvoll, ebenso die gewählte Schriftart, die dem Genre des Titels atmosphärisch angepasst ist. Die Maske auf der Vorderseite und ein weiteres Motiv auf der Rückseite des rund 400 Seiten umfassenden Buches sind darüber hinaus doppelt veredelt. Sowohl Spot- als auch Relief-Lack finden Verwendung und heben die beiden Abbildungen optisch wie haptisch hervor.
Das großformatige Hardcover wartet zudem mit zahlreichen Farbseiten auf. Die insgesamt vierundzwanzig farbigen Abbildungen, von denen einige auszuklappen sind, sind zu Beginn der Kurzgeschichtensammlung, aber auch in deren Verlauf derselbigen verortet. Designtechnisch wirken diese – ähnlich wie das Coverdesign – sehr minimalistisch. Preislich sind seitens des Verlags 30 Euro (D) angesetzt.
Inhaltsbeschreibung
Bei dem im vergangenen Januar erschienenen Saat der Angst handelt es sich um eine Gesamtausgabe der dreiteiligen Reihe Fuan no Tane, deren Kapitel im Originalen bereits zwischen Oktober 2002 und März 2005 vollständig im Champion RED-Magazin von Akita Shoten veröffentlicht wurden.
Insgesamt beinhaltet die Hardcover-Fassung 72 Kapitel. Teilweise umfassen diese dabei gerade einmal zwei Seiten, entsprechend handelt es sich hierbei um eine Kurzgeschichten-Sammlung. Diese ist zudem thematisch untergliedert. Einer bestimmten Art Überschrift sind dabei jeweils einige solcher Kapitel zugeordnet. Inhaltlich sind Kurzgeschichten mit den folgenden Leitmotiven zu erwarten:
Teil 01 | Teil 02 | Teil 03 |
Schule | In der Öffentlichkeit | Grotesk |
Es verfolgt mich … | Verführer | Gabe |
Besucher | Zu Hause | Hörensagen |
Schatten am Wegesrand | Unheilvolle Begegnung | Schrullen |
Merkwürdig … | Einbildung? | Energische Intervention |
Verschiedene urbane Legenden Japans und andere Mysterien werden innerhalb der einzelnen und nicht miteinander verknüpften Episoden aufgegriffen. Die Protagonisten werden oft nicht vorgestellt, sie sind und verbleiben für die Leserschaft Unbekannte. Die im Vordergrund stehende Prämisse wird innerhalb der prägnanten Erzählung lediglich aufgezeigt, nicht erklärt oder näher behandelt.
Der zuvor benannte Autor stellt in seinen einzelnen Geschichten eine Art Alltags-Horror dar, es handelt sich – mit einer Ausnahme – nicht um ein Werk roher Gewalt oder besonderer Grausamkeit. Viel eher sind die abgebildeten Geschehnisse als grotesk und nur bedingt unheimlich zu beschreiben. Das Gruseln des Publikums ist jedoch sicherlich nicht die primäre Intention hinter der Arbeit.
Im Schlusskapitel wendet sich der zuvor benannte Autor und Zeichner persönlich an die Leserschaft. In einer etwas längeren Episode berichtet er aus seinem zweiten Mittelschul-Jahr. Damals lebte er in einer ländlichen Gegend in Hokkaido, war Mitglied des städtischen Schwimmteams. Als die Mannschaft in Vorbereitung auf den bevorstehenden Sommer-Wettbewerb in eine benachbarte Stadt fährt, kommt es zu einer prägende Begegnung …
Visualisierung
Optisch sind sich die einzelnen Kapitel sehr ähnlich. Die analogen Zeichnungen sind fein in ihrer Linienführung und detailliert ausgearbeitet, um eine Realitätsnähe zu erzeugen. Die Hintergrundgestaltung ist überwiegend an reale Örtlichkeiten angelehnt, wie in klein abgebildete Fotografien zwischen den verschiedenen Handlungen belegen.
Starke Kontraste bereichern die Optik wie die düstere Atmosphäre des Titels darüber hinaus stimmig. Rasterfolie findet zu verschiedenen Gelegenheiten ausgiebig Gebrauch, wirkt in diesem allerdings nicht überreichlich. Die japanischen Soundwords wurden nicht retuschiert, sondern sind glücklicherweise der deutschsprachigen Fassung erhalten geblieben und durch eine daneben platzierte Übersetzung lokalisiert.
Einige wenige Episoden heben sich visuell von dem Beschriebenen ab. Mittels der hier hinterlegten Leseprobe kann ein individueller Eindruck von vier ausgewählten Kapiteln der ersten beiden Teile der Kurzgeschichtensammlung gewonnen werden. Das Buch ist im regulären Handel eingeschweißt, weswegen reinblättern vor dem Kauf zumeist nicht möglich ist.
Zusammenfassung
Inhaltlich sind die einzelnen Episoden zwar nicht durch besondere Tiefe, aber ihren eigenen bizarren Charme geprägt. Diese Sammlung an entsprechenden Kurzgeschichten setzt auf eine Art Alltags-Horror und scheint damit auch im realen Leben greifbar. Die dem Mysteriösen verbundene Leserschaft, wird diese Zusammenstellung schätzen, sofern dieser mit den richtigen Erwartungen begegnet wird. Das Großformat hebt die entzückende Bebilderung gut hervor.
Mit 30 Euro (D) bewegt sich diese Luxury Edition in einem Preis-Segment mit Another und Kamikaze Kaito Jeanne – allerdings ist der vorliegende Umfang mit lediglich rund 400 Seiten um einiges geringer. Die Papierqualität ist im Allgemeinen von zufriedenstellender Güte. Hochglanz-Papier ist allerdings nur den zahlreichen Farbseiten dieser Ausgabe vorbehalten. Die raue Seitenoberfläche des verwendeten Papiers macht einen rustikalen Eindruck, der der Atmosphäre des Titels durchaus zugutekommt. Preislich nicht unbedingt günstig, aber eine gute Investition für all jene, die den japanischen Dorf- und Großstadtmythen in Form kurzer Geschichte näherkommen möchten.
In Fernost sind außerdem zwei Sequel-Serien zu dem Franchise erhältlich. Die Fortsetzung Fuan no Tane + erschien in Japan ab 2007 und umfasst insgesamt vier weitere Bände mit mehr Horror-Kurzgeschichten des Autoren und Zeichners. Seit Februar 2019 veröffentlicht Nakayama nun neue Kapitel unter dem Namen Fuan no Tane* – noch immer im benannten Magazin. Diese wurden in bislang zwei Taschenbüchern zusammengefasst. Es ist nicht bekannt, ob auch diese beiden Manga auf Deutsch erscheinen werden.
Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von Egmont Manga für das unverbindliche Zuschicken eines Belegexemplars!