Ersteindruck zur Light Novel „My Dreamy Realist“
Mit My Dreamy Realist hat der vor rund einem Jahr neu gegründete Verlag Dokico zum ersten Mal eine Light Novel veröffentlicht. Wir haben uns den Auftaktband der RomCom-Reihe, die jüngst eine Anime-Adaption inspiriert hat, genauer angeschaut. Im Folgenden berichten wir von unseren Leseeindrücken.
Neben der Standardausgabe für 19,99 € wird eine auf 150 Exemplare begrenzte Limited Edition zum Preis von 29,99 € angeboten. Diese wartet mit einem Kurzgeschichten-Booklet als Extra auf. Das eigentliche Buch zählt knapp über 200 Seiten, vier Hochglanz-Farbseiten leiten die Geschichte mit einer Figurenübersicht ein. Beide Fassungen sind im Softcover-Großformat, gedruckt auf reinweißes, dickeres Qualitätspapier. Wahlweise ist eine E-Book-Fassung für 9,99 € erhältlich.
Inhaltsbeschreibung
Wataru betrachtet sich als ganz normalen Typ. Das hält ihn allerdings nicht davon ab, der Klassenschönheit Aika, seinem persönlichen Idol, jeden Tag aufs Neue ein Liebesgeständnis zu machen – und immer eiskalt abzublitzen. Seit der Mittelstufe ist das Ganze inzwischen Alltag geworden, längst werden die beiden deswegen für ein Pärchen gehalten.
Erst der laute Aufprall eines Fußballs bringt Wataru zum Grübeln. Auf einmal stellt sich der Jugendliche die Frage nach der Legitimität seines Verhaltens. Rechtfertigt seine Liebe es, den persönlichen Raum einer anderen Person zu verletzen? Wohl kaum. Beim genaueren Nachdenken erkennt Wataru, dass sein aufdringliches Verhalten Aika in Verlegenheit bringt. Um seinen Schwarm nicht weiter zu belästigen, beschließt er daher, auf Distanz zu gehen.
Aika wundert sich über den plötzlichen Sinneswandel. Obwohl sie froh über den gewonnenen Freiraum sein müsste, ist sie doch unzufrieden mit der neuen Situation. Ganz tief in ihrem Inneren genießt die Jugendliche die ihr entgegengebrachte Aufmerksamkeit eigentlich. Als sich Wataru schließlich auch noch mit einem anderen Mädchen zum gemeinsamen Mittagessen trifft, regt sich etwas in Aika …
Storytelling und Bebilderung
Band 01 enthält vierzehn reguläre Kapitel, die jeweils zwischen sechs und vierundzwanzig Seiten zählen. Das 14 Seiten umfassende Bonus-Booklet wartet darüber hinaus mit vier Kurzgeschichten, die in Japan beim Kauf in verschiedenen Shops als Goodies dazugegeben wurden, auf. Innerhalb der Hauptkapitel sind einzelne Sinnabschnitte durch zentrierte Rauten voneinander getrennt, Szenenwechsel werden damit effektiv verdeutlicht.
Die Erzählung setzt sich überwiegend aus Mono- und Dialogen zusammen, ein Großteil wird aus der Sicht von Protagonist Wataru wiedergegeben. Ein zwischenzeitiger Perspektivwechsel rückt zudem die Wahrnehmung von Aika in den Fokus. Obwohl der Handlung dadurch nicht wesentlich mehr Tiefe verliehen wird, ist die Abwechslung durchaus willkommen.
Während Okemaru die Geschichte schreibt, ist Sabamizore mit der Bebilderung betraut. Über den Verlauf hinweg sind, neben den eingangs erwähnten Farbseiten, zehn Illustrationen enthalten. Diese sind in schwarz-weiß und erstrecken sich jeweils über die gesamte Seite. Alle Darstellungen greifen einen ausgewählten Schlüsselmoment auf. Optisch sind diese weder ein Highlight noch ein Grund zur Beschwerde.
Wie für eine Light Novel typisch, ist die Sprache simpel gehalten. Die von Benjamin Leimser verantwortete Übersetzung aus dem Japanischen erscheint zweckdienlich. Interessierte können sich mit der kostenlosen Online-Leseprobe einen individuellen Eindruck von My Dreamy Realist verschaffen. Alternativ kann im Handel vor Ort behutsam reingeblättert werden, der Standard-Release ist nicht eingeschweißt.
Fazit
Inhaltlich ist eine relativ typische RomCom geboten, die auf bekannten Strukturen fußt. Dazu gehören zum Beispiel die stereotypischen Figuren und das in der Schule angesiedelte Setting. Gleichzeitig hat Autor Okemaru im Vereinzelten auch eigene Akzente gesetzt. Mit Wataru wird etwa ein auffallend reflektierter Protagonist in den Mittelpunkt gestellt. Dass dieser zu Beginn in Folge einer kritischen Selbstbetrachtung seine jahrelang bestehende Liebe zu Aika in reine Bewunderung umdeuten möchte, ist dabei ein weiteres unkonventionelleres Story-Element. Bis sich die gesamte Prämisse voll entfaltet, braucht es jedoch ungefähr zwei Drittel von Band 01.
Beim Erzählstil ist auf eine balancierte Mischung aus inneren Monologen und dynamischen Dialogen gesetzt. Gelegentliche Wechsel in der Perspektive erweitern den Blickwinkel auf das Geschehen. Durch die vergleichsweise kleinteilige Kapitelaufteilung gestaltet sich – entsprechendes Interesse an der Thematik natürlich vorausgesetzt – das Lesen überwiegend als kurzweilig. Bei der Visualisierung durch Sabamizore fehlt es uns aber an einem gewissen Wiedererkennungswert.
Für Genre- und Light-Novel-Fans ist My Dreamy Realist sicherlich empfehlenswert, besonderes Highlight ist unserer Meinung nach die Kurzgeschichtensammlung der Limited Edition. Der Aufpreis von zehn Euro ist unter Berücksichtigung der Exklusivität und dem Status von Dokico als Kleinverlag vertretbar. In Sachen Rechtschreibung und Zeichensetzung sind nur kleinere Mängel aufgefallen. An den Buchsatz ist sich gegebenenfalls erst zu gewöhnen. Letzteres braucht Zeit, stellt aber kein unüberwindbares Hindernis dar.
Abschließend bedanken wir uns bei Dokico für die unverbindliche Bereitstellung eines Belegexemplars.
Disclosure: Der Chefredakteur von Manga Passion ist der Inhaber des Verlags. Auf den Inhalt der Review wurde in keinster Form Einfluss genommen.