So manches Gold glänzt doch: „Golden Sparkle“
Das Boys-Love-Segment erfreut sich auch in den deutschsprachigen Ländern ungebrochener Beliebtheit. So ist es wenig verwunderlich, dass regelmäßig neue Titel aus dem Bereich der sich liebenden Jungen und Männer hierzulande erscheinen. Auch der Hamburger Herausgeber TOKYOPOP veröffentlicht dahingehend regelmäßig neue Manga. Nachdem in dem Verlag zuletzt Anfang Oktober der Einzelband There Are Things I Can't Tell You erschien, folgte nun mit Golden Sparkle ein weiteres Boys-Love-Werk. Wir haben dieses für euch gelesen und berichten.
Wie mittlerweile bereits gewohnt, kostet auch dieser Einzelband 7,99 Euro (D). In dem Gesamtumfang von 208 Seiten sind dabei leider keine kolorierten Inhalte enthalten. Auch vermeintlich kostenfreie Beigaben sind in dieser Veröffentlichung nicht zu erwarten. Lediglich die gold-reflektierende Farbe auf dem Cover sticht positiv hervor. Preislich erscheint die deutsche Ausgabe von Golden Sparkle allerdings bedenklich.
Doch möglicherweise macht der Inhalt sowie dessen Umsetzung dies wett. Dazu im Folgenden mehr.
Inhaltsbeschreibung
Der 15-jährige Himari hat ein großes Problem – mit Frauen. Obwohl er selbst in einem Haushalt mit Mutter und Schwester, aber ohne Vater aufgewachsen ist, wird er mit ihnen einfach nicht warm. Daher beschließt er, mit dem Eintritt in die Oberstufe eine reine Jungenschule zu besuchen. Dort lernt er den gleichaltrigen Gaku kennen, dieser ist ein Mitschüler von ihm und mit 1,90 Meter Größe ein wahrer Hüne von einem Mensch.
Beide Oberschüler freunden sich – trotz Himaris etwas kühler Art – schnell an. Neben ihrem guten Aussehen verbindet die beiden Jugendlichen zudem der schulische Eifer. Sowohl der zierlichere als auch der braunhaarige Teenager brillieren durch ihre guten Noten. Trotz dessen mangelt es Himari an den Kenntnissen aus dem sexuellen Aufklärungsunterricht. Da dieser nie prüfungsrelevant war, hat er diese Stunden in der Mittelschule nicht wahrgenommen. Dies rächt sich nun.
Denn mit Einsetzen der Pubertät verändert sich sein Körper, die körperliche Reifung zum Mann setzt ein. Die durch die Hirnanhangdrüse ausgeschütteten Sexualhormone führen so – neben dem einsetzenden Haarwuchs und Stimmbruch – zur Spermienproduktionen bei Betroffenen. Das unkontrollierte Austreten dieser Flüssigkeit erscheint Himari wie ein ernsthaftes, gesundheitliches Problem. Doch ist er sich unsicher, welchen Arzt er diesbezüglich konsultieren soll. Schließlich vertraut er sich seinem neuen besten Freund aus der Schule, dem vermeintlichen Frauenheld Gaku, mit seiner Unannehmlichkeit an.
Fasziniert wie amüsiert von dem ernsthaft besorgten Himari, nimmt sich dieser der Ursachenforschung und -behebung an. Als die beiden Schüler alleine im von Gaku bewohnten Zimmer eines Wohnheims nahe der besagten Schule sind, kommt es zu einem Kontakt der besonderen Art zwischen den beiden Jugendlichen. Das dadurch geschaffene Vertrauen intensiviert die Beziehung der Protagonisten schließlich …
Zeichenstil
Die optische Umsetzung der beschriebenen Handlung ist mitnichten schlecht. Insbesondere die Charakterdesigns – beispielsweise jenes von dem braunhaarigen Protagonisten Gaku – erscheint wenig generisch; das ist angenehm. Mit einer zarten Linienführung und sanften Grautönen illustriert die Autorin und Zeichnerin, Minta Suzumaru, das Geschehen.
Die Hintergrundgestaltung ist schlicht, aber sticht nicht negativ durch Leere hervor. Ebenso zurückhaltend wirkt der Gebrauch von Rasterfolie. Lediglich hinsichtlich des Leseflusses ist ein Mangel auszusprechen: Die Panelaufteilung der einzelnen Seiten ist zu kleinteilig. Dies bemüht zugleich die Augen und dämpft das Vorankommen beim Lesen unter Umständen ab.
TOKYOPOP Deutschland empfiehlt den Titel aufgrund der relativ freizügigen Darstellung einer reifen Leserschaft ab 18 Jahren. Die sekundären Geschlechtsmerkmale beider Hauptfiguren sind in Umrissen dargestellt und durch wenige weiße Striche zusätzlich überdeckt. Vorbildlich ist die graphische Umsetzung von geschütztem Geschlechtsverkehr zu bemerken – keine Selbstverständlichkeit im Boys-Love-Segment.
Die kostenlose Leseprobe, über welche wir in der Vergangenheit an dieser Stelle berichteten, umfasst 32 Seiten und verschafft somit einen großzügigen Einblick in den Manga. Allerdings ist unbedingt darauf hinzuweisen, dass auf der Preview eine Art Kopierschutz liegt, welcher die Bildqualität entschieden zu vermindern scheint. Das Innere der gedruckten Fassung ist selbstverständlich hochauflösend.
Erzählweise
Mit einer der Handlung – im Wesentlichen – angemessenen Erzählgeschwindigkeit werden die Geschehnisse der Geschichte skizziert. Beide Protagonisten erscheinen – wie auch deren Klassenkameraden, Freunde und Bekannte – sympathisch. Selbiges gilt für die Familie Himaris. Die gelungene Einbindung der Neben- und Randfiguren ist lobend hervorzuheben.
Obwohl der Manga durchaus eine sexualisierte Thematik aufgreift, wiegt der Fokus auf dieser nicht schwer. Zwar entwickelt sich die Geschichte um die Naivität des Protagonisten dahingehend, doch ist nicht zu bemängeln, dass der Inhalt ausschließlich von körperlicher Betätigung handelt. Die Beziehung entwickelt sich nach dem ersten Kontakt langsam und gefühlsbetont weiter; das ist glaubhaft dargestellt.
Verlag TOKYOPOP Deutschland beschreibt die Geschichte als „ehrlich und authentisch“ – trifft dies zu? Bedingt. Obwohl tendenziell zu vermuten wäre, dass ein Jugendlicher in Himaris Alter bereits mit seinem Körper auf diese Art in Kontakt gekommen ist, scheint dies hier nicht gegeben. Begründet wird dies insbesondere mit seinem sozialen Umfeld, in welchem Mutter und Schwester die einzigen Personen sind, die Einfluss auf den Jungen üben. Auch moderne Medien, wie ein Smartphone, besitzt der bisherige Einzelgänger nicht. In einem zeitlich früheren platzierten Setting wäre der Geschichte wohlmöglich eine höhere Authentizität zuzuschreiben gewesen. Unglaubwürdig erscheint allerdings auch die vorliegende Ausführung nicht. Inwiefern „ehrlich“ in diesem Fall zu verstehen ist, wäre separat zu diskutieren.
Fazit
Wenngleich kleinere Schwächen hinsichtlich der Visualisierung zu bemerken sind, besticht Golden Sparkle durch die unschuldige Geschichte, die zwei charmante und glaubwürdige Protagonisten in den Mittelpunkt der Erzählung stellt. Es mag nicht alles Gold sein, was glänzt. Doch ist der Einzelband von Minta Suzumaru durchaus so schillernd in der Güte, wie der Name verspricht.
Preislich erscheint hierbei seitens des Hamburger Herausgebers zwar etwas hoch gegriffen, doch ist dies noch im Rahmen des Verkraftbaren. Zumindest ist mit der goldfarbenen Schrift und Verzierung auf dem Cover ein ansehnliches Highlight der Aufmachung geboten, das es positiv hervorzuheben gilt. Ebenso verweisen möchten wir auf das kostenlose Wallpaper zu dem Titel, welches hier heruntergeladen werden kann.
Abschließend bedanken wir uns bei der Redaktion von TOKYOPOP Deutschland für das Senden eines Belegexemplars, das diese Besprechung ermöglicht. Im offiziellen Webshop des Publishers ist der Band beispielsweise bestellbar. Dort ist auch noch einmal die zuvor verlinkte Leseprobe zu dem Werk hinterlegt.