Derbes BL-Omegaverse: „Untouchable“ – Band 01
Immer mehr sogenannte Omegaverse-Manga werden geschrieben wie gezeichnet. Insbesondere das Boys-Love-Segment wird dahingehend stetig ausgebaut – in Japan wie Deutschland. Nach Anna Takamuras Drowning Into the Night und Waku Okudas anti alpha erreichte uns mit Aya Sakyos Untouchable kürzlich ein weiterer freizügiger Titel dieser Art hierzulande. Wir haben diesen für euch gelesen und fassen nachfolgend unsere ersten Eindrücke zu dem neuen Werk der Kuroneko-Autorin zusammen.
Die produkttechnische Verarbeitung überzeugt bereits nach kurzer Prüfung. So ist zu einem Preis von 7,50 Euro (D) ein Gesamtumfang von rund 170 Seiten geboten, welcher dabei insgesamt vier doppelseitig bedruckte Hochglanz-Farbseiten über den Band hinweg beinhaltet – dies ist entschieden über dem gewohnten Standard und sicherlich ein besonderes Highlight dieser Veröffentlichung. Die Außenseite von Untouchable ist matt und ohne weitere Veredelungen gehalten.
Handlung
Die Welt, in der das gegebene Geschehen angesiedelt ist, unterscheidet nicht nur zwischen weiblich und männlich, sondern teilt die Menschen zugleich in drei Kategorien ein. Insgesamt sind somit sechs verschiedene Geschlechter innerhalb dieser fiktionalen Welt zu identifizieren. An der Spitze stehen die Alphas. Diese sind die führenden Mitglieder einer Gesellschaft, gelten als unnahbar und strahlen Führungsstärke aus. Sie werden von allen bewundert. Darunter platzieren sich die sogenannten Betas. Das ist jene Klasse von Menschen, die zahlenmäßig am weitesten verbreitet ist. Sie verfügen über keine besonderen Privilegien oder Fähigkeiten und zählen somit zu dem Durchschnitt.
Die zahlenmäßig wenigsten Individuen sind der Omega-Schicht zuzuordnen. Männer wie Frauen, die dieser Beschreibung zuzuordnen sind, können schwanger werden. In der Vergangenheit wurden sie so lediglich als Gebärmaschinen verstanden. Mittlerweile hat sich die Situation für die Betroffenen zwar verbessert, doch wurde die gesamtheitliche Gleichstellung bislang nicht erreicht. Noch immer sind Omegas gesellschaftlich zu einem gewissen Grad diskriminiert.
Im Geschäftsleben können diese beispielsweise nur schwierig eine Festanstellung erlangen, da die Brunst die erwartete Arbeitsleistung einschränkt. Eine Ausnahme bildete bislang der 26 Jahre alte Hana, dieser ist ein Omega und arbeitet in einer an Starbucks angelehnten Örtlichkeit als Aushilfskraft. Trotz seines Alters ist er bislang nicht in die Brunst gekommen.
Allerdings schwärmt er heimlich für den schwarzhaarigen Floristen Renjaku, der die Café-Filiale frequentiert. Bei jedem Besuch des attraktiven Alphas sind Hana und dessen Beta-Kolleginnen, die ihn ebenfalls für einen Alpha halten, von der unnahbaren Präsenz eingeschüchtert. Nie würde er zu träumen wagen, dem Mann einmal näherzukommen.
Als er sich nach der abendlichen Arbeit auf dem Nachhauseweg befindet, beschließt er, einen Umweg – vorbei an dem Geschäft des erfolgreichen Blumenkünstlers – zu machen. Dort beobachtet er, wie Renjaku mit einem Lächeln auf den Lippen einen Weihnachtsbaum schmückt. Dieser Anblick fasziniert ihn auch noch am nächsten Tag. Dies führt allerdings dazu, dass er sich nicht auf seine Arbeit in dem Café konzentrieren kann, sodass er von dem Personalverantwortlichen schließlich nach Hause geschickt wird, um sich auszuruhen.
Anstatt dieser Aufforderung Folge zu leisten, geht Hana erneut an dem Laden Renjakus vorbei. Plötzlich verspürt er eine ihm unbekannte Hitze in seinem Körper, die er zunächst nicht zuzuordnen weiß. Zu seinem Glück ist gerade der hochgewachsene Alpha, den er bislang nur aus der Ferne bewundern konnte, in der Nähe. Dieser weiß einen zuverlässigen Weg, um das Leid des Omegas zu lindern …
Zeichenstil
In der Visualisierung bleibt Aya Sakyo ihrem – aus Titeln wie der Kuroneko-Reihe und Du willst es doch auch! bekannten – Stil auch weiterhin treu. Die vorhandene Hintergrundgestaltung ist gewohnt unspektakulär; zumeist findet graue Rasterfolie Gebrauch, um die Leere der Panels zu verschleiern. Der Fokus der Darstellung ist auf den Charakterdesigns zu verorten. Die in Szene gesetzten Männer präsentiert die Künstlerin stets im Vordergrund – lange Haare und betonte Wimpern scheinen dabei besondere Vorlieben zu markieren.
Sowohl in Farbe als auch schwarz-weiß finden die Körper der beiden Protagonisten stets besondere Zuwendung – unbekleidet und in Bewegung. Der Leserschaft wird mittels entsprechender Darstellung die sexuelle Lust von dem Alpha und Omega in verschiedenen Positionen, Stellungen und zu verschiedenen Anlässen aufgezeigt. In den ersten Kapiteln sind die primären Geschlechtsmerkmale noch geschickt außerhalb des Sichtbaren oder durch kleine, weiße Linien überdeckt. Im weiteren Verlauf erscheint diese Art der Zensur abgeschwächt. Der Leserschaft ist es so zum Ende des Bandes möglich, das erigierte Glied Renjakus im Wesentlichen zu erkennen. Die Altersempfehlung von 18 Jahren ist aufgrund der Bebilderung dieser höchst lasziven Inhalte keinesfalls ohne Rechtfertigung. Folglich ist der Manga vor dem Erwerb auch eingeschweißt.
Dennoch ist es möglich, kostenfrei in das Werk hineinzublicken. Der Berliner Publisher stellt an dieser Stelle eine deutschsprachige Leseprobe zu dem Auftakt von Untouchable bereit. Somit kann ein eigener Eindruck durch den verlinkten Auszug aus dem ersten Kapitel der Omegaverse-Geschichte gewonnen werden. Die beschriebenen Szenen erotischer Natur beinhaltet dieser – insbesondere im Sinne des Jugendschutzes – allerdings nicht.
Storytelling
Das Omegaverse-Setting ist unter vielen Boys-Love-Lesenden mittlerweile populär. Trotz dessen ist natürlich nicht auf einführende Erklärungen verzichtet, sodass die Geschichte auch von Neueinsteigern in das Segment unproblematisch verstanden wird. Am Ende des Bandes sind darüber hinaus die wichtigsten Begriffe noch einmal zum Nachschlagen aufgegriffen.
Die zuvor beschriebene Erotik des Werks dominiert die dargelegten Geschehnisse merklich. Nicht nur zeichnerisch, sondern auch erzähltechnisch sind die Szenen entsprechend aufbereitet. Renjaku ist in seinem Wortlaut derb, geradezu vulgär – wohl ein Ausdruck seiner Dominanz. Dies entspricht zwar nicht dem gepflegten Sprachgebrauch, doch dient als Symbol der ungezügelten Lust beider Protagonisten.
Perspektivisch verfolgt das Publikum die Geschichte aus der Sicht von Hana. Außerdem führt der erste Band einen rivalisierenden Charakter aus der Vergangenheit des Omegas ein, welcher zudem eine Art verwandtschaftliches Verhältnis zu dem Protagonisten hat. Renjaku verbleibt dagegen unnahbar – seine Emotionen verbleiben unausgesprochen.
Fazit
Der Auftakt von Untouchable beinhaltet die wesentlichen Elemente der zweiteiligen Geschichte. Neben der einführenden Erklärung des Omegaverse-Settings treten beide benannten Protagonisten schnell in Kontakt miteinander – auch auf intimer Ebene, die ein zentrales Element der vorliegenden Geschichte ist. Für den nächsten Band ist außerdem bereits ein entsprechender Konflikt aufgebaut.
Die Zeichnungen sind im Wesentlichen als ansprechend zu beurteilen. Wer an explizitem Material interessiert ist, wird bei dem neuen Titel von Aya Sakyo auf jeden Fall fündig – teilweise ohne optische Zensur. Die verwendete Sprache innerhalb des Mangas unterstützt diese laszive Atmosphäre zusätzlich. In den unschuldigen Part der Geschichte kann hier unkompliziert reingelesen werden.
Wir bedanken uns bei der Redaktion von Egmont Manga für ein Belegexemplar, das diesen Ersteindruck unsererseits ermöglicht.