XXL Vorstellung: Die Tanuki-Prinzessin – Finaler Teil
Es folgt der finale Teil unserer XXL Vorstellung zu Die Tanuki-Prinzessin von Mayu Minase. Sicherlich werden sich einige Aspekte wiederholen, doch haben wir auch am Ende dieses Artikels ein kleines Special für euch vorbereitet – zu der tätigen Mangaka. Zunächst jedoch zu unserer Begründung für diese außerordentliche Review-Reihe sowie zur Rezension selbst.
Da im Juli durch einen Beitrag im Comicforum bekannt wurde, dass die Lizenz der Reihe Die Tanuki-Prinzessin nicht verlängert wurde und somit die Reihe nach dem sechsmonatigen Abverkauf aus den Regalen verschwinden wird, nimmt sich die Redaktion von Manga Passion der ausführlichen Berichterstattung an. Keine Manga-Reihe soll ohne Wissen der Leserschaft vom deutschen Markt verschwinden.
Insbesondere ein Titel, der – unserer persönlichen Auffassung nach – so viel Potenzial innehat. Wenngleich es nachvollziehbar ist, dass eine Manga-Serie nicht dauerhaft lieferbar gehalten werden kann, aufgrund wirtschaftlicher Interessen, darf die Kunst nicht vergessen werden. Erwähnter Titel ist aktuell glücklicherweise noch lieferbar. Eine spoilerfreie Review zu den ersten drei Bänden findest du bereits hier.
Dieser Auftakt wurde durch unseren zweiten Part vergangene Woche ergänzt. Dieser umfasst weitere drei Bücher: die Bände mit den Nummern Vier bis schließlich Sechs. Der nun abschließende Abschnitt bezieht sich somit auf die letzten drei Manga der Reihe. Die gesamte Geschichte um Die Tanuki-Prinzessin besteht somit aus insgesamt neun Bänden.
Wie auch bereits die vorherigen Manga aus der Reihe, kostet jeder von diesen 6,95 Euro (D) und wartet mit einer Spotlack-Veredelung auf der gesamten Außenseite der Bücher auf. Zusätzlich beinhalten alle Bände mindestens eine doppelseitig bedruckte Farbseite. Diese zeigt jeweils eine schlichte Illustration auf der einen und das Inhaltsverzeichnis auf der anderen Seite. Selbst die Impressum-Seite ist stimmig verziert.
Das Design der Bände weiß erneut zu überzeugen. Sowohl die Coverillustrationen als auch die Rückseiten und Spines ergänzen sich harmonisch mit den ersten sechs Bänden. Im Regal gibt die Reihe somit ein äußerst stimmiges Gesamtbild ab, dass es an dieser Stelle erneut zu loben gilt. Auch die Rückseite eines jeden Bandes ist vorteilhaft gestaltet. Kein Grund zur Beschwerde hinsichtlich der deutschen Publikation.
Die Beschreibung der Handlung fällt aus Spoiler-Gründen reduziert aus. Wir bitten dies zu entschuldigen.
Handlung
Protagonist Riku ist weiterhin auf der Mission der Tanuki-Rettung. So verlor seine Kindheitsfreundin, für die er seit jungem Alter geschwärmt hat, zuletzt ihre Erinnerungen an ihn. Mit dem Gedächtnisverlust geht zudem ihr Traum, eine Kunstuniversität in Japans Altstadt Kyoto zu besuchen, verloren, da auch dieser Wunsch an Riku geknüpft ist. Beide Figuren kennen sich bereits eine lange Zeit.
Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass der junge Teenager mittlerweile Gefühle für seine Sandkastenfreundin entwickelt hat, die über das Gefühl der Freundschaft hinausgehen. Aufgrund dessen ist er motiviert, Anführer der Tanukis zu werden und die ihm bestimmte Position einzunehmen. Dadurch würde er Kraft erlangen, die es ihm erlauben könnte, den Fluch, den Gonsuke auf die Schülerin legte, zu brechen.
HIMESAMA TANUKI NO KOIZANYOU © Mayu Minase 2014 / Futabasha Publishers Ltd.
Doch trat kürzlich die titelgebende Tanuki-Prinzessin, Miyu, in das Leben des Protagonisten ein. Diese drückt konstant ihre Zuneigung gegenüber Riku aus, die bislang wenig begründet schien. Doch sollen neue Erkenntnisse schon bald die Handlung umfassend erweitern. In Folge steht auch der Oberschüler vor einer wichtigen Entscheidung, bei der er seine bisherigen Gefühle hinterfragen muss.
Zugleich gilt es die Konflikte zwischen den beiden konkurrierenden Tanuki-Parteien, den Anhängern des ersten Kinchos und Rokuemons, zu bereinigen. Die zuletzt angedeutete Intrige zieht sich allerdings plötzlich zusammen. In Folge entstehen noch mehr Hürden für die Helden der Geschichte – die Ereignisse beginnen sich schließlich zu überschlagen.
Nachdem die Handlung in den ersten beiden Bänden zunächst langsam anlief, erreicht die Geschichte im neunten Band ihren fulminanten Höhepunkt. Dieser überrascht nicht unbedingt, aber gefällt durch den runden Abschluss sehr. Die Romance-Elemente des Seinen-Titels nahmen zuletzt zu. Somit sollten auch Liebhaber der romantischen Erzählungen Zufriedenstellung erfahren.
Zeichenstil
Ausbalanciert gestaltet sich die Visualisierung der einzelnen Kapitel. Einerseits bietet jede Episode diverse Blickfänge in Form detailliert dargestellter Figuren, andererseits lässt Zeichnerin Minase ausreichend Raum für Comedy-Elemente, die weniger naturalistisch dargestellt sind. Daraus resultiert eine angenehme Kombination, die uns bereits bei den ersten sechs Bänden positiv auffiel.
Jene erwähnten Bestandteile der Unterhaltung wirken dabei geschickt dem Drama-Aspekt entgegen. Zugleich vermittelt insbesondere die individuelle Mimik der handelnden Charaktere die jeweilige Gefühlslage pointiert. Aufgrund dessen ist auch der etwas kleinere Romance-Aspekt durchaus gut in den Illustrationen wiedergespiegelt. Dabei verzichtet man jedoch nicht auf Fanservice.
Außerdem gefällt die Panel-Aufteilung. Diese trägt zu der besprochenen Dynamik des Werks maßgeblich bei und setzt interessante Akzente. Ebenso stimmig gestaltet sich der Gebrauch der Rasterfolie. Der Umgang mit dieser erscheint, verglichen mit dem Beginn der Reihe, deutlich geübter. Ein weiteres Highlight ist die Kontrastierung, die den verschiedenen Tageszeiten der Handlung angepasst ist.
Unser positiver Gesamteindruck setzt sich somit auch in den finalen Bänden der Supernatural-Reihe erfolgreich fort.
Storytelling
Der Mittelpunkt der letzten drei Bände steht der innere Konflikt Rikus um dessen Gefühle für die beiden Mädchen. Diese Abwägung, welcher der beiden Damen nun seine wahren Gefühle gebühren, fand leider relativ schnell statt. Die Dynamik der Erzählung überschlug sich somit zum Ende der Geschichte. Dies steht in direktem Kontrast zum eher langsamen Auftakt der Handlung.
Weniger negativ, aber zugleich doch zu kritisieren ist zudem die angesprochene Intrige. In diesem Punkt erscheint der Manga zu wenig innovativ, die Inhalte erinnern zumindest an Geschehnisse anderer Erzeugnisse der Popliteratur. In der Ausführung sind diese dennoch als äußert solide zu beurteilen. Insbesondere das Einbringen verschiedener Zeitebenen gestaltet den Teil der Handlung wieder interessant.
HIMESAMA TANUKI NO KOIZANYOU © Mayu Minase 2014 / Futabasha Publishers Ltd.
Mit dem näherkommenden Finale von Die Tanuki-Prinzessin verliert sich zudem zunehmend die episodische Struktur des Mangas. Natürlich ist der Titel auch weiterhin in einzelne Kapitel untergliedert, doch sind diese nun enger verknüpft. Das Ende wird somit adäquat eingeleitet, ist letztlich nur zu prompt. Dennoch ist der Abschluss der Reihe zufriedenstellend. Ein Epilog ist ebenfalls enthalten.
Die Mangaka Mayu Minase
Nachdem wir das Werk nun ausführlich besprochen haben, widmen wir uns – vor dem zusammenfassenden Fazit – zudem der Künstlerin hinter dem Manga Die Tanuki-Prinzessin: Frau Mayu Minase. Diese ist am 28. März 1981 in Tokushima, jenem Handlungsschauort der Geschichte, geboren. Die Geschichte bekam sie daraufhin von ihrem Redakteur in Japan vorgeschlagen.
Bei Recherchen zu der Handlung sprach ein lokaler Fernsehsender die aktuell 39 Jahre alte Mangaka an. Folgend veröffentlichte man in Japan sogar einen kleinen Bericht zu der gezeichneten Serie. Akustisch adaptierte man einen Ausschnitt aus dem Leben von Riku und Miyu zudem als Drama-CD. Auch auf sozialen Medien ist die Autorin und Illustratorin vertreten:
Zum Twitter-Account von Mayu Minase
Wie sie im fünften Band der vorliegenden Reihe berichtet, heiratete sie während der Arbeit an Die Tanuki-Prinzessin und ist mittlerweile mit ihrem Ehemann nach Chiba gezogen. Die besprochene Serie ist im Übrigen nicht ihre erste in Deutschland. Zwischen 2015 und 2017 veröffentlichte KAZÉ Manga bereits ihre achtbändige Kurzgeschichten Sammlung Love Stories.
In Japan arbeitet die Künstlerin noch immer aktiv an neuen Geschichten für ihre Leserschaft. Seit 2019 publiziert sie die Adult-Romance-Geschichte Otto wo Kamu in Shogakukans Gekkan! Spirits-Magazin, einer Seinen-Zeitschrift. Die Reihe umfasst bislang drei Bände. Jener dritte Band wird als Höhepunkt der ersten Staffel beschrieben. Es bleibt abzuwarten, wie es weitergeht.
Fazit: Pro- und Kontraaufstellung
Nun, empfehlen wir die Reihe? Selbstredend. Der Supernatural-Titel mag am Ende ein wenig überstützt erzählt sein, doch gefällt durch das runde wie harmonische Ende. Frau Minases Zeichnungen visualisieren das Geschehen darüber hinaus äußert stimmig. Der Seinen-Titel vereint Action und Romance auf eine gelungene Art und Weise. Keines der beiden Elemente ist unverhältnismäßig fokussiert.
Die neun Bände sind aufgrund ihrer Dynamik relativ kurzweilig, dennoch spart die Reihe nicht an einer gesunden Menge Hintergrundinformationen. Zugleich reicht der Manga einen Einblick in die japanische Mythologie der Tanukis an. Besteht also Interesse an japanischer Folklore, ist der Manga sicherlich ein oder zwei genaue Blicke wert – es müssen ja nicht immer Fuchsgeister sein. ?
Jedes nicht verkaufte Exemplar steht potenziell vor der Vernichtung. Dies ist nicht ökologisch. Weiterhin ist die Reihe definitiv zu schade, um sie zu vernichten. Manga Passion und dessen Redaktion ist daher bemüht, an möglichst viele potenziell interessierte, Leser*innen zu appellieren, dieser besonderen Geschichte eine Chance zu geben.
Abschließend bedanken wir uns herzlich bei dem Team von KAZÉ Manga für die Bereitstellung eines Komplettsets der Reihe und die Unterstützung, diese Initiative zu verwirklichen. Es ist nachzuvollziehen, dass die Reihe aus ökonomischen Gründen in ihrer Lizenz leider nicht verlängert werden konnte. Wir hoffen allerdings, dass alle noch verfügbaren Exemplare zeitnah liebevolle Abnehmer finden.