Besprechung zu „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ – der Romanvorlage von „Memoir of a Murderer“
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Bis zum Jahresende werden die letzten noch lieferbaren Titel aus dem jüngst geschlossenen cass verlag abverkauft. Bei dem Herausgeber für südostasiatische Belletristik und Kriminalliteratur ist unter anderem die deutschsprachige Erstausgabe von Young-ha Kims Aufzeichnungen eines Serienmörders erschienen. Wir haben uns die koreanische Buchvorlage zu dem Film Memoir of a Murderer genauer angeschaut.
Hierzulande ist der von Inwon Park übersetze Titel erstmals im Februar 2020 auf den Markt gekommen. Für das rund 150 Seiten starke Hardcover mit Schutzumschlag und Lesezeichenband sind 20,00 € zu bezahlen. Darüber hinaus sind eine Softcover- und E-Book-Fassung für 12,00 € beziehungsweise 9,99 € beim Goldmann Verlag beziehungsweise dem CulturBooks Verlag erhältlich.
Schauspieler Martin Feifel hat das Hörbuch, produziert vom DerDiwan Hörbuchverlag, eingesprochen. Letzteres ist sowohl auf CD als auch bei Audible verfügbar. Interessierte können Aufzeichnungen eines Serienmörders beispielsweise über Amazon *WERBUNG oder Thalia *WERBUNG beziehen, bei Bestellungen über den stationären Handel empfiehlt es sich gegebenenfalls, die ISBN 978-3944751221 bereitzuhalten.
Inhaltsbeschreibung
Rund ein Vierteljahrhundert ist es her, seit Byongsu Kim seinen bislang letzten Mord begangen hat. Bis heute lebt der ehemalige Tierarzt in dem Haus vor dem Bambushain, in dem viele seiner Opfer begraben sind. Schuld empfindet er nicht, allgemein mangelt es dem inzwischen 70-Jährigen an Emotionen. Einzig Tochter Unhi und die Erinnerungen an seine Taten sind Byongsu Kim heilig.
Als es in der Umgebung zu einer Reihe von Frauenmorden kommt, ist der Senior alarmiert – Unhi scheint genau in das Beuteschema des Unbekannten passen. Per Zufall trifft Byongsu Kim auf einen jungen, attraktiven Mann namens Jutae Park, der in seinem zur Jagd ausgerüsteten Geländewagen unterwegs ist. Ein einziger Blick in dessen Augen verschafft dem Greis sofortige Gewissheit: Sie beide sind von einem Schlag. Der 70-Jährige ist sicher, dass sein Gegenüber der gesuchte Serientäter ist.
Um seine Tochter zu beschützen, beginnt Byongsu Kim, noch einmal einen Mord zu planen. Allerdings gestaltet sich dieses Unterfangen schwieriger als gedacht – schließlich wurde ihm erst kürzlich Alzheimer-Demenz diagnostiziert. Akute Gedächtnisprobleme gefährden die Bemühungen. Außerdem stellt ihn die Unterscheidung von Realität und Wahn zunehmend vor Probleme …
Aufbau & Ausdruck
Bei dem überschaubaren Gesamtumfang von knapp über 150 Seiten wird ohne eine Kapiteleinteilung ausgekommen. Zur Untergliederung einzelner Passagen sind, wie es beispielsweise von Heftromanen bekannt ist, einfache Sternchen genutzt. Auf diese Weise werden Szenenwechsel effektiv hervorgehoben, gleichzeitig sind damit Brüche zur stilistischen Untermalung der demenzbedingten Ausfälle möglich.
Autor Young-ha Kim schreibt einfach, bei der Satzstruktur und Wortwahl wurde auf belanglose Verkünstelungen verzichtet. Entsprechend leicht fällt der Einstieg und die Vertiefung in die Geschichte. Bedingt durch das Setting baut sich innerhalb weniger Seiten Spannung auf. Die teils unfreiwillig komischen Schilderungen des personalen Erzählers lockern die düstere Grundatmosphäre auf und sorgen gelegentlich für ein Schmunzeln.
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Martin Feifel liest Kim Young-ha: „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ | Young-ha Kim: Seid Künstler, jetzt!
Die Übersetzung aus dem Koreanischen wurde von der Germanistin Inwon Park, die als Assistant Professor an der Ewha-Frauenuniversität in Seoul tätig ist, verantwortet. Mit der Ausnahme von einem Tippfehler sind keine Mängel des Lektorats beziehungsweise der weiteren Bearbeitung aufgefallen. Interessierte können mithilfe dieser Download-Leseprobe unverbindlich reinblättern.
Fazit
Von der grundlegenden Prämisse ausgehend verspricht Aufzeichnungen eines Serienmörders große Spannung. In der Tat gelingt es Autor Young-ha Kim schon auf den ersten Seiten, eine Sogwirkung zu kreieren. Die erste Hälfte ist kaum aus der Hand zu legen. Erst danach stellt sich allmählich ein Gespür für die Richtung, in die sich die Handlung bewegt, ein. Obwohl das Ende mit einem gewissen Twist aufwartet, ist der Überraschungseffekt begrenzt. Viel interessanter sind die Details, die nicht weiter ausgeführt werden. Die Leserschaft wird dadurch zu einer zweiten Lektüre eingeladen.
Bedingt durch den fragmentierten Aufbau und den lockeren Schreibstil ist der Roman gut innerhalb weniger Stunden zu lesen – perfekt zum Binge-Reading. Gleichzeitig liegt in den Beschreibungen der Demenz eine gewisse Traurigkeit, die das Gesamtwerk zwar nicht dominiert, aber fortlaufend begleitet. Für das Publikum schwingen dabei Fragen der Moral, vor allem die Frage nach Mitleid und Gerechtigkeit, mit.
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MEMOIR OF A MURDERER - Deutscher Trailer
Bei dem eingangs erwähnten Kinofilm handelt es sich um keine exakte Adaption. Schon bei oberflächlicher Betrachtung sind diverse Änderungen zu identifizieren, die der Geschichte jedoch nicht geschadet haben – im Gegenteil. Nicht zuletzt deswegen empfiehlt es sich aus unserer Sicht, sowohl das Buch zu lesen als auch die Realverfilmung zu schauen. Krimi-Fans werden mit beidem gut unterhalten. Der Preis der Hotlist 2020 sowie die zahlreichen weiteren Platzierungen und Ehrungen kommen nicht von ungefähr.
Der cass verlag hat diesen Artikel freundlicherweise mit einem Belegexemplar unterstützt.