Review zu „Minato's Coin Laundry“, Band 03
In Japan wurde zuletzt eine zweite Staffel der Realserie zu Minato's Coin Laundry angekündigt. Hierzulande erscheint der Manga zu dem Boys-Life-Franchise bei TOKYOPOP. Nachdem wir in der Vergangenheit bereits die ersten beiden Bände rezensiert haben, stehen im Folgenden unsere Leseeindrücke zu Band 03 im Mittelpunkt.
Der dritte Band ist seit Mitte Januar auf dem deutschsprachigen Markt. In dem rund 160 Seiten starken Manga sind sechs Farbseiten, gedruckt auf mattes Papier, sowie eine weitere Bonus-Novel von elf Seiten Länge enthalten. Darüber hinaus wartet die Ausgabe des Hamburger Verlags mit einer dezenten Relieflack-Veredelung auf. Über die gesamte Buchaußenseite hinweg sind einzelne Elemente, etwa der Titel, zu ertasten. Während die Printfassung 7,50 € kostet, ist das E-Book für 5,99 € erhältlich.
Inhaltsbeschreibung
Nachdem der Anfang dreißigjährige Minato seinen stressigen Bürojob gekündigt hat, übernahm er die Münzwäscherei seines Großvaters. Der größte Teil seiner Kundschaft ist längst berentet und stammt aus der umliegenden Nachbarschaft. Zuletzt hatte sich Minato schon an den Alltag in der kleinen Einkaufsstraße gewöhnt, bis mit Shin eine ganz besondere Bekanntschaft in sein Leben getreten ist, die für reichlich Wirbel sorgt.
Beide haben einander im Waschsalon kennengelernt. Nachdem sich Minato gegenüber dem attraktiven Oberschüler versehentlich als homosexuell geoutet hat, gestand ihm dieser nicht nur überraschend seine Liebe, sondern direkt auch sein „sexuelles Verlangen“. Für den aufrichtigen Minato kommt die Beziehung mit einem Minderjährigen allerdings auf keinen Fall infrage.
MINATO SHOJI COIN LAUNDRY © Sawa Kanzume 2021 © Yuzu Tsubaki 2021/KADOKAWA CORPORATION
Doch weil es Minato ebenfalls nicht übers Herz bringt, den Kontakt komplett abzubrechen, bleiben sie Freunde. Während Shin es trotz allem nicht müde wird, seine Gefühle zu betonen, hängt der Waschsalon-Besitzer noch immer seiner eigenen Schulzeit nach. In der Vergangenheit war er selbst in einen älteren Mann, seinen Klassenlehrer Sakuma, verliebt. Genau dieser unterrichtet jetzt Shin, wodurch Minatos alte Wunden neu aufgerissen werden.
Gleichzeitig bietet das überraschende Wiedersehen auf dem Schulfest Gelegenheit, endlich einen Schlussstrich unter jene quälende Zeit zu ziehen. Den Mut zu fassen, das Ganze nach über zehn Jahren noch einmal anzusprechen, fällt Minato jedoch gar nicht leicht. Er grübelt, wie er am besten an die Angelegenheit herantreten kann. Shin bereitet der Annäherungsversuch unterdessen große Sorge. Für ihn stellt Sakuma-sensei ein Rivale, eine ernsthafte Bedrohung, in Sachen Liebe dar …
Zeichenstil
Basierend auf den Originalromanen von Yuzu Tsubaki fertigt Sawa Kanzume die Zeichnungen an. Obwohl für die Manga-Umsetzung einige Szenen aus der zugrundeliegenden Novel gestrichen beziehungsweise verkürzt wurden, gefällt die vorliegende Adaption gut. Der Lesefluss ist merklich dynamisch. Das ist vor allem auf die geordnete Seitenaufteilung und die ausgeglichene Bild-Text-Balance zurückzuführen.
Die einzelnen Umrisse sind mit feinen Linien gezogen, (digital) getuschte Flächen und verschiedene Rasterfolien verleihen der Gesamtoptik die notwendigen Kontraste. Hintergründe sind dagegen nur gelegentlich ausgeschmückt. Mit Blick auf das Charakterdesign ist der erklärte Altersunterschied kaum herausgearbeitet. Minato's Coin Laundry erinnert somit an das von Kanna Kii geschaffene Ein Fremder am Strand-Universum.
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TOKYOPOP stellt allen Interessierten das komplette erste Kapitel inklusive der einleitenden Farbseiten aus Band 01 als kostenlose Leseprobe bereit. Dadurch ist es möglich, sich online einen ersten eigenen Eindruck von der Geschichte und der Bebilderung zu verschaffen. Alternativ kann im Handel vor Ort behutsam reingeblättert werden, der Manga ist standardmäßig nicht eingeschweißt.
Fazit
Band 03 knüpft fast nahtlos an die vorangegangenen Geschehnisse an. Während Shin weiterhin bemüht ist, Minatos Herz zu gewinnen, ist dieser entschlossen, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Indem er mit seiner ersten großen Liebe abschließt, möchte er seine Gefühlswelt befrieden. Ob sich Minato danach einem anderen Menschen auf gleiche Weise öffnen kann, ist dabei aber offen.
Für den Moment lehnt der Waschsalon-Besitzer eine romantische Beziehung zum minderjährigen Shin ab. Damit beweist er einerseits ein gesundes Moralverständnis, andererseits fehlt es seinem Handeln an Reflexion und Konsequenz – schließlich macht er dem Oberschüler durch sein freundliches Verhalten immer wieder Hoffnung. Durch dieses Dilemma wird eine merkliche Erzähltiefe geboten.
Eine Annäherung der beiden Hauptfiguren ist aus Sicht des Publikums, so zumindest unser Empfinden, gewünscht, der Weg dahin hält aber zahlreiche Hürden und Herausforderungen bereit. Die Thematik des Altersunterschieds wird überraschend bedacht behandelt. Dementsprechend glänzt Minato's Coin Laundry gegenüber anderen Titeln. Hier werden die Vorzüge des Boys-Life-Segments, das Wert auf eine langsame wie realitätsnahe Entwicklung legt, besonders deutlich.
Fans von Ein Fremder am Strand und Koimonogatari – Love Stories sind mit dem Manga sicherlich gut beraten. Minato's Coin Laundry besticht wie die zwei genannten Werke durch einen nachvollziehbaren Grundkonflikt, der in seiner Umsetzung zum Nachdenken anregt, sympathische Charaktere und eine Prise Humor. Das ländlich-orientierte Setting rundet die Reihe harmonisch ab.
Außerdem überzeugt das Preis-Leistungs-Verhältnis der deutschsprachigen Fassung: Für 7,50 € sind mehrere Farbseiten und eine Relieflack-Veredelung zu erwarten. Besonderes Highlight ist zudem die elfseitige Bonus-Novel. Original-Autorin Yuzu Tsubaki hat die Kurzgeschichte extra für die Manga-Taschenbuchausgabe geschrieben – und macht damit Lust auf die (hierzulande bislang nicht lizenzierte) Romanvorlage.
TOKYOPOP Deutschland hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem entsprechenden Belegexemplar unterstützt.