Vorstellung von „Rûnên“, der Kurzgeschichten-Novel zu „Bound“
Nachdem wir zuletzt die deutschsprachige Ausgabe des Bound-Artbooks Farawa besprochen haben, rücken wir nun einen weiteren Titel aus dem Boys-Love-Franchise von Anne Luise P. in den Mittelpunkt: Rûnên. Dabei handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung in Novel-Form, begleitet von einigen Illustrationen.
Der im Eigenverlag produzierte Release ist aktuell exklusiv über den offiziellen Webshop der Autorin und Zeichnerin erhältlich – auf Englisch. Zum Preis von 20,95 € wird ein Gesamtumfang von rund 110 Seiten, gefasst als Hardcover in den Maßen 15,3 × 21,7 cm, geboten. Gedruckt ist auf merklich hochwertiges Papier, das sich durch seine Rissfestigkeit und reinweiße Farbe auszeichnet.
Inhaltsbeschreibung
In Rûnên –gesprochen /raúnen/ – sind insgesamt zwanzig Kurzgeschichten enthalten, die jeweils zwischen einer halben und vierzehn Seite(n) zählen. Alle Erzählungen sind in chronologischer Reihenfolge abgedruckt und nehmen stellenweise Bezug aufeinander, Kenntnisse aus der Hauptreihe sind vorausgesetzt beziehungsweise sehr empfehlenswert.
Zu Beginn befindet sich ein Zeitstrahl, der die Geschehnisse anhand von markanten Stellen aus Bound einordnet. Auf diese Weise ist für eine unkomplizierte Orientierungsmöglichkeit gesorgt. Die Kapitel erstrecken sich von der Zeit des Kennenlernens von Embry und Kuo über ihre Annäherung bis hin zu der Zeit nach der gemeinsamen Vertragsschließung. Neben Embry und Kuo haben Berinn sowie Aik samt Bruder Benji wiederkehrende Auftritte.
Rûnên © 2020 Anne Luise Pätzke | Foto: © Anne Luise Pätzke
Nach dem Novel-Hauptpart folgen ein vierseitiger Bonus-Comic sowie mehrere Skizzen und ein Nachwort. Ein Teil der Short Stories stehen unter der Bezeichnung Gimma bei der Webplattform tapas zur Verfügung, Interessierte können damit zum Beispiel kostenlos in den Auftakt The Wolf Moon reinlesen.
Storytelling und Bebilderung
Die Novel ist, abgesehen von singulären Begrifflichkeiten, komplett in Englisch verfasst. Unserer Einschätzung nach wird (mindestens) ein sehr gutes B1- oder ein solides B2-Sprachniveau benötigt, um den Text in seiner Gesamtheit erfassen zu können. Im Gegenzug wird ein stilistisch ansprechendes Werk geboten – klar in der Formulierung und abwechslungsreich im Inhalt.
Eine besondere Stärke von Autorin Anne Luise P., das hat sich zuletzt bereits in der Webtoon-Hauptreihe gezeigt, ist der Umgang mit Erotik. In das Geflecht aus Fantasy und Drama sind Elemente besinnlicher Leidenschaft nahtlos integriert; in Text- wie in Bildform. Mitunter ist der Smut recht explizit, daher die Altersempfehlung von ab 18 Jahren für den US-amerikanischen Raum.
Rûnên © 2020 Anne Luise Pätzke | Zeigen der Innenseiten durch Autorin autorisiert
Ausgewählte Szenen sind illustriert. Die Zeichnungen sind divers in ihrer Machart – mal skizzenartig, mal aufwendig ausgearbeitet. Einzelne Darstellung sind (teil-)koloriert, andere in schwarz-weiß. Fans kennen viele der Bilder gegebenenfalls schon aus dem eingangs erwähnten Artbook Farawa, das hierzulande bei altraverse erhältlich ist.
Fazit
Mit Rûnên wird das Bound-Universum sinnhaft erweitert. Die Zusammenstellung beinhaltet zwanzig Kurzgeschichten, die an verschiedenen Punkten innerhalb der übergreifenden Handlung angesiedelt sind, sowie einige Illustrationen. Neben Embry und Kuo treten weitere aus der Hauptreihe bekannte Figuren auf – darunter Aik und Berinn.
Aufgrund der gebotenen Vielfalt werden unterschiedliche Geschmäcker bedient. Inhaltlich sind beispielsweise das Kennenlernen und die Annäherung der beiden Protagonisten interessant, auch Lenten – eine besonders sinnliche Short Story – markiert sicherlich ein Highlight. An leidenschaftlichen Momenten samt passender Bebilderung ist ebenfalls nicht gespart. Ein Paradies für alle, die Smut schätzen.
2 Bilder
Fans von Bound sind, unserer Ansicht nach, hervorragend mit dem Kauf beziehungsweise Lesen beraten. Rûnên ist keinesfalls ein einfaches Spin-off. Ganz im Gegenteil: Es handelt sich nicht etwa um belanglose Nebengeschichten, sondern um eine aktive Vertiefung der bestehenden Strukturen.
Wer des Englischen mächtig ist, darf sich auf einen abwechslungsreichen Schreibstil freuen. Dank des überschaubaren Seitenumfangs der Kapitel ist es, entsprechende Motivation vorausgesetzt, wahlweise auch machbar, die eigenen Sprachkenntnisse durch ein Wörterbuch und/oder einen elektronischen Übersetzungsdienst zu ergänzen. Lohnend ist die damit verbundene Mühe bestimmt. Ob in Zukunft eine deutschsprachige Fassung folgt, verbleibt abzuwarten.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei Anne Luise P. für das Bereitstellen eines Belegexemplars, das diesen Artikel ermöglicht.