XXL Vorstellung: Die Tanuki-Prinzessin – Teil 2
Nachdem wir bereits vergangenen Montag den Auftakt unserer dreiteiligen XXL Vorstellung um Die Tanuki-Prinzessin publizierten, folgt heute der zweite und somit vorletzte Part dieser speziellen Art der Review. Im Folgenden besprechen wir die nächsten drei Bände der Supernatural-Reihe von Mayu Minase und geben zudem einige Informationen über den Handlungsschauplatz Tokushima an euch weiter.
Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass diese Artikel-Serie aus besonderem Anlass von Manga Passion initiiert wurde. So gab der Programmleiter von KAZÉ Manga, Patrick Peltsch, kürzlich im Comicforum bekannt, dass die Lizenz des Titels ausgelaufen ist. Aufgrund schlechter Verkaufszahlen habe man die Reihe nicht verlängert. Wirtschaftlich wäre dies nicht rentabel gewesen, so die Begründung. Aktuell findet der sogenannte Abverkauf statt. Dieser umfasst einen Zeitraum von sechs Monaten und läuft seit Anfang August.
Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Reihe in den nächsten Monaten vom deutschen Manga-Markt verschwinden wird. Auch in gebrauchtem Zustand ist die Reihe eher rar gesät. Wir haben uns daher dem Titel angenommen und möchten erklären, weswegen ein zeitnaher Erwerb der Reihe durchaus lohnenswert sein könnte. Der folgende Artikel geht zunächst auf die deutsche Publikation sowie die Ausstattung des Werks ein. Anschließend schildern wir die Handlung der erwähnten Bände, wiederholen die Vorzüge und Schwächen des Zeichenstils und widmen uns dem Storytelling der Supernatural-Geschichte. Bevor wir daraus ein prägnantes Fazit ableiten, stellen wir euch zudem Tokushima samt einiger Sehenswürdigkeiten vor.
Hinsichtlich der deutschen Publikation ist vor allem das Cover-Design zu loben. Weder das Verlagslogo von KAZÉ, noch der Name der Autorin oder der Schriftzug des Titels unterbrechen die Motive des vierten bis einschließlich sechsten Bandes. Auch die Buchrücken sind harmonisch zueinander entworfen und wissen im Regal durchaus zu gefallen. Die Spines werden jeweils von einem Charakter der Geschichte geziert.
Zudem ist die Außenseite eines jeden Bandes durch Spotlack qualitativ veredelt. Die Rückseite der Bände zeigen beispielsweise Chibi-Darstellungen einiger Figuren – die Inhaltsbeschreibung ist klug platziert. Auf der Innenseite begrüßt jeweils eine doppelseitig bedruckte Farbseite die Leserschaft. Diese zeigt jeweils ein angenehm dezentes Bild auf der einen und das Inhaltsverzeichnis auf der anderen Seite.
Die nachfolgenden Abschnitte enthalten Spoiler zu Band 4–6 von Die Tanuki-Prinzessin!
Handlung
Nachdem Gonsuke das Gedächtnis von Rikus Kindheitsfreundin Momoka durch einen Zauber stark beeinträchtigt hat, verlor diese sämtliche Erinnerungen an Riku. Ebenso ist ihre Vorliebe für das Zeichnen und somit zugleich ihr Wunsch eine Kunstuniversität in Kyoto, einer Altstadt Japans, zu besuchen vergessen. Schließlich sind auch dies Fragmente ihres Lebens, die auf der frühen Begegnung mit Riku basieren.
Der junge Oberschüler fühlt sich für diese Geschehnisse verantwortlich. So ist diese Prämisse aus seiner Verwandtschaft zu den Tanukis entstanden. Entsprechend möchte Riku diese Situation gerne alsbald bereinigen. Allerdings muss er schon bald feststellen, dass der Zauber, auch durch Gonsuke selbst, nicht aufgelöst werden kann. Lediglich er als Tanuki könnte einen Weg zur Rettung finden.
HIMESAMA TANUKI NO KOIZANYOU © Mayu Minase 2014 / Futabasha Publishers Ltd.
Daher beschließt Riku der Mission Tanuki-Rettung seine völlige Aufmerksamkeit zu widmen. Denn nur wenn er einhundert der vom Aussterben bedrohten Tiere aus einer misslichen Lage befreit, kann er zu einem Tanuki werden und das gestellte Problem auflösen. Damit folgt er zugleich dem Wunsch des ersten Kinchos, dem Geist des gegenwärtigen Anführers der Tanukis, die Riku unterstützen.
Erst im dritten Band gelang es den Protagonisten des Werks einen jungen Tanuki, dessen Freunde und Familie einer verheerenden Seuche zum Opfer fielen, in ein neues Netzwerk einzugliedern. Der vierte Band stellt Riku und Miyo, so der Name seiner Tanuki-Verlobten, erneut auf die Probe. Ein junges Tanuki-Weibchen wünscht sich, dass ein ihr lieber Mensch eine wichtige medizinische Behandlung wahrnimmt.
Doch möchte dieser Mann der Empfehlung der Ärzte noch nicht folgen. Zuvor gilt es eine alte Bekanntschaft aus den Jugendzeiten von diesem aufzuspüren. Als Schüler lernte der damalige Junge vor dem Schrein einer lokalen Gottheit eine ebenso junge Frau kennen, mit welcher er regelmäßig die Bekanntschaft suchte. Doch trennten sich die Wege eines Tages plötzlich. Dem Verschwinden seiner ersten Liebe möchte er nun auf den Grund gehen. Anschließend sei er zu einem stationären Aufenthalt bereit, so sagt er.
Es liegt daher nun an Riku und Miyo, das Mysterium um die junge Frau zu entschlüsseln. Ob ihnen dies gelingt und welche weiteren Herausforderungen an die Jugendlichen gerichtet werden, zeigen der vierte bis einschließlich sechste Band der Geschichte. Die Handlung gefällt weiterhin durch die Supernatural-Comedy-Kombination. Die Romance-Elemente sind, der Zielgruppe entsprechend, eher geringfügig vorhanden. Dies ist jedoch nicht negativ gemeint, sondern durchaus als gewisser Vorteil zu betrachten.
Zeichenstil
Im Zeichenstil ist keine wesentliche Verbesserung zu erkennen. Dies war auch nicht zu erwarten. So bezeugten bereits die ersten drei Bände der Supernatural-Reihe, dass Illustratorin Mayu Minase und ihr Assistenten-Team sehr geübt in ihrem Handwerk sind. Der zweiwöchige Veröffentlichungsrhythmus der Reihe wirkte sich demnach nicht auf die Qualität der Optik des neunbändigen Mangas aus.
Entsprechend fassen wir unsere Gedanken hinsichtlich der Visualisierung kurz. Ausführlich ist unser Urteil im ersten Teil der XXL-Vorstellung von Die Tanuki-Prinzessin nachzulesen. Es sei an dieser Stelle auch auf die (japanische) Zielgruppe des Titels hinzuweisen. Entgegen möglicher Erwartungen aufgrund der Cover-Designs, handelt es sich hierbei per se nicht um einen Shoujo-Manga, sondern um einen Seinen-Titel. Man richtet sich somit an ein reifes männliches Publikum, der Demographie folgend.
Diese Zielgruppe spiegelt sich durchaus in den Zeichnungen wider. So verzichtet man auf Funkel- und Glitzerelemente, die bei Nicht-Shoujo-Lesern häufig auf Ablehnung stoßen. Außerdem erscheinen die Illustrationen sehr detailliert, sehr fein – auch dynamische Szenen werden nicht oberflächlich oder in skizzierter Art und Weise dargestellt, wie etwa von diversen Shounen-Titeln bekannt und – leider – gewohnt.
Minase-sensei besticht dagegen sowohl mit präzisen Darstellungen der Vordergründe, als auch zweckdienlichen Hintergrundgestaltungen. Der Gebrauch von Rasterfolie erscheint in den zugrunde liegenden Bänden diesmal deutlich gedämpfter als zuletzt angemerkt. Besondere Aufmerksamkeit ist zudem der Kontrastgebung zu widmen. Diese hoben wir bereits in erwähntem ersten Teil unserer Vorstellung hervor.
Es weiß zu gefallen, wie einerseits die Charaktere und andererseits die Umgebung durch jene präzisen Grau-Abstufungen aufgewertet werden. Mit dieser Technik nähert man sich einem realistisch-naturalistischen Stil an. Lediglich die Verwendung und Darstellung von Magie, die im Übrigen angenehm dezent ausfällt, erinnert gelegentlich an das Genre sowie den fiktionalen Bestand der Geschichte.
Das Highlight ist erneut bei den großflächigen Darstellungen zu bemerken, die stets bravourös ausgearbeitet sind und für einige Sekunden die Leserschaft auf das Gezeigte bannen dürften. Im Gegensatz dazu erscheint die Anordnung der einzelnen Panels wohl überlegt. So laden diese zu einem schnellen Weiterlesen ein. Die Handlung und der Zeichenstil tragen gleichermaßen zu einer besonderen Dynamik bei.
Zusammenfassend weiß die Visualisierung der Geschichte von und durch Profi-Mangaka Mayu Minase also mehr als zu gefallen.
Storytelling
Wie bereits hinsichtlich des Zeichenstils bemerkt, nimmt die Dynamik der Geschichte zu. So befindet man sich bereits mit dem fünften Band der Geschichte in der zweiten Hälfte des Mangas. In dieser fokussiert sich die Gruppe der Helden, die zudem im Verlauf der hier besprochenen Bände erweitert wird, zunächst auf die Tanuki-Rettung. Diese verläuft oberflächlich gesehen relativ episodisch und folgt doch einem roten Faden. Nämlich insofern, als dass das Ziel dieser einzelnen Kapitel bereits vordefiniert ist. Die Serie hat somit einen geplanten Abschluss.
Zugleich thematisiert man den Konflikt mit Rokuemon und dessen Anhängern weiter fort. Somit zeichnet sich ein immer genaueres Bild von den vergangenen Geschehnissen, die der zweite Band bereits angerissen hat. Weitere Tanuki-Persönlichkeiten werden zunehmend in den Blickpunkt der Geschichte gestellt, sodass sich der gesamte Figurencast stimmig erweitert – es wirkt nicht erzwungen oder Ähnliches.
Bereits in diesen drei Bänden ist ersichtlich, dass das Finale näher rückt. Daher ist aktuell davon auszugehen, dass die Planung von diesem vorliegt und die Erzählung nicht überhetzt vollendet wird. Ob dies zutrifft, besprechen wir im dritten und damit zugleich finalen Teil unserer XXL-Vorstellung zu dem Titel Die Tanuki-Prinzessin.
Die Präfektur Tokushima
Zunächst möchten wir euch einige geographische Daten der Region anreichen, bevor wir über Sehenswürdigkeiten zu dieser berichten. Selbstverständlich könnten ganze Bücher über die Region gefüllt werden – wir fassen uns allerdings zum Zwecke eines einführenden Einblicks in den Handlungsschauort von Die Tanuki-Prinzessin kurz. Im Folgenden auch einige Fotos, um das Beschriebene visuell zu unterstützen.
Gesamtfläche | Bevölkerung | Bevölkerungdichte | Wasseranteil | Gemeinden | Landkreise |
4146,80 km² | 728.633 Einwohner | 180/km² | 1,5 Prozent (%) | 24 | 8 |
Dies zu den ungefähren Fakten als tabellarische Darstellung. Tokushima ist also in der Fläche etwa fünffach so groß wie Hamburg und umfasst fast so viele Einwohner wie Frankfurt am Main in Hessen. Die Bevölkerungsdichte ist der von Schleswig-Holstein sehr ähnlich. Den Wasseranteil sowie die Anzahl der Gemeinden und Landkreise ist obsolet zu vergleichen, weswegen wir darauf an dieser Stelle verzichten.
Viel interessanter erscheinen uns hierbei die Sehenswürdigkeiten der Region, welche wir euch prägnant vorstellen möchten. Insgesamt haben wir drei verschiedene Touristen-Attraktionen zur Präsentation ausgesucht. Den Anfang macht hierbei die Naruto-Brücke, die nichts mit Masashi Kishimoto zu tun. Das unter der Brücke befindliche Gewässer bildet eine besondere Stelle. So treffen dort die Strömungen der Seto-Inlandsee auf den Pazifik.
Dadurch entstehen immer wieder Strudel im Gewässer. Diese kann man von der Naruto-Brücke aus betrachten oder von einem Schiff aus der unmittelbaren Nähe observieren. Ein einzigartiges Naturphänomen in der ansonsten eher ruhigen Region. Neben dem Eingang der Fußgängerunterführung erwarten euch zudem zahlreiche Essstände oder Souvenirshops. Somit ein wahrer Touristenmagnet.
Für Liebhaber der Natur und Wanderfreunde gibt es zudem den Berg Tsurugi, eine Art Symbol von Tokushima. Dieser ist zwar gerade einmal 1955 Meter hoch, doch strahlt er in sattem Grün und weiß dadurch die Seele der Menschen zu berühren. Dass die dortige Ökologie noch weitgehend unberührt ist, gefällt auch den dort lebenden Bären.
Der Tsurugi zählt zu den hundert bekanntesten Bergen in ganz Japan und ist Geologen daher bestens bekannt. Auf der Spitze von jenem befindet sich ein Schrein, der zum Beten einlädt. Ob es auf dem Berg auch Tanukis gibt? Das kannst du bei einem Besuch herausfinden!
Im Iya-Tal befinden sich, neben zuvor vorgestellten Berg Tsurugi, zudem eine andere nette Attraktion – ebenfalls mitten in der Natur: die Zwillingsbrücken. Im Japanischen werden diese beiden Übergänge als Oku-Iya Kazurabashi bezeichnet, auch als couple bridge im Englischen bekannt. Die größere der beiden Brücken, die sogenannte „Ehemann“-Brücke (Otto no Hashi), erstreckt sich neben einem kleinen Wasserfall 44 Meter über den Fluss, während die etwas niedrigere „Ehefrauen“-Brücke (Tsuma no Hashi) eine Spannweite von 22 Metern hat. Diese ist nur ein bisschen weiter stromaufwärts gelegen, aber ebenfalls einfach vor Ort zu erreichen.
Die Brücken sind aus Gründen der Sicherheit zusätzlich mit Stahlseilen konstruiert, die in den Naturgewächsen verborgen sind. Eine Erneuerung dieser findet alle drei Jahre statt. Die Brücken sind durch ein Netz von gepflasterten Wanderwegen miteinander verbunden. Diese führen auch zu Campingmöglichkeiten auf der anderen Seite des Flusses. Früher gab es 13 Brücken im gesamten Iya-Tal.
Fazit
Erneut zeigt sich kein Grund, weswegen die Reihe in Deutschland kein Anklang fand. Die Tanuki-Prinzessin ist sowohl handlungstechnisch als auch visuell ein durchaus ansprechendes Werk, sofern animalische Protagonisten kein Ausschlusskriterium darstellen. Im Feeling während des Lesens ist der neunbändige Titel Reihen wie Nisekoi relativ ähnlich – der Romance-Aspekt fällt hier allerdings etwas geringer aus. Dies ist wohl auf den Ort der Publikation, einem Manga-Magazin für Seinen-Werke, zurückzuführen. Die freizügigen Cover deuten ebenfalls in diese Richtung.
Es stehen Action-, Adventure- und Drama-Elemente im Vordergrund der Erzählung. Diese erzählt Frau Minase auf dynamische Art und Weise. Die Struktur der aus jeweils zwanzig Seiten bestehenden Kapitel trägt dazu massiv zu beschriebener Lebendigkeit der Geschichte bei. So ist der/die Leser*in trotz stellenweise eher textintensiven Passagen zum Weiterlesen motiviert – anders als bei anderen Geschichten, deren Kapitel die doppelte oder dreifache Menge an Seiten umfassen und somit bereits durch ihre Seitenanzahl vom fortsetzenden Lesen abhalten.
Jedes nicht verkaufte Exemplar steht potenziell vor der Vernichtung. Dies ist nicht ökologisch. Weiterhin ist die Reihe definitiv zu schade, um sie zu vernichten. Manga Passion und dessen Redaktion ist daher bemüht, an möglichst viele potenziell interessierte, Leser*innen zu appellieren, dieser besonderen Geschichte eine Chance zu geben.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei dem Team von KAZÉ Manga für die Bereitstellung eines Komplettsets der Reihe und die Unterstützung, diese Initiative zu verwirklichen. Es ist nachzuvollziehen, dass die Reihe aus ökonomischen Gründen in ihrer Lizenz leider nicht verlängert werden konnte. Wir hoffen allerdings, dass alle noch verfügbaren Exemplare zeitnah liebevolle Abnehmer finden.