Review zu „Das Kind, das ich in meinen Träumen sah“ Band 02
Parallel zu den Die Stadt, in der es mich nicht gibt-Nachdrucken veröffentlicht Herausgeber TOKYOPOP mit Das Kind, das ich in meinen Träumen sah zurzeit ein neues Werk von Mangaka Kei Sanbe. Nach unserem Ersteindruck beleuchten wir nun Band 02 der Reihe.
Der zweite Band ist offiziell seit Dezember 2022 erhältlich. Zum Preis von 9,99 € (Print) beziehungsweise 5,99 € (E-Book) wird dabei ein Gesamtumfang von rund 180 Seiten, inklusive einer Farbseite zu Beginn, geboten. In der gedruckten Fassung sind die beiden Coverinnenseiten bedruckt, außerdem wartet der Release mit einer besonderen Veredelung auf: Sowohl Vorder- als auch Rückseite sind teilweise glatt und teilweise matt. Der Riss rechts unten fungiert hier jeweils als Trennlinie.
Inhaltsbeschreibung
Protagonist Senri und sein Zwillingsbruder Kazuto sind in schwierigen Umständen aufgewachsen. Der Vater war Alkoholiker und hat die Familie regelmäßig im Rausch geprügelt. Um seinen jüngeren Bruder vor der Gewalt zu schützen, hat ihn Kazuto wann immer möglich in einer kleinen Vorratskammer versteckt. Obwohl Senri die Schläge dadurch nicht unmittelbar abbekommen hat, nahm er durch die besondere geschwisterliche Verbindung den Schmerz trotzdem deutlich wahr.
In einer verregneten Nacht hat sich alles verändert: Senris Eltern wurden brutal ermordet und sein Zwillingsbruder verschleppt. Für eine Weile spürte Senri, dass Kazuto noch am Leben ist – doch mit einem Schlag versiegte schließlich auch dessen Lebensenergie. Als Verantwortlichen macht Senri einen Mann mit auffälliger Narbe aus, den er den „Feuermann“ nennt.
Um diesen zu jagen und seinen Bruder zu rächen, ist der Oberschüler fest entschlossen, alles Notwendige zu tun. Zur Vorbereitung auf den Tag X, an dem er den „Feuermann“ endlich aufspürt, benötigt Senri Geld. Ehrliche Arbeit wird allerdings kaum vergütet, weswegen er dazu übergegangen ist, sich mithilfe von Rowdys durch Erpressung und Betrug zu bereichern. Genau dieses Geschäftsmodell droht Senri nun, zum Verhängnis zu werden …
Zeichenstil
Das Charakterdesign mit den kantigen Gesichtszügen und den betonten Lippen ist ein nahezu unverkennbares Stilmerkmal von Mangaka Kei Sanbe. Durch eine harte Strichführung und zusätzlichen Bewegungslinien wird der Bebilderung Dynamik verliehen. In Kombination mit dem ausgewogenen Textanteil stellt sich quasi automatisch ein reibungsloser Lesefluss ein – ohne dass die pure Optik die Erzählung dominiert.
Um die beiden Zeitebenen – Senris Kindheit und die Gegenwart – optisch voneinander zu trennen, ist ganz traditionell mit dicken, schwarzen Rändern gearbeitet. Diese zeigen an, dass das Gezeigte in der Vergangenheit spielt. Gleichzeitig verleihen die kräftigten Kontraste dem Manga einen düsteren Flair, der wiederum der gesamten Atmosphäre zuträglich ist. Bildtechnisch steht die Reihe Die Stadt, in der es mich nicht gibt in nichts nach.
TOKYOPOP stellt für Interessierte eine Online-Leseprobe bereit. Mit fast 60 Seiten kann damit das komplette erste Kapitel von Das Kind, das ich in meinen Träumen sah kostenlos gelesen werden. Zu Beginn sind außerdem die einleitenden Farbseiten zu sehen. Alternativ kann im Handel vor Ort reingeblättert werden – der Release ist standardmäßig nicht eingeschweißt.
Fazit
Band 02 knüpft nahtlos an den Cliffhanger aus dem Auftakt an. Im weiteren Verlauf entwickelt sich die Geschichte um Protagonist Senri weiter. Dabei steht vor allem sein fünftes Lebensjahr an der Seite von Zwillingsbruder Kazuto – kurz vor dem dramatischen Zwischenfall – im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden neue Figuren vorgestellt.
Das Mysterium um die Identität des „Feuermanns“ wird nicht direkt behandelt. Der Mangaka legt allerdings spürbar die Grundpfeiler für spätere Enthüllungen. Trotz überschaubarer Handlungsfortschritte ist damit Spannung geboten. Mit Enan, einer Freundin, als eine Art Katalysator wird für Senri Potenzial zur Charakterentwicklung aufgezeigt. Insofern eine gelungene Fortsetzung.
Aktuell ist die genaue Richtung des Mangas nur bedingt abzusehen, Stand jetzt ist Das Kind, das ich in meinen Träumen sah aber durchaus vielversprechend. Unserer Meinung nach ist das Werk für Thriller-Interessierte einen Blick wert. Vor allem Fans von Die Stadt, in der es mich nicht gibt dürften hier gut beraten sein – Kei Sanbes typische Optik, die wir im Übrigen schätzen, wird dann sicherlich auch kein Hindernis darstellen. Der Preis von 9,99 € schränkt die Zielgruppe aus unserer Sicht leider ein, aus Kostengründen empfiehlt sich hier gegebenenfalls das E-Book für 5,99 €.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.